Faktencheck

Nein, die Netflix-Serie „My Secret, Terrius“ sagte 2018 nicht die Corona-Pandemie voraus

In einem Facebook-Post berichtet ein Mann, er habe „herausgefunden“, dass in der Handlung einer asiatischen Fernsehserie Parallelen zur aktuellen Corona-Pandemie auftauchen. Das liegt daran, dass verschiedene Coronavirus-Stämme häufig ähnliche Symptome verursachen.

von Steffen Kutzner

Screenshot Header My Secret Terrius
In der südkoreanische Serie „My Secret, Terrius“ erkrankt eine Figur an einem mutierten Coronavirus, das die Lunge befällt und eine Inkubationszeit von zwei bis 14 Tagen hat. Das beweist jedoch keine Verschwörung. (Quelle: Netflix/MBC)
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Größtenteils falsch. Die Symptome des fiktiven Virus in der Serie sind typisch für eine Infektion mit Coronaviren und kein Beleg für eine Verschwörung.

Auf Facebook wurde am 2. April ein Video veröffentlicht, in dem ein Mann auf die im Netflix-Angebot enthaltene Serie „My Secret, Terrius“ hinweist. Er spielt auf einem Fernseher eine Szene der Serie ab, in der eine Ärztin eine Diagnose erklärt: Ein Patient sei an einem mutierten Coronavirus erkrankt. Das Virus greife die Atmungsorgane an, habe eine Inkubationszeit von zwei bis 14 Tagen und es gebe keine Impfung oder Heilmittel dagegen.

Nach dem Ende der Szene verweist der Mann in dem Facebook-Beitrag darauf, dass die Serie bereits 2018 produziert wurde und sagt, dies könne kein Zufall sein. Das Video wurde bereits mehr als 7.800 Mal geteilt. Die Andeutung, die Serie habe die Pandemie vorhergesagt, ist irreführend.

Die Fernseh-Ärztin beschreibt tatsächlich größtenteils Merkmale, die auch auf das aktuell grassierende Coronavirus SARS-CoV-2 passen. Sie erklärt jedoch auch, das fiktive Virus in der Fernsehserie sei optimiert worden und habe eine Sterblichkeitsrate von 90 Prozent. 

Das trifft auf SARS-CoV-2 nicht zu. Wie hoch die Rate tatsächlich liegt, ist noch unklar – aber alle bisherigen Auswertungen ergeben laut Robert-Koch-Institut (RKI) Werte von unter zehn Prozent. Wissenschaftler kommen aufgrund der bisherigen Forschungslage außerdem zu dem Schluss, dass das neuartige Coronavirus seinen Ursprung in der Natur, bei Fledermäusen, hat.

Ähnliche Symptome bei verschiedenen Coronaviren

Eine Inkubationszeit von bis zu 14 Tagen und Symptome an den Atemwegen trafen laut RKI auch auf das Coronavirus MERS-CoV im Jahr 2012 zu. Im Jahr 2003 wurde bei SARS-CoV (das die Krankheit SARS auslöst) ebenfalls eine ähnliche Inkubationszeit festgestellt: „Die Inkubationszeit beträgt im Mittel 5 Tage, mit einer Zeitspanne von 2 bis 10 Tagen, wobei vereinzelte Berichte über Fälle mit längerer Inkubationszeit vorliegen”, erklärt das RKI auf einer Informationswebseite. Dort findet sich auch die Information, dass sich bei SARS in „schweren Fällen […] eine sich rasch verschlechternde Atemnot mit Sauerstoffbedarf“ entwickle. Das trifft auch auf das aktuelle SARS-CoV-2 zu.

Bisher gibt es für SARS-CoV-2 auch noch keinen Impfstoff. Die Entwicklung eines Impfstoffes oder eines spezifisch wirkenden Medikaments dauert mitunter mehrere Jahre, wie sich bei MERS zeigte: Erst sechs Jahre nach der MERS-Epidemie 2012 wurde der erste Impfstoff klinisch getestet. Für das aktuelle Coronavirus gibt es jedoch bereits mehrere Impfstoffkandidaten, von denen sich laut Robert-Koch-Institut seit Mitte März zwei in der klinischen Testphase befinden.

Fazit: Dass die Merkmale des fiktiven Coronavirus in der Serie „My Secret, Terrius“ denen des aktuellen Coronavirus SARS-CoV-2 so ähnlich sind, liegt daran, dass Coronavirus-Erkrankungen von derselben Virenfamilie verursacht werden und daher ähnliche Symptome hervorrufen und ähnliche Inkubationszeiten haben. Auch die Faktenchecker von Snopes kamen zu diesem Schluss.

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