Faktencheck

Unbelegt: Es ist nicht klar, ob die Batterie eines Tesla-Autos explodierte 

Dominik Freymuth fuhr mit seinem Tesla-Elektroauto in Österreich gegen einen Baum, kurz darauf fing das Auto an zu brennen. Der Fahrer sagt, er habe Explosionen aus dem Auto heraus gehört. Diese sind allerdings nicht belegbar, da eine unabhängige Experteneinschätzung fehlt.

von Joana Splieth

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Es ist unklar, ob etwas in dem Tesla-Auto explodierte. (Symbolbild: Vladyslav Topyekha / Pixabay)
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Unbelegt. Es ist nicht belegbar, ob es eine Explosion am Elektroauto von Dominik Freymuth gab, und falls ja, was die Ursache gewesen sein könnte.  

In einem Artikel der AfD-nahen Zeitung Deutschland-Kurier vom 18. November wird behauptet, dass ein Tesla-Elektroauto explodiert sei. Die Überschrift des Artikels lautet: „Tesla-Explosion: Schrotthändler verweigern Abnahme des giftigen Wracks“. Laut dem Analyse-Tool Crowdtangle wurde er mehr als 2.300 Mal über Facebook geteilt. 

Im Text geht es um einen Unfall mit einem Tesla-Elektroauto am 4. Oktober 2019 zwischen Kössen und Walchsee in Österreich. Es wird behauptet, dass das Auto dabei explodiert sei. Danach habe es drei Tage lang in einem Wassercontainer liegen müssen, damit sich die Lithium-Ionen-Batterie nicht permanent neu entzünde. Schrotthändler hätten sich zudem geweigert, das Wrack zu entsorgen, da sie giftige Substanzen vermuteten. Als Quelle ist ein Artikel des Österreichischen Rundfunks (ORF) vom 13. November 2019 angegeben. 

Nach unserer Recherche lässt sich weder belegen noch verneinen, ob etwas an dem Auto explodiert ist. Es brannte jedoch in der Tat größtenteils aus und wurde von der Feuerwehr drei Tage in einen Wassercontainer gelegt. 

Der Artikel im Deutschland-Kurier wurde mehr als 2.300 Mal über Facebook geteilt. (Screenshot: CORRECTIV)

Der Besitzer des Autos sagt, er habe drei Explosionen gehört

Der Besitzer des Autos, Dominik Freymuth, berichtete CORRECTIV auf Anfrage per E-Mail, dass er am 4. Oktober 2019 um ca. 9:45 Uhr mit ungefähr 60 Kilometern pro Stunde gegen einen Baum gefahren sei. Ein anderer Autofahrer habe ihm nach dem Unfall aus dem Fahrersitz geholfen. Kurz danach habe es die erste Explosion gegeben. Zu dem Zeitpunkt wären sie noch am Auto gewesen, das sich danach sehr schnell mit Rauch gefüllt und angefangen habe, zu brennen. Bis der Rettungshubschrauber angekommen sei, habe es zwei weitere, schwächere Explosionen gegeben, sagte Freymuth. 

In mehreren Medienberichten wurde anschließend vermutet, dass die Batterie ausgebrannt oder explodiert sei und sich erneut entzünden könnte. Die Brandgefahr erachtet auch der Experte Wolfgang Sigloch, Pressesprecher für den Automobilteil der Prüfgesellschaft Dekra, als plausibel, wie er CORRECTIV per E-Mail schrieb. 

Der Elektroauto-Experte Wolfgang Sigloch von der Dekra erklärte uns in einer Mail, dass Antriebsbatterien von Elektroautos in der Lage sind, sich wiederholt zu entzünden, auch wenn sie bereits gelöscht wurden. (Screenshot: CORRECTIV)

Das Auto sei später gelöscht worden und in einem Wassercontainer der Freiwilligen Feuerwehr Schwaz für drei Tage zwischengelagert worden, bestätigte uns die Feuerwehr am Telefon. Das sei eine gängige Praxis im Umgang mit verunglückten Elektroautos. Die Behauptung, dass der Tesla in einem Wassercontainer liegen musste, stimmt also. 

Ein Unfall mit langem Entsorgungsmarathon

Daraufhin lag das Autowrack mehrere Wochen in einer KFZ-Werkstatt in Walchsee, wie uns deren Betreiber Georg Greiderer per E-Mail bestätigte. In seiner Werkstatt habe der Tesla von Mitte Oktober bis Ende November 2019 auf eine ordentliche Entsorgung gewartet. Lokale Entsorgungsunternehmen wie die Freudenthaler GmbH wollten das Wrack nicht entsorgen – Ingeborg Freudenthaler erklärte uns die Entscheidung der Firma in einer E-Mail damit, dass „das Gefahrenpotential für uns nicht abschätzbar war“.

Freymuth sagte uns, dass am 20. November 2019 drei Tesla-Mitarbeiter zu der Werkstatt in Walchsee gekommen seien, um die Batterie aus der Karosserie zu trennen. Sie hätten allerdings keine Genehmigung gehabt, die Batterie vor Ort zu öffnen, weshalb Freymuth sie nach eigener Aussage nur oberflächlich betrachten konnte. Einen Tag später sei die Antriebsbatterie in einer Spezialbox zu der Recyclingfirma SEDA gefahren worden. Das restliche Wrack sei von dem Recyclingunternehmen Mensch Umwelt Technik – Entsorgung GmbH abgeholt worden. 

