Video von Corona-Protesten in Berlin: Ja, die Polizei drückte eine schwangere Frau zu Boden
Im Netz kursieren Videos, in denen eine schwangere Frau von Polizeibeamten auf den Boden gedrückt wird. Die Szene soll sich bei einer Demo am 29. August in Berlin zugetragen haben. Das Video ist authentisch, allerdings war der Vorfall am Sonntag, 30. August.
Die Berliner Polizei habe bei einer „Corona-Demo“ am Wochenende eine schwangere Frau auf den Boden gedrückt: Videos, diese Behauptung stützen sollen, wurden auf Youtube veröffentlicht (zum Beispiel hier) und kursieren in Sozialen Netzwerken (zum Beispiel hier oder hier).
In einem der Facebook-Beiträge wird behauptet, der Einsatz habe sich am 29. August in Berlin-Tiergarten ereignet: „Brutale Demokratie im Tiergarten / Berlin am 29.08.2020 im Einsatz gegen eine schwangere Frau…Da fehlen einem die Worte!“ Der Beitrag wurde am 30. August auf Facebook veröffentlicht und bisher 1.100 Mal geteilt.
CORRECTIV hat die Behauptung überprüft: Sie ist größtenteils richtig. Das Video stammt tatsächlich von den Corona-Protesten am vergangenen Wochenende. Eine schwangere Frau wurde bei einem Polizeieinsatz im Berliner Tiergarten auf den Boden gedrückt. Der Einsatz fand allerdings am Sonntag, 30. August, statt, und es fehlt der Kontext des Vorfalls.
Polizei unterlief bei der Pressemitteilung zum Einsatz zunächst ein Fehler beim Datum
Die Berliner Polizei nahm zu dem viralen Video auf Twitter und auch auf Facebook Stellung. Sie verwies dabei auch auf eine Mitteilung auf ihrer Webseite. Dort schrieb die Polizei zunächst, die Einsätze hätten am Samstag (29. August) stattgefunden (Archiv). Mittlerweile hat die Polizei die Mitteilung korrigiert, und spricht von Sonntag. Ein Polizeisprecher bestätigte uns telefonisch, dass die erste Version fehlerhaft war.
Zu dem Einsatz mit der schwangeren Frau schrieb die Polizei in der aktuellen Pressemitteilung, das Video zeige die Festnahme einer schwangeren Frau im Bereich des Großen Sterns in Tiergarten. Auf Facebook teilte die Polizei mit, sie habe einen Platzverweis erhalten und daraufhin einem Polizisten gegen das Visier seines Helms geschlagen.
Polizei: 42-jährige Schwangere habe einen Beamten geschlagen und angespuckt
In der Mitteilung auf der Webseite der Polizei steht, Einsatzkräfte hätten angegeben, dass die 42-jährige Frau versucht habe, eine Absperrung zu durchbrechen. Sie habe zudem einen Beamten geschlagen und angespuckt. „Einsatzkräfte brachten die Frau zu Boden und nahmen sie fest“, schrieb die Polizei weiter. „Sanitäter eines Rettungswagens stellten keine Verletzungen fest. Einen Transport in ein Krankenhaus lehnte die Schwangere ab.“
Gegen sie werde nun wegen wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Körperverletzung ermittelt. Anders als in den Sozialen Netzwerken behauptet werde, gebe es „keine Anhaltspunkte für eine Gesundheitsbeeinträchtigung der Mutter und des ungeborenen Kindes“.
Feuerwehr bestätigt: Es gab einen Einsatz wegen einer schwangeren Frau
Auf unsere Anfrage teilte die Berliner Feuerwehr, die die Einsätze von Rettungswagen in Berlin koordiniert, mit, dass an dem Sonntag zwischen 13 und 14 Uhr fünf Alarme für den Großen Stern in Berlin Tiergarten in der Rettungsstelle eingegangen seien. „Des Weiteren wurde ein Einsatz angelegt, bei dem es sich um eine schwangere Frau handeln sollte. Diese Person wurde nicht von der Berliner Feuerwehr transportiert“, schrieb uns ein Sprecher.
Telefonisch teilte er uns mit, der Alarm sei um 13:56 Uhr eingegangen. Dabei ging es vermutlich um den besagten Polizeieinsatz. Ob die Frau verletzt wurde, und wenn ja, welche Verletzungen sie erlitt, teilte uns der Sprecher der Feuerwehr aus Datenschutzgründen nicht mit.
Fazit: Videos im Netz zeigen einen Polizeieinsatz vom 30. August am Großen Stern in Berlin Tiergarten. Dabei wurde eine schwangere Frau auf den Boden gedrückt. Laut Polizei soll sie zuvor einen Platzverweis erhalten und einen Beamten geschlagen und angespuckt haben. Sie wurde nicht in ein Krankenhaus gebracht.