Faktencheck

Corona: Nein, eine Kölner Diakonie sucht keine Fachkräfte, um Kinder zur Quarantäne aus ihren Familien zu holen

Im Netz kursiert die Behauptung, eine Diakonie aus Köln suche angeblich Fachkräfte, um Eltern bei Verdacht auf eine Corona-Infektion ihre Kinder wegzunehmen. Dabei wird auf eine Stellenanzeige der Diakonie Michaelshoven verwiesen. Diese stellte jedoch klar: Die Ausschreibung wurde missverstanden.

von Kathrin Wesolowski

pexels-pixabay-256468
Kinder sollen nicht wegen Quarantäne-Maßnahmen aus intakten Familien geholt werden. (Symbolbild: Pixabay)
Bewertung
Falsch. Die Kölner Diakonie sucht keine Fachkräfte, um Kinder für eine Quarantäne aus intakten Familien zu holen.

Auf Facebook kursiert ein Foto eines Artikels, in dem behauptet wird, dass eine Diakonie Fachkräfte suche, um Kinder bei Verdacht auf eine Corona-Infektion aus ihren Familien zu holen und isoliert in Quarantäne zu schicken. Bei dem abfotografierten Artikel handelt es sich offenbar um eine Veröffentlichung der Webseite MMNews vom 8. August. Auch der Blog Hallo Meinung stellte diese Behauptung auf. Alle Texte verweisen auf eine Stellenanzeige der Kölner Diakonie Michaelshoven vom 6. August 2020. 

Die Facebook-Beiträge und Texte implizieren zudem, dass der Staat Eltern ihre Kinder während der Pandemie entziehe. Die Behauptung ist jedoch falsch. Die Diakonie sucht keine Fachkräfte, um Kinder wegen Quarantäne-Maßnahmen aus intakten Familien zu holen.

Diakonie nimmt zur Falschinformation öffentlich Stellung

In der Stellenanzeige der Diakonie Michaelshoven war zu lesen, dass ab 1. September 2020 eine pädagogische Fachkraft gesucht werde. Zu ihrem Aufgabengebiet gehöre unter anderem, „Kinder und Jugendliche, die aufgrund eines Covid-19 (Corona) Verdachts oder aufgrund eines bestätigten Falles im nahen Umfeld unter Quarantäne stehen“, zu betreuen.

 

Die Einrichtung hat sich zu Behauptungen, die sich auf die Stellenanzeige beziehen, am 10. August öffentlich geäußert. Die Ausschreibung sei demnach falsch verstanden worden. „Wir haben in den vergangenen Tagen zu dieser Thematik sachliche Nachfragen erhalten, aber leider auch zahlreiche Droh- und Hassmails bis hin zu Morddrohungen, die uns sehr bestürzt haben“, schrieb die Diakonie in ihrer Stellungnahme

Diakonie: „Gefährdete Kinder“ erhalten wegen Corona-Pandemie oft keine adäquate Hilfe

Es gehe nicht darum, Kinder und Jugendliche aus einem intakten Elternhaus zu nehmen. Die Diakonie stellte klar, dass es sich im Gegenteil um ein Angebot für Kinder handele, bei denen „entweder eine akute Kindeswohlgefährdung vorliegt oder die bereits in einer Jugendhilfeeinrichtung leben und bei denen zusätzlich noch der Verdacht auf eine Infizierung mit dem Corona-Virus besteht“. 

Bei einer Kindeswohlgefährdung wägt das Jugendamt ab, wie einem Kind geholfen werden kann. Bei akuter Gefahr kann es laut der Webseite der Stadt Berlin beispielsweise dazu kommen, dass ein Kind anderweitig sicher unterkommt. Eine akute Kindeswohlgefährdung hat aber in erster Linie nichts mit einer Corona-Infektion innerhalb der Familie zu tun. 

Laut der Stellungnahme der Diakonie würden die Kinder, die bereits in Einrichtungen leben, nur vorübergehend durch das Jugendamt in Gruppen untergebracht werden, bis geklärt sei, ob eine Infizierung vorliege. Dies sei eine Maßnahme, um andere Kinder und Jugendliche in Einrichtungen und Wohngruppen nicht anzustecken. 

Diakonie hat Stellenausschreibung angepasst

„Wir haben dieses spezielle Angebot auf Wunsch des Jugendamts auch deshalb geschaffen, weil gefährdete Kinder und Jugendliche während der vergangenen Monate aufgrund der Corona-Pandemie oft keine adäquaten Hilfen erhalten haben“, schrieb die Diakonie weiter.

Die Diakonie Michaelshoven hat ihre Stellenausschreibung mittlerweile überarbeitet. Bei der Jobbeschreibung steht nun unter anderem: „In unserer Inobhutnahme mit bis zu sieben Plätzen betreuen Sie Kinder und Jugendliche, bei denen entweder eine akute Kindeswohlgefährdung vorliegt oder die bereits in einer Jugendhilfeeinrichtung leben und bei denen zusätzlich noch der Verdacht auf eine Infizierung mit dem Corona-Virus besteht.“