Nein, diese Fotos zeigen Angela Merkel nicht mit NSU-Terroristen
Eine seit Jahren im Netz kursierende Bildcollage zeigt Angela Merkel mit offensichtlich rechtsradikalen Jugendlichen. Aktuell wird sie wieder auf Facebook verbreitet, mit der Behauptung, Merkel sei darauf mit NSU-Terroristen zu sehen. Dafür gibt es keinerlei Hinweise.
Seit Jahren verbreitet sich im Netz eine Bildcollage, auf der Angela Merkel mit offensichtlich rechtsradikalen Jugendlichen zu sehen ist. Sie wird oft verwendet, um Merkel eine Verbindung oder Nähe zu Rechtsextremen oder Neonazis zu unterstellen.
Aktuell wird die Collage auf Facebook mit der Behauptung verbreitet, es handele sich dabei um die NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Auch auf Telegram sind Beiträge mit ähnlichen Behauptungen zu finden.
Merkel war zum damaligen Zeitpunkt Bundesjugendministerin
CORRECTIV.Faktencheck hat den Kontext, in dem die Fotos entstanden, bereits im April 2019 rekonstruiert: Zu sehen sind nach unseren Recherchen zwei Besuche Angela Merkels 1992 und 1993 im Rahmen eines Aktionsprogramms gegen Rechtsextremismus in verschiedenen rechten Jugendclubs in Rostock-Lichtenhagen (August 1992, Foto unten rechts) und Magdeburg (April 1993, die restlichen Fotos), um mit dortigen Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Merkel war zu dieser Zeit Bundesjugendministerin.
Dafür, dass es sich bei den namentlich nicht bekannten Jugendlichen um NSU-Terroristen handelt, gibt es keine Hinweise, wie die Faktenchecker der DPA zudem im vergangenen Jahr recherchierten: Laut Medienberichten habe Böhnhardt im April 1993, also zu dem Zeitpunkt, an dem Merkel in Magdeburg war, gerade eine Gefängnisstrafe abgesessen.
Im Facebook-Beitrag wird außerdem ein Zusammenhang zwischen Merkels Treffen und „den NSU-Akten“ suggeriert. Diese sollen angeblich auf Merkels „Geheiß“ für „125 Jahre unter Verschluss bleiben“. Vermutlich sind damit die hessischen Akten über den NSU gemeint, die laut Landesamt für Verfassungsschutz Hessen zum Teil ursprünglich 120 Jahre unter Verschluss hätten bleiben sollen (PDF). Mittlerweile wurde diese Frist laut Medienberichten auf 30 Jahre gesenkt – von der hessischen Regierung. Merkel hatte damit demnach nichts zu tun.
Redigatur: Uschi Jonas, Sarah Thust