Manipulativ gewähltes Bild suggeriert, dass die Corona-Regeln beim Festakt zur Einheitsfeier nicht befolgt wurden
Beim Festakt zum Einheits-Jubiläum am 3. Oktober sei von den anwesenden Politikern angeblich der Mindestabstand nicht eingehalten worden und niemand habe eine Maske getragen. Das wird auf Facebook behauptet und stimmt so nicht.
Am 3. Oktober 2020 hat sich die deutsche Wiedervereinigung zum 30. Mal gejährt. Aus diesem Anlass gab es in Brandenburg zeitlich und räumlich entzerrte Feierlichkeiten, mit einzelnen kleineren Veranstaltungen vom 5. September bis 4. Oktober. Höhepunkt war laut einer Pressemitteilung des Landes Brandenburg der Festakt am 3. Oktober in der Metropolis-Halle in Potsdam, bei dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier anwesend waren. Dabei hätten sie, so wird in einem Facebook-Beitrag unterstellt, keine Mund-Nasen-Bedeckung getragen und den Mindestabstand nicht eingehalten. Der Beitrag wurde bislang mehr als 1.700 Mal geteilt.
Ein Regierungssprecher bestätigte uns, dass das Bild aus dem Facebook-Beitrag tatsächlich von der Fernsehübertragung der Feierlichkeit stammt. Der Eindruck, dass die Abstände zwischen den Anwesenden klein seien, entstehe durch den Winkel. Zwischen Steinmeier und seiner Ehefrau Elke Büdenbender, die im Bild im Vordergrund zu sehen sind, sei kein Abstand erforderlich, da sie demselben Haushalt angehören.
Das Standbild aus dem Facebook-Beitrag ist manipulativ gewählt und unterschlägt relevanten Kontext. In einem Youtube-Video zum Festakt ist zu erkennen, dass zwischen den Gästen immer zwei bis drei Stühle freigehalten wurden, um den Mindestabstand zu gewährleisten (im Video etwa bei Minute 0:42).
Gäste trugen Masken, wenn sie nicht auf ihren Plätzen waren
Bei Minute 0:53 ist zu sehen, dass Steinmeier eine Maske trägt, als er auf die Bühne tritt. Auch ein Foto von der Ankunft der Gäste in der Metropolis-Halle zeigt, dass die Teilnehmer Masken getragen haben, wenn sie sich nicht auf ihren Sitzplätzen befanden. Die Stadt Potsdam hatte eine Verfügung erlassen, nach der im Rahmen der Einheitsfeier im öffentlichen Raum des Festbereichs generell Masken zu tragen waren.
Potsdam war zum Zeitpunkt der Einheitsfeier kein Risikogebiet
Weiter wird in dem Facebook-Beitrag behauptet, die Feier habe in Berlin stattgefunden. Und da die Hauptstadt als Risikogebiet eingestuft sei, „müssten dann nicht alle Teilnehmer entweder einen negativen PCR-Test vorweisen oder sich in 14-tägige Quarantäne begeben?“
Dass die Feier in Berlin stattgefunden hat, ist falsch. Wie oben beschrieben, fand sie im brandenburgischen Potsdam statt. Potsdam ist kein Risikogebiet und hat laut Informationen der Stadtverwaltung seit Beginn der Pandemie 806 nachgewiesene Corona-Infektionen (Stand: 13. Oktober). Am Tag der Jubiläumsfeier waren es 764.
Die Landesregierung Brandenburg hat in der aktuellen Umgangsverordnung Maßnahmen festgelegt, die ergriffen werden, wenn Landkreise die 7-Tage-Inzidenz von 35 überschreiten. In Potsdam liegt die 7-Tage-Inzidenz mit Stand vom 13. Oktober jedoch nur bei 14,4. Am Tag der Feier lag sie bei 7,3.
Bei Reisen innerhalb Deutschlands ist keine Quarantäne erforderlich
Sich in 14-tägige Quarantäne begeben muss zudem nur, wer positiv auf das Coronavirus getestet wurde oder Kontakt zu einer positiv getesteten Person hatte. Quarantäneverordnungen für Touristen aus innerdeutschen Risikogebieten gibt es von Seiten der Bundesregierung bisher nicht.
Die Bundesregierung forderte lediglich am 7. Oktober, also nach der Einheitsfeier, „… alle Bürgerinnen und Bürger auf, nicht erforderliche Reisen in Risikogebiete und aus Risikogebieten heraus zu vermeiden.“ Nur in Mecklenburg-Vorpommern gibt es auf Landesebene eine Quarantäneverordnung für Reisende aus innerdeutschen Risikogebieten.
Redigatur: Uschi Jonas, Bianca Hoffmann