Faktencheck

Falsches Zitat: Jens Spahn hat nicht gesagt, Rente mit 70 Jahren sei „genug“

Eine angebliche Aussage von Jens Spahn verbreitet sich auf Facebook. Demnach habe er gesagt, ein Renteneintritt mit 70 Jahren sei „genug“. Doch das Zitat ist erfunden.

von Sarah Thust

Jens Spahn
Gesundheitsminister Jens Spahn hat schon öfter über das Thema Rente gesprochen. Doch er hat nicht gesagt, dass ein Renteneintrittsalter von 70 Jahren in Ordnung sei. (Quelle: picture alliance/Bernd von Jutrczenka/dpa)
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Falsch. Gesundheitsminister Spahn hat nicht gesagt, dass ein Renteneintritt mit 70 Jahren „doch genug“ sei.

In den Sozialen Netzwerken wird ein bearbeitetes Bild von Gesundheitsminister Jens Spahn geteilt. Darauf ist der Satz zu lesen: „Mit 70 Jahren haben die Leute noch gute Chancen 10 Jahre Rente zu erhalten, das ist doch genug“. Das habe der Minister gesagt, wird in einem Beitrag auf Facebook behauptet. Er wurde am 2. September veröffentlicht und bereits mehr als 1.800 Mal geteilt. Zuvor wurde das Bild am 30. August hier auf Facebook geteilt.

Diesen Satz hat Jens Spahn nicht gesagt, bestätigte uns eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums.
Diesen Satz hat Jens Spahn nicht gesagt, bestätigte uns eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. (Quelle: Facebook / Screenshot: CORRECTIV)

Jens Spahn hat diesen Satz nicht gesagt

Wir haben bei der Pressestelle des Bundesgesundheitsministeriums nachgefragt, ob Jens Spahn diesen Satz je gesagt hat. Eine Sprecherin schrieb uns: „Minister Spahn hat sich in dieser Form nicht geäußert.“ 

Wir fanden das Zitat zudem weder durch eine Google-Recherche noch in einer Suche in der Pressedatenbank Genios

Jens Spahn hat sich in der Vergangenheit zwar schon öfter zum Renteneintrittsalter geäußert, doch der Satz stammt nicht von ihm. Es existieren mehrere Medienberichte, in denen der Minister ein höheres  Renteneintrittsalter forderte – doch er sprach nicht von 70 Jahren. 

In einem Interview mit der Bild-Zeitung sagte Spahn 2019 zum Beispiel: „Ich hab immer schon gesagt, dass wenn wir länger leben werden, wir auch länger arbeiten werden müssen.“ Zudem berichteten 2018 mehrere Medien, Spahn habe bei der Vorstellung der Kandidaten für den CDU-Bundesvorsitz gesagt: „Mit der steigenden Lebenserwartung muss auch das Renteneintrittsalter ab 2030 weiter steigen.“ Eine exakte Altersgrenze nannte er dabei offenbar nicht.

2020: Reform der Grundrente – doch das Renteneintrittsalter blieb gleich

Der deutsche Bundestag hat am 2. Juli 2020 die Grundrente beschlossen. Die Koalitionspartner SPD und die CDU, in der Spahn Mitglied ist, stimmten für das Gesetz. Dagegen stimmten AfD und FDP; die Linken und Grünen enthielten sich.

Durch das neue Gesetz hat sich aber am Alter für den Renteneintritt nichts verändert.  Derzeit ist geregelt, dass das Renteneintrittsalter (Regelaltersgrenze) schrittweise auf 67 Jahre ansteigen soll. Für alle, die vor 1947 geboren sind, bleibt es bei dem regulären Renteneintritt mit 65 Jahren. Für alle nach 1963 geborenen Menschen gilt die Grenze von 67 Jahren. Der Jahrgang 1964 wird also 2031 in Rente gehen

Über das falsche Zitat von Jens Spahn hat auch die DPA in einem Faktencheck berichtet.