Angeblicher Tweet von Karl Lauterbach über AfD-Wahlergebnis stammt von Satire-Account
Auf Facebook verbreiten sich Screenshots eines angeblichen Twitter-Beitrags von Karl Lauterbach. Demnach soll der SPD-Politiker gefordert haben, mehr Flüchtlinge in Sachsen und Thüringen unterzubringen, weil das die Ergebnisse der AfD bei künftigen Wahlen verschlechtern würde. Der Tweet ist frei erfunden.
Aktuell verbreiten sich auf Facebook fast zeitgleich verschiedene Versionen eines angeblichen Tweets des SPD-Bundestagsabgeordneten Karl Lauterbach. Es sieht so aus, als habe er die „guten Wahlergebnisse der AfD“ in Sachsen und Thüringen durch die „sehr hohe Anzahl an Deutschen, die dort noch leben“ begründet und deshalb gefordert, dort mehr Flüchtlinge unterzubringen.
Doch der angebliche Tweet ist frei erfunden. Lauterbach hat das nie getwittert und sich auch nicht so geäußert.
Der Tweet stammt nicht von Karl Lauterbach, sondern von einem Satire-Account
Ein genauer Blick auf die Screenshots des angeblichen Tweets geben bereits Hinweise darauf, dass der Tweet nicht von Karl Lauterbach selbst stammt: Anstatt des blauen Hakens, der authentische Profile auf Twitter kennzeichnet, ist in dem aktuell verbreiteten Tweet ein weißer Stern mit schwarzer Umrandung zu sehen.
Außerdem lautet der Account-Name, der unterhalb des Profilbildes in grauer Schrift zu lesen ist „@Karl_Laulerbach“ und nicht „@Karl_Lauterbach“. Zudem ist im Foto des SPD-Politikers eine verlängerte Nase zu erkennen, das Profilfoto wurde folglich manipuliert. Auch enthält der Text des Beitrags mehrere Rechtschreib- und Grammatikfehler – häufig ein weiteres Indiz für eine Falschmeldung.
Wir suchen bei Twitter nach dem Accountnamen „@Karl_Laulerbach“ und finden so den Account, von dem der frei erfundene Beitrag stammt. Es handelt sich um einen Satire-Account. Dieser zeigt den Stern neben dem Namen Lauterbachs und das Foto mit der verlängerten Nase. Im Profil des Accounts steht: „Satire im Wald. Parody account.“ Auf dem Satire-Account findet sich auch der verbreitete Beitrag.
Obwohl es sich offensichtlich um einen Satire-Beitrag handelt, zeigen Kommentare und Beleidigungen von Nutzerinnen und Nutzern auf Facebook, dass sie ihn offenbar für echt halten. So schreibt beispielsweise einer: „Und das von einer Partei die Deutschland repräsentieren soll“, eine andere schreibt „Da fehlen einem die Worte“ und noch ein anderer „Aha, so ist also der Plan!“.
Sprecher Lauterbachs erklärt, dass sich der SPD-Politiker so nicht geäußert hat
Karl Lauterbach hat nach unseren Recherchen auch nie etwas Ähnliches über das AfD-Wahlergebnis und Geflüchtete gesagt. Eine Suche nach dem angeblichen Zitat Lauterbachs auf seinem Twitter-Account, bei Google, in der Pressedatenbank Genios sowie in der Datenbank Spaactor, die Videos und Podcasts durchsucht, lieferte keine relevanten Treffer.
Guido Laue, ein Sprecher des SPD-Politikers, schrieb uns außerdem in einer E-Mail: „Nein, Herr Lauterbach hat sich nicht in dieser Form auf Twitter oder in einem anderen Kontext geäußert.“
Redigatur: Matthias Bau, Alice Echtermann
Update 30. September 2021: Weil es zu Missverständnissen bei Lesenden geführt hat, haben wir den Begriff „Fälschung“ durch „frei erfunden“ ersetzt.