Faktencheck

Video: Nein, Corona-Schnelltest reagiert nicht positiv auf Rotwein

In einem Video, das in Sozialen Netzwerken kursiert, „testet“ jemand Rotwein mit einem Antikörper-Test auf SARS-CoV-2. Es wird behauptet, das Ergebnis sei positiv. Das stimmt nicht. 

von Alice Echtermann

Symbolbild Rotwein
In einem Video testet jemand Rotwein mit einem Corona-Test. Das Ergebnis ist jedoch, anders als behauptet, nicht positiv, sondern ungültig. Solche Tests sind nur für menschliche Proben ausgelegt. (Symbolbild: Wolfgang Claussen / Pixabay) 
Behauptung
Ein Video zeige, dass ein Corona-Schnelltest positiv auf Rotwein reagiere.
Bewertung
Falsch. Der Antikörper-Test im Video ist nicht positiv, sondern ungültig. Solche Experimente sagen nichts über die Zuverlässigkeit von solchen Tests aus. 

In einem Video, das sich Anfang November auf Facebook und Telegram verbreitete, testet eine Person Rotwein mit einem Corona-Schnelltest auf Antikörper. Es wird behauptet, das Ergebnis sei positiv. Das stimmt jedoch nicht. 

„Experimente“ wie dieses sind derzeit ein beliebtes Mittel, um die Zuverlässigkeit von Tests infrage zu stellen. So verwendeten Internetnutzer verschiedene Corona-Tests auch für Apfelmus und „Eistee“ (es handelte sich eigentlich um Fruchtsaft). 

Recherchen von CORRECTIV haben ergeben: In dem Rotwein-Video ist ein Antikörper-Test zu sehen. Das Ergebnis ist aber nicht positiv, sondern der Test ist ungültig. Experimente wie dieses sind außerdem nicht sinnvoll, da solche Corona-Tests nur für menschliche Proben gedacht sind. Antikörper-Tests sind zudem auch nicht die Grundlage der gemeldeten Corona-Fallzahlen in Deutschland; diese beruhen laut RKI ausschließlich auf PCR-Tests.  

Das Video im Telegram-Kanal „Ken Jebsen – Aufklärung und Information“. (Quelle: Telegram / Screenshot: CORRECTIV)

Welche Testmethoden gibt es?

Es gibt laut Robert-Koch-Institut verschiedene Testmethoden für SARS-CoV-2. Als „Goldstandard“ gelte der PCR-Test, bei dem genetisches Material des Virus im Labor nachgewiesen wird (direkter Erregernachweis). 

Eine zweite Methode sind Antigen-Tests – einen solchen verwendete etwa der FPÖ-Politiker Michael Schnedlitz kürzlich in einem „Experiment“ mit Cola im österreichischen Parlament. „Das Antigen-(Schnell-)testformat basiert auf dem Nachweis von viralem Protein in respiratorischen Probenmaterialien“, schreibt das RKI. Diese Tests seien aber nicht so genau wie PCR-Tests und daher nicht so zuverlässig. „Ein positives Testergebnis bedarf zur Vermeidung falsch-positiver Befunde einer Nachtestung mittels PCR. […] Ein negatives Ergebnis im Antigentest schließt eine Infektion nicht aus, insbesondere, wenn eine niedrige Viruslast vorliegt […].“

Die dritte Testmethode sind Antikörper-Nachweise (indirekter Erregernachweis). Diese weisen nach, ob jemand in der Vergangenheit mit SARS-CoV-2 infiziert war und Antikörper gegen das Virus gebildet hat. Laut RKI lassen solche Tests aber keine eindeutigen Aussagen zu, ob jemand ansteckend oder immun ist. Antikörper-Tests hätten vor allem einen Nutzen für Studien und „infektionsepidemiologische Fragestellungen“. Die WHO empfahl den Einsatz solcher Schnelltests im April nur im Kontext von Forschungsprojekten.

Rotwein wurde mit Antikörper-Test getestet – und das Testergebnis war ungültig

Bei dem Video, in dem Rotwein getestet wird, wurde der Packung zufolge ein Schnelltest namens Vivadiag der US-amerikanischen Firma Vivachek verwendet. Es handelt sich um einen Test auf Antikörper, also den indirekten Erregernachweis. 

Auf der Webseite des Herstellers wird darauf hingewiesen, dass der Test nicht zu Hause verwendet werden sollte. Er funktioniere mit menschlichem Blut, Serum oder Plasma und die Ergebnisse sollten nach 15 Minuten abgelesen werden.  

Der Test, der im Video zu sehen ist, zeigt am Ende der Aufnahme (nach etwa einer Minute) zwei Streifen – im unteren und mittleren Bereich der Anzeige – und eine Verfärbung am unteren Rand. Laut den Angaben auf der Webseite des Herstellers würde das bedeuten, dass der Test ungültig ist und nicht positiv.  

So sieht der Test am Ende des Videos aus – etwa eine Minute, nachdem Rotwein darauf geträufelt wurde. Der Test ist demnach nicht positiv, sondern ungültig. (Screenshot: CORRECTIV)
Erklärung der Testergebnisse auf der Webseite von Vivachek. (Screenshot: CORRECTIV)

Dies bestätigte ein Sprecher von Vivachek, Benjamin Lu, CORRECTIV auch per E-Mail. Der Test im Video stamme aus einem Einzelpaket, das nur zu Beginn der Pandemie als Probe herausgegeben worden sei. Man wisse nicht, wie der Test in den vergangenen sechs Monaten gelagert wurde. Es gebe klare Anforderungen an die Lagerung.

Das Testergebnis im Video sei ungültig. „Wir gehen nicht davon aus, dass der Test auf Rotwein reagiert, aber wir haben das nicht getestet“, schreibt der Sprecher.

Auszug aus der E-Mail eines Sprechers von Vivachek. (Screenshot: CORRECTIV)

Fallzahlen in Deutschland beruhen ausschließlich auf PCR-Tests

Die Fallzahlen in Deutschland können nicht durch falsch-positive Antikörpertests verfälscht werden, wie in den verschiedenen Beiträgen mit den „Experimenten“ suggeriert wird. Denn die Fallzahlen beruhen ausschließlich auf den wesentlich zuverlässigeren PCR-Tests. „Die vom RKI veröffentlichten Fälle sind sämtlich PCR-bestätigt“, schreibt uns Sprecherin Susanne Glasmacher dazu per E-Mail.

Redigatur: Till Eckert, Steffen Kutzner

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:

  • RKI-Hinweise zur Testung auf SARS-CoV-2: Link
  • Produktinformationen zum Antikörper-Test auf der Webseite von Vivachek: Link