Fakten-Check

Nein – Facebook will die Massen nicht mit kostenpflichtigen Gruppen mundtot machen

Das US-amerikanische soziale Netzwerk testet ein Abo-Modell für manche Facebook-Gruppen. Gruppen-Administratoren können Geld von den Mitgliedern verlangen. Das ist jedoch kein Muss.

von Jacques Pezet

Eine Figurine steht vor dem Logo des sozialen Netzwerks Facebook auf einem gebrochenen Bildschirm eines Smartphones.© JOEL SAGET / AFP

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Übertriebene Schlagzeile. Es handelt sich nur um eine Testphase. Die Gruppen-Administratoren entscheiden selbst, ob sie eine Gebühr verlangen oder nicht.

Am 23. Juni 2018 veröffentlichte die Webseite „Index Expurgatorius“ den Artikel „Die Massen sollen mundtot gemacht werden“. Der Text wurde aber nicht von dem Blog geschrieben, sondern komplett aus einem Artikel von „Chip.de“ kopiert. Nur die Schlagzeile änderten die Autoren ab. Bei „Chip.de“ hieß die Original-Überschrift: „Facebook testet neues Abo-Modell: Mitglieder in Gruppen sollen zahlen“.

In den Kommentaren des Artikels von „Index Expurgatorius“ kann man lesen, dass andere Blogs wie „volksbetrugpunktnet“, „mindcontrol2017“ oder „treueundehre“ den Text mit dem Titel von „Index Expurgatorius“ auf ihren Webseiten weiter verbreiten.

Manche Admins können ihre Facebook-Gruppen kostenpflichtig machen

Am 20. Juni 2018 veröffentlichte Facebook eine Pressemitteilung, in der Alex Deve, Gruppen-Manager bei Facebook, schreibt: „Gruppenadministratoren bauen sichere und unterstützende Gemeinschaften auf, in die Menschen jeden Tag zurückkehren. Wir wissen, dass Admins ihre Zeit und Energie investieren, um ihre Gruppen zu erhalten. Und einige haben uns gesagt, dass sie gerne Tools hätten, um ihnen zu helfen, weiterhin in ihre Gemeinschaft zu investieren und ihren Mitgliedern mehr zu bieten. Heute testen wir Abonnements mit einer kleinen Anzahl von Gruppen, um weiterhin Gruppenadministratoren zu unterstützen, die diese Communities leiten.“

Auf seiner persönlich Facebook-Seite teilte Alex Deve einen Artikel der Tech-Nachrichtenwebsite „Techcrunch“ zu der Facebook Neuerung. In dem Artikel steht zu den Abo-Kosten: „Gruppenadministratoren können 4,99 bis 29,99 US-Dollar pro Monat für den Zugriff auf spezielle Untergruppen mit exklusiven Posts verlangen.“

In keinem Moment schreibt Facebook, dass alle Facebook-Gruppen kostenpflichtig werden. Die eigentliche Neuigkeit ist, dass Admins für manche Teile von Gruppen Abos verkaufen können. Unverständlich bleibt, wie „Index Expurgatorius“ zu der Schlussfolgerung kommt, dies sei ein Versuch die Massen „mundtot“ zu machen.

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In diesen Gruppen wird der Artikel geteilt.

Ein Beispiel: Der Artikel von „Index Expurgatorius“ wurde laut der Monitoring App Crowdtangle in den Facebook-Gruppen „Politisches Chaos in Deutschland und Europa“ und „Viktor Orban Fanclub“ gepostet. Würden die Administratoren dieser Gruppen die Möglichkeit dazu bekommen, könnten sie 29,99 US-Dollar pro Monat für die Nutzung verlangen. Sehr wahrscheinlich würden manche Mitglieder kein Geld bezahlen wollen und so würden die geteilten Artikel weniger Menschen erreichen. Damit hätten die Gruppen-Administratoren sich freiwillig selbst „mundtot gemacht“. Die Schuld würde dann nicht Facebook tragen, sondern der Admin, der sich dazu entschieden hat, Gebühren zu verlangen.