Faktencheck

Nein, die Covid-19-Sterblichkeitsrate berechnet sich nicht aus dem Anteil Verstorbener an der Gesamtbevölkerung

In einem Facebook-Beitrag wird suggeriert, die Zahlen der an Covid-19 Verstorbenen würden weniger dramatisch wirken, wenn prozentuale Anteile anstatt der absoluten Zahlen betrachtet werden. Die angebliche Berechnung der Sterblichkeitsrate in dem Beitrag führt jedoch in die Irre.

von Uschi Jonas

Verbreitung Coronavirus weltweit
Die Sterblichkeit im Zusammenhang mit Covid-19 kann aus dem prozentualen Anteil Verstorbener an den insgesamt Infizierten berechnet werden. (Symbolbild: Unsplash/ KOBU Agency)
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Teilweise falsch
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Teilweise falsch. Die Covid-19-Sterblichkeitsrate wird nicht aus dem Anteil Corona-Verstorbener an der Gesamtbevölkerung berechnet.

Der Schmäh mit den Zahlen ohne Prozentsätze funktioniert jetzt viele Monate. Sind wir wirklich so leicht zu verarschen?, schreibt ein Facebook-Nutzer am 7. Juli. Der Beitrag wurde bisher 2.800 Mal geteilt. Er suggeriert, dass die absoluten Covid-19-Zahlen die Krankheit angeblich gefährlicher erscheinen lassen, als sie ist und berechnet deshalb angebliche Todesraten in Prozent. Damit führt er allerdings in die Irre.

Sterblichkeitsrate berechnet sich nicht aus Gesamtbevölkerung, sondern aus dem Anteil Verstorbener an Covid-19-Infizierten

Zu seinem Beitrag veröffentlicht der Facebook-Nutzer ein Diagramm der Coronavirus-Todeszahlen verschiedener Länder und setzt die Zahlen ins Verhältnis zu der Einwohnerzahl des jeweiligen Landes. Auf dieser Basis berechnet er eine vermeintliche Covid-19-Sterblichkeitsrate. Es wird beispielsweise suggeriert, die USA hätten eine Sterblichkeitsrate von 0,03 Prozent. Der Beitrag bezieht sich auf Daten vom 29. Juni 2020. 

In einem Facebook-Beitrag vom 7. Juli wird aus der Einwohnerzahl und der Anzahl der Todesfälle eine irreführende Covid-19-Sterblichkeitsrate berechnet
In einem Facebook-Beitrag vom 7. Juli wird aus der Einwohnerzahl und der Anzahl der Todesfälle eine irreführende Covid-19-Sterblichkeitsrate berechnet. (Screenshot und Schwärzungen: CORRECTIV)

Die Berechnung ist jedoch irreführend. Die Covid-19-Sterblichkeitsrate ergibt sich nicht aus dem Anteil Verstorbener an der Gesamtbevölkerung. Es gibt zwei verschiedene Arten, sie zu berechnen. Die erste ist der Anteil der Verstorbenen an den tatsächlich an Covid-19 Erkrankten („Letalität“). Hierzu liegen laut Robert-Koch-Institut (RKI) noch nicht genügend Daten vor; es sei nicht bekannt, wie viel Menschen tatsächlich erkrankt sind. 

Die zweite Möglichkeit ist der Fall-Verstorbenen-Anteil: Er wird danach berechnet, wie viel Prozent derjenigen, die sich mit Covid-19 laborbestätigt infiziert haben, im Zusammenhang mit dieser Infektion  versterben. Am 29. Juni lag dieser Anteil in Deutschland beispielsweise bei 4,6 Prozent, wie das RKI in seinem täglichen Lagebericht mitteilte.

 

Der Fall-Verstorbenen-Anteil lag in den USA am 29. Juni bei 5,01 Prozent

Am 29. Juni gab es in den USA laut WHO 2.496.628 bestätigte Corona-Fälle und 125.318 Tote an diesem Tag lag der Fall-Verstorbenen-Anteil in den USA folglich bei 5,01 Prozent, nicht wie im Facebook-Beitrag behauptet bei 0,03 Prozent. 

Auch bei anderen Ländern führen die Zahlen in dem Beitrag in die Irre, wie unsere Überprüfung anhand der WHO-Daten stichprobenartig zeigt:

  • In Brasilien gab es am 29. Juni bei 1.313.667 bestätigte Fälle und 57.070 Tote. Das ergibt einen Verstorbenen-Anteil von rund 4,34 Prozent.
  • In Großbritannien lag die Zahl bestätigter Infiziertenfälle am 29. Juni bei 311.155 und die Zahl der Verstorbenen bei 43.550. Der Anteil der Todesfälle lag demnach bei rund 14 Prozent.

Die Berechnungen in dem Facebook-Beitrag geben also nicht die Covid-19-Sterblichkeitsrate der jeweiligen Länder an.