In Hückelhoven wurde kein Mädchen entführt – es handelt sich um eine Falschmeldung
Derzeit kursiert eine Falschinformation in Sozialen Netzwerken: Angeblich sei ein achtjähriges Mädchen in einem Einkaufszentrum in Hückelhoven im Kreis Heinsberg entführt worden. Laut Polizei ist das erfunden. Ähnliche Fakes gab es bereits in der Vergangenheit.
Auf einer Webseite, die wie eine Nachrichtenseite aussieht, wird über eine angebliche Entführung eines Mädchens in Hückelhoven, Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen, berichtet. Die Geschichte wartet mit vielen Details auf: Das Mädchen heiße Julia S., sei acht Jahre alt und mit ihren Eltern und ihrem Bruder in einem Einkaufszentrum gewesen. Es gebe ein Video von der Entführung. Sogar besonders markante Merkmale wie eine angebliche Narbe des Mädchens werden erwähnt.
Es handelt sich allerdings um eine Falschmeldung. Wie uns eine Pressesprecherin der Polizei, Angela Jansen, am Telefon sagte, wurde in Hückelhoven oder im Kreis Heinsberg weder ein Mädchen entführt, noch werde generell ein Kind vermisst.
Falschinformation über Entführung eines Mädchens soll Aufmerksamkeit erregen
Die Falschinformation zielt offenbar darauf ab, von möglichst vielen Menschen auf Facebook geteilt zu werden. „Wir haben beschlossen, uns im Fall der vermissten Julia S. zu engagieren. Wir wollen die Macht der sozialen Medien nutzen, um möglichst viele Menschen zu erreichen“, heißt es im Text auf der Webseite.
Unter dem angeblichen Video der Entführung werden auch angeblich echte Nutzerkommentare gezeigt. Allerdings haben die Kommentierenden vor allem Englisch klingende Namen und äußern sich in schlechtem Deutsch. Zudem besteht die Webseite offenbar nur aus dieser einen Meldung, sie enthält weder ein Impressum noch eine Startseite oder andere Artikel.
Was genau der Zweck solcher Aktionen ist, ist unklar. Möglicherweise handelt es sich um Phishing, also den Versuch, Daten oder Identitäten online zu stehlen.
Eine sehr ähnliche Desinformation tauchte schon im Januar 2020 auf – damals ging es um eine angebliche Entführung eines Mädchens in Kleve, ebenfalls in Nordrhein-Westfalen. Auch dieses Ereignis hatte nie stattgefunden. Die Webseite sah damals sehr ähnlich aus, und der Wortlaut der falschen Nutzerkommentare war sogar identisch wie im aktuellen Fall. Mutmaßlich stammen beide Falschmeldungen daher aus derselben Quelle.
Redigatur: Steffen Kutzner, Matthias Bau