Faktencheck

Dieses Video von Ausschreitungen stammt nicht aus dem Lager Moria 

Auf Facebook wird ein Video von jubelnden Männern verbreitet, die Gegenstände in ein Feuer werfen oder tragen und „Allahu Akbar“ rufen. Die Behauptung: Es zeige das Geflüchtetenlager Moria auf Lesbos, das in dieser Woche niederbrannte. Das stimmt jedoch nicht. 

von Alice Echtermann

Video griechisch-türkische Grenze
Dieses Video wird aktuell mit falschem Kontext auf Facebook verbreitet. Es tauchte nach unseren Recherchen bereits Anfang März auf. (Quelle: Facebook / Screenshot: CORRECTIV)
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Größtenteils falsch. Das Video, das Ausschreitungen zeigt, ist nicht aktuell und hat keine Verbindung zum Lager Moria.

Junge Männer werfen Gegenstände in Richtung eines Feuers, tragen einen Baumstamm hinein und rufen „Allahu Akbar“ – dieses Video verbreitet ein Nutzer auf Facebook am 10. September. Er behauptet: „Video 1: Hier wollen Flüchtlinge die Brände in Moria löschen, indem sie Holzstämme ins Feuer legen.“ In demselben Beitrag zeigt er außerdem ein zweites Video, in dem eine Gruppe Menschen im Dunkeln steht und einige von ihnen ein Feuer hinter Bäumen mit ihren Smartphones filmen. „Video 2: Singen ‘Bye bye Moria’ und freuen sich, dass es brennt“, schreibt der Nutzer dazu. Der Beitrag wurde mehr als 1.000 Mal geteilt. 

Der Nutzer bezieht die beiden Videos aufeinander, beziehungsweise auf die aktuellen Geschehnisse im Geflüchtetenlager Moria auf der griechischen Insel Lesbos. Eine weitere Facebook-Nutzerin verbreitete das Video mit den „Allahu-Akbar“-Rufen am 9. September mit dem Titel „Moria“. Unsere Recherchen zeigen jedoch: Das Video stammt nicht von dort. 

Facebook-Beitrag setzt Video in Kontext des Feuers in Moria
In diesem Facebook-Beitrag werden zwei Videos in den Kontext der aktuellen Brände im Lager Moria gestellt. Das linke stammt jedoch nicht von dort. (Quelle: Facebook, Screenshot: CORRECTIV)

Medienberichten zufolge brannte das Lager Moria auf Lesbos in dieser Woche fast vollständig nieder. Mehrere Brände seien in der Nacht zu Mittwoch, dem 9. September, ausgebrochen. Die griechische Regierung beschuldige die Bewohnerinnen und Bewohner der Brandstiftung, schrieb die Süddeutsche Zeitung

Video von Ausschreitungen wurde bereits Anfang März in Sozialen Netzwerken verbreitet

Das Video, das der Facebook-Nutzer als angeblichen Beleg für die Brandstiftung verwendet, ist jedoch nicht aktuell und stammt mutmaßlich gar nicht von der Insel Lesbos. Es wurde nach Recherchen von CORRECTIV bereits Anfang März 2020 im Internet verbreitet, zum Beispiel auf Twitter. Der junge Mann mit nacktem Oberkörper ist derselbe wie in dem Video, das angeblich Moria zeigen soll. 

Das Video wurde schon Anfang März verbreitet; damals wurde behauptet, es zeige Geflüchtete an der türkischen Grenze zu Griechenland. (Quelle: Twitter / Screenshot: CORRECTIV)

Den genauen Ort des Videos konnten wir nicht verifizieren, doch es entstand wahrscheinlich an der griechisch-türkischen Grenze. In dem Video ist unter anderem zu hören, wie einer der Männer in arabischer Sprache sagt: „Sie öffnen uns nicht die Tür.“ 

Ende Februar hatte die Türkei verkündet, die Grenze nach Griechenland zu öffnen. Tausende Geflüchtete und Migranten hatten daraufhin versucht, nach Griechenland einzureisen. Griechenland schloss die Grenzübergänge; es kam zu Ausschreitungen.

Zweites Video stammt wahrscheinlich aus Moria

Das zweite Video in einem der Facebook-Beiträge stammt mutmaßlich tatsächlich aus Moria und ist aktuell. Darin ist kein Krawall oder Brandstiftung zu sehen, aber der Satz „Bye, bye, Moria“ ist deutlich zu hören. Außerdem sind vor dem Hintergrund des Feuers Laternenmasten zu sehen, die denen im Lager Moria in aktuellen Medienberichten ähneln. 

Video aus Moria
Das Video von Facebook, das mutmaßlich das Feuer im Lager Moria zeigt. (Screenshot: CORRECTIV)
Video aus Moria von Spiegel-TV
Eine Aufnahme in einem Bericht von Spiegel TV in einem aktuellen Bericht über die Brände auf Youtube. (Quelle: Youtube / Screenshot: CORRECTIV)