Faktencheck

Ja, 30 neue Berliner Elektrobusse kosten jeweils 600.000 Euro und werden mit Diesel geheizt – doch die Klimaanlage ist elektrisch

Ein auf Facebook geteiltes Bild kritisiert die neuen Elektrobusse der Berliner Verkehrsbetriebe. Sie seien deutlich teurer als Dieselbusse, aber ihre Heizungen und Klimaanlagen würden weiterhin mit Diesel betrieben. Diese Informationen sind richtig – bis auf eine Ausnahme.

von Nina Breher

BVG Pressetermin Vorstellung neue Elektrobusse mit Svenja Schulze (Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit), Andreas Scheuer (Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur), Ramona Pop (Senatorin für Wirtschaft, Energie
Die neuen Elektrobusse: links das Modell von Mercedes, rechts das von Solaris. Jede der Firmen liefert 15 Busse. (Foto: BVG/Andreas Süß)
Bewertung
Größtenteils richtig
Über diese Bewertung
Größtenteils richtig. Die ersten 30 Elektrobusse der BVG sind mit durchschnittlich 600.000 Euro pro Stück teurer als vergleichbare Dieselbusse, und bei niedrigen Temperaturen heizen die aktuellen E-Busse mit Diesel. Die Klimaanlagen sind jedoch elektrisch.

Der Beitrag eines Facebook-Nutzers vom 7. Juni 2019 wurde bisher über 5.000 Mal geteilt. In einem Bild wird behauptet, die Stadt Berlin habe sich „30 neue Elektrobusse für 600.000 Euro pro Stück“ gekauft. „Herkömmliche Dieselbusse kosten mit 200.000 Euro pro Stück weit weniger.“ Außerdem würden „Heizungen und Klimaanlagen in den neuen Elektrobussen (…) mit Diesel betrieben.“ CORRECTIV hat diese Aussagen überprüft.

Der auf Facebook geteilte Beitrag. Laut BVG-Sprecher handelt es sich bei den abgebildeten Bussen „zwar auch um E-Busse, allerdings um die aus dem alten Pilotprojekt ‚E-Bus Berlin‘, das 2015 begann.“ (Screenshot: CORRECTIV)

Tatsächlich hat Berlin am 27. März 2019 neue Elektrobusse vorgestellt, wie aus einer Pressemitteilung der BVG hervorgeht. 30 Fahrzeuge sollten noch in diesem Jahr in Betrieb gehen. Mehrere Medien berichteten darüber, darunter die Berliner Zeitung und rbb24.

Durchschnittlich 600.000 Euro Anschaffungskosten pro Bus

Der in dem Facebook-Beitrag genannte Preis von durchschnittlich 600.000 Euro pro Bus stimmt. „Das Investitionsvolumen für die ersten Serien-E-Busse beläuft sich auf rund 18 Millionen Euro“, so die BVG in der Pressemitteilung. Daraus ergibt sich ein Durchschnittspreis von 600.000 Euro pro Bus.

Auszug aus einer E-Mail eines BVG-Pressesprechers. Hinter den Bulletpoints befinden sich die Rechercheergebnisse von CORRECTIV, darunter jeweils die Antwort des Pressesprechers. (Screenshot: CORRECTIV)

Dieselbusse mit etwa 250.000 Euro pro Stück deutlich günstiger

Dass die herkömmlichen Dieselbusse in der Anschaffung günstiger waren, geht aus einer Schriftlichen Anfrage des SPD-Wahlkreisabgeordneten Tino Schopf an das Abgeordnetenhaus Berlin hervor: „Für Dieselbusse betragen die Anschaffungskosten nach Auskunft der BVG etwa 250.0000 Euro für Eindeckomnibusse und etwa 350.000 Euro pro Fahrzeug für Gelenkomnibusse.“ Das teilte Jens-Holger Kirchner von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz am 22. Januar 2018 mit.

Die Angabe auf dem Bild, ein Dieselbus koste „200.000 pro Stück“, ist also etwas niedrig gegriffen. Dass der Preis deutlich niedriger war als für die Elektrobusse, ist korrekt.

Heizungen bei Kälte mit Diesel betrieben, Klimaanlagen elektrisch

Ein BVG-Pressesprecher teilt auf CORRECTIV-Anfrage per Mail mit: „Die Heizungen dieser 30 Busse werden mit Diesel betrieben, eine elektrische Heizung ist nicht verbaut. Allerdings wird erst ab einstelligen Temperaturbereichen (ca. fünf bis acht Grad Außentemperatur) mit Diesel zugeheizt. Bis dahin erfolgt die Beheizung des Busses über einen Bremswiderstand.“ Das gelte jedoch nur für die 30 Busse, die derzeit ausgeliefert werden. Weitere Busse, die ab 2020 geliefert werden, „werden keine Diesel-, sondern eine Elektroheizung haben. Diese Fahrzeuge sind dann zu 100 Prozent lokal emissionsfrei.“

Die Klimaanlagen der 30 Busse hingegen werden elektrisch betrieben, so der Pressesprecher.