Das Wrack ohne Batterie wird von der Firma Mensch Umwelt Technik abgeholt. (Foto: Dominik Freymuth)

Entsorgungsfirma vereinbart Stillschweigen mit Tesla

Die Firma SEDA hat laut einer Pressemitteilung vom 21. November mit Tesla „Stillschweigen über das weitere Vorgehen vereinbart“. Die Batterie wurde dem Unternehmen demnach zu „Forschungs- und Entwicklungszwecken“ übergeben. Falls es also ein Untersuchungsergebnis gibt, ob die Lithium-Ionen-Batterie tatsächlich explodiert oder verbrannt sein könnte, wird es wohl keine öffentliche Erklärung dazu geben.

Die Firma SEDA vereinbarte mit Tesla Stillschweigen über den Untersuchungsprozess der Antriebsbatterie. (Screenshot: CORRECTIV)

Experten können nur Vermutungen anstellen

Wir baten die Experten Dr. Matthias Dürr vom Kompetenzzentrum für Elektromobilität NRW und Wolfgang Sigloch von der Dekra um ihre Meinung. Beide erklärten uns, dass sie sich zu dem Autounfall von Dominik Freymuth nicht äußern könnten, da eine Ferndiagnose nicht möglich sei.

Es sei schwierig, zu sagen, was als erstes gebrannt habe, meinte Sigloch. Bei einer Batterieentzündung müssten viele Szenarien in Erwägung gezogen werden: „Zündung innerhalb des Batteriegehäuses durch Zelldefekt, Defekt im Batteriemanagementsystem, Probleme bei der Verarbeitung […], äußere Krafteinwirkung […], Zündung durch äußere Beflammung des Batteriegehäuses […], mechanischer Defekt […]“ und so weiter. 

Er erklärte uns, dass es sich hier um einen Unfallfolgebrand handele, bei dem meistens kein genaues Gutachten über die Brandursache erstellt werde, „da sich eine Brandentstehung eindeutig mit dem Unfallereignis erklären lässt“.

Wolfgang Sigloch kann uns in seiner E-Mail nur generelle Fragen beantworten, da er keine Ferndiagnose zu diesem Fall stellen möchte. (Screenshot: CORRECTIV)

Tesla bestreitet eine Explosion der Batterie

Tesla teilte uns mit, dass weder das Auto noch die Batterie explodiert seien, da der sichtbare Schaden der Antriebsbatterie minimal gewesen sei.

Dominik Freymuth sagte uns, dass er nach dem Unfall nie etwas von Tesla über die mögliche Brand- oder Explosionsursache erfahren habe. Tesla habe ihm lediglich telefonisch ungefähr Folgendes mitgeteilt: „Weil das Auto tagelang im Wasser lag, lässt sich der Brand wahrscheinlich nicht mehr rekonstruieren.“

Ein Foto soll beweisen, dass die Batterie nicht gebrannt hat

Wir werden von Tesla auf zwei Artikel (OE24 und T3N) von Ende November verwiesen. In beiden wird behauptet, dass ein Experte bestätigt habe, dass die Batterie nicht verbrannt oder explodiert sei. Der Name des Experten wird nicht genannt. Stattdessen verweisen die Texte auf ein Foto der Batterie, nachdem sie aus dem Wrack entfernt wurde. Das Foto stammt von einem Artikel der österreichischen Webseite Auto und Wirtschaft. Er ist hinter einer Paywall verborgen, das Foto ist darin aber trotzdem zu sehen.

Es wurde von Georg Greiderer von der Autowerkstatt in Walchsee aufgenommen. Er und Dominik Freymuth bestätigen uns per E-Mail, dass das Bild tatsächlich von dem besagten Fahrzeug stammt. 

Obwohl die Batterie auf dem Foto relativ intakt aussieht, können wir die Behauptung, sie sei explodiert oder habe gebrannt, weder bestätigen noch negieren. 

Auf der Seite von Auto und Wirtschaft lässt sich ein Foto von Georg Greiderer finden, auf dem die Autobatterie zu sehen ist, nachdem sie aus dem Wrack herausgetrennt wurde. (Screenshot: CORRECTIV, Foto: Georg Greiderer)

Generelle Auskünfte zur Sicherheit von Elektroautos

„Testergebnisse und Praxiserfahrungen mit Elektrofahrzeugen zeigen, dass keine größeren Gefahren bei Elektroautos auftreten als bei konventionellen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor“, schrieb uns Wolfgang Sigloch. Bevor Elektrofahrzeuge in Europa zugelassen werden würden, müssten sie eine Reihe von Tests durchlaufen, die eine Explosionsgefahr ausschließen könnten. Die Explosion eines kompletten Elektroautos sei ebenso wenig möglich wie die eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor.

Wolfgang Sigloch erklärt, warum Elektroautos in der Regel nicht explodieren (Screenshot: CORRECTIV).

Matthias Dürr vom Kompetenzzentrum für Elektromobilität NRW erklärte uns zudem: „Es ist jedoch auch Tatsache, dass Rettungskräfte, wie Feuerwehren, noch wenig Erfahrung mit verunfallten Elektroautos und insbesondere mit beschädigten oder brennenden Batterien haben. Hier ist es notwendig, dass entsprechende Handlungsempfehlungen ausgearbeitet werden und entsprechendes Lösch- und Bergungsmaterial den Feuerwehren zur Verfügung gestellt wird.“

Tesla hat deswegen Informationen für Rettungskräfte herausgegeben, um diese besser zu schulen. 

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