Faktencheck

Coronavirus: Warum es bei der Lieferung von 200.000 Masken aus der Türkei nach Italien Probleme gab

Ein Facebook-Nutzer behauptet, die Türkei habe Italien in der Corona-Krise geholfen, aber niemand würde darüber berichten. Die italienische Luftwaffe habe 200.000 Masken und medizinische Geräte in der Türkei abgeholt. Diese Darstellung ist irreführend, weil Kontext fehlt.

von Alice Echtermann

Schutzmaske gegen Coronavirus
Italien hat Masken in der Türkei gekauft – doch die Lieferung wurde zwei Wochen lang blockiert. (Symbolbild: Pixabay / Orna Wachman) 
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Teilweise falsch
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Teilweise falsch. Es fehlt Kontext. Italien hat 200.000 Masken in der Türkei gekauft.  

In einem Facebook-Post am 22. März behauptet ein Nutzer, die italienische Luftwaffe habe 200.000 Masken, Corona-Testkits, Beatmungsgeräte und anderes medizinisches Material in der Türkei abgeholt. „Die Türkei hat geholfen und keiner will es wissen! Was für eine traurige Welt unsere Medien uns verkaufen!“, schreibt er. Der Beitrag wurde bereits mehr als 7.900 Mal geteilt. 

Der Nutzer lässt hier jedoch relevanten Kontext weg, wodurch ein falscher Eindruck entsteht. 

Facebook-Beitrag über die Türkei
Der Facebook-Beitrag vom 22. März. (Screenshot am 24. März: CORRECTIV)

Laut einem Bericht der italienischen Zeitung Corriere vom 19. März hatte die Türkei den Export von 200.000 Masken nach Italien tagelang blockiert. Die italienische Firma Comitec hatte die Masken demnach bei einer türkischen Firma namens Ege Maske für 670.000 Euro gekauft. Am 4. März sei die Charge ausgeliefert worden, seitdem lag sie beim Zoll in Ankara und durfte nicht das Land verlassen. Der italienische Premierminister Conte habe den türkischen Präsidenten Erdogan angerufen, bisher ohne Erfolg. 

Export von Masken und Schutzausrüstung aus der Türkei seit dem 4. März genehmigungspflichtig

Der Hintergrund: Die Türkei hat ihre Exportbestimmungen für medizinische Schutzausrüstung am 4. März verändert. Seitdem muss die Ausfuhr von Schutzausrüstung wie Masken, Overalls, Schutzbrillen oder Handschuhe vorab vom türkischen Gesundheitsministerium genehmigt werden, berichteten die deutsche Ausgabe der Zeitung Hürriyet und weitere türkische Medien

Die Türkei ist mit solchen Regelungen nicht allein. Deutschland zum Beispiel hat am 5. März sogar ein Exportverbot für medizinische Schutzgüter erlassen.

Wie TRT Haber am 23. März berichtete, wurde die Blockade der Masken-Lieferung nach Italien schließlich „nach hochrangigen und diplomatischen Kontakten“ der beiden Länder überwunden. 

Das passt zusammen mit offiziellen Mitteilungen aus Italien. Am 21. März schrieb das italienische Außenministerium auf seiner Webseite, man habe die Lieferung von 200.000 Masken in der Türkei „entsperrt“. Sie würden nun entweder das Land verlassen, oder man würde sie selbst abholen. 

Mitteilung Außenministerium Italien
Auszug aus der Mitteilung des italienischen Außenministeriums am 21. März. (Screenshot: CORRECTIV)

Auch auf Twitter teilte Außenminister Luigi di Maio diese Nachricht am 22. März mit, und in einer weiteren Mitteilung des Ministeriums vom 23. März steht ebenfalls, man habe die Lieferung „endlich entsperrt“. 

Es handelte sich also bei den 200.000 Masken – anders als man aus dem Facebook-Beitrag herauslesen könnte – nicht um eine humanitäre Hilfslieferung der Türkei an Italien. Zudem waren es ausschließlich Masken, keine Beatmungsgeräte. Die Türkei half insofern, als dass sie die Ausfuhr der Masken genehmigte. 

 

Eine Google-Rückwärtssuche nach dem Foto, das in dem Facebook-Beitrag verwendet wurde, führt zu möglichen Quellen der Behauptung: mehrere türkischsprachige Accounts auf Twitter. Darin ist die Rede von einer angeblichen Lieferung von 200.000 Masken, Testkits und anderen medizinischen Gütern aus der Türkei nach Italien. Es kann auch hier nur die Lieferung der 200.000 Masken gemeint sein, andere Berichte konnten wir bei unserer Recherche nicht finden.