Doch, die Covid-19-Impfstoffe schützen wirksam
In einem Facebook-Beitrag wird suggeriert, die Covid-19-Impfstoffe seien unwirksam. Das stimmt nicht.
Hinweis 15. November 2021: Dieser Faktencheck spiegelt den Stand von Mitte Oktober 2021 wider. Im aktuellesten Lagebericht vom 11. November schreibt das RKI: „Alle Impfstoffe, die zurzeit in Deutschland zur Verfügung stehen, schützen nach derzeitigem Erkenntnisstand bei vollständiger Impfung die allermeisten geimpften Personen wirksam vor einer schweren Erkrankung.“
„Zum ersten Mal in der Geschichte wird die Unwirksamkeit eines Medikaments denen angelastet, die es nicht eingenommen haben“, heißt es in einem Facebook-Beitrag vom 7. Oktober, der mehr als 3.000 Mal geteilt wurde. Mit „Medikament“ sind offenbar die Covid-19-Impfstoffe gemeint. Doch die Behauptung, dass diese unwirksam seien, ist falsch.
Die Wirksamkeit der Covid-19-Impfstoffe wurde in klinischen Studien mit Tausenden Menschen überprüft, sie führen zudem nachweislich zu weniger Krankenhauseinweisungen und schützen vor einem schweren Verlauf.
Behauptungen über die Wirksamkeit der Impfung sind nicht neu, wir haben dazu bereits Ende August einen Faktencheck veröffentlicht.
Aktuell sind in der EU vier Impfstoffe gegen das Coronavirus zugelassen. Laut Daten des für die Zulassung von Impfstoffen in Deutschland zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) vom 26. Juli, liegt die Wirksamkeit der Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna gegen eine Covid-19-Erkrankung in klinischen Studien bei bis zu 95 Prozent, bei Astrazeneca bei bis zu 80 Prozent, bei Johnson & Johnson bei bis zu 70 Prozent. Zu 100 Prozent schützt jedoch keiner der Impfstoffe vor einer Infektion.
Laut RKI schützen alle Covid-19-Impfstoffe wirksam vor einem schweren Krankheitsverlauf
Beim Thema Wirksamkeit tritt leicht ein Missverständnis auf: Eine 95-prozentige Wirksamkeit bedeutet nicht, dass 95 Prozent derjenigen, die geimpft werden, vor einer Infektion mit dem Coronavirus geschützt sind, oder dass „95 von 100 Geimpften“ geschützt sind. Darüber klärte im Dezember das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung auf.
Denn die Angabe der Wirksamkeit bezieht sich nicht nur auf die Gruppe der Geimpften, sondern auf einen Vergleich von Ungeimpften und Geimpften. Die Experten erklären das anhand eines Beispiels: „In einer Saison mit geringer Verbreitung des Grippevirus liegt die Wirksamkeit der Grippeschutzimpfung etwa bei 50 Prozent. Diese Zahl bedeutet aber nicht, dass 5 von 10 Geimpften vor der Grippe geschützt sind. Sie bedeutet, dass von je 100 Personen ohne Impfung zwei eine bestätigte Influenzainfektion bekamen, und von je 100 Personen mit Impfung nur eine.“ 95 Prozent Wirksamkeit bedeutet also, dass in der Gruppe der Geimpften 95 Prozent weniger Infektionen auftraten als bei den Ungeimpften.
Darüber hinaus schreibt das Robert-Koch-Institut (RKI), dass alle Impfstoffe wirksam vor einem schweren Verlauf der Krankheit schützen – und somit auch das Risiko verringern, daran zu sterben.
Covid-19-Impfstoffe schützen auch in Bezug auf die Delta-Variante vor einem schwerem Verlauf
Seit einigen Monaten dominiert in Deutschland die sogenannte Delta-Variante des Coronavirus. Diese kann die Übertragbarkeit des Virus erhöhen. Aber das RKI schreibt: Studien deuten darauf hin, dass nach vollständiger Impfung ein sehr guter Schutz vor schweren Krankheitsverläufen durch Delta besteht. Bei einer unvollständigen Impfserie (eine von zwei Dosen) sei die Wirksamkeit gegen milde Verläufe jedoch verringert. Weiter schreibt das RKI, es gebe Hinweise, dass die Effektivität gegen die Delta-Variante bezüglicher jeglicher Infektion schneller abnimmt als die Effektivität gegenüber anderen Varianten.
Das RKI (Stand 18. Oktober) betont zudem, dass nach aktuellem Kenntnisstand die Covid-19-Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca eine „hohe Wirksamkeit von etwa 90 Prozent gegen eine schwere Covid-19-Erkrankung (z. B. Behandlung im Krankenhaus) und eine Wirksamkeit von etwa 75 Prozent gegen eine symptomatische SARS-CoV-2-Infektion mit Delta“ zeigten.
Für den Impfstoff von Johnson & Johnson gibt das RKI aktuell an, dass das Vakzine mit 65-prozentiger Wirksamkeit vor einer Erkrankung schützt, der Schutz vor einer Hospitalisieren lag bei 100 Prozent, aber es gebe Hinweise, dass die Delta-Variante die Wirksamkeit vor einem Krankenhausaufenthalt zu schützen, verringere.
Das RKI schätzt die Gefährdung für die Gesundheit der nicht oder nicht vollständig geimpften Bevölkerung weiterhin als hoch ein, die Gefahr für vollständig Geimpfte wird als moderat eingestuft.
Für ältere Menschen und bestimmte Risikogruppen empfiehlt die STIKO eine Auffrischimpfung
In einer aktuellen Mitteilung der Ständigen Impfkommission (STIKO) vom 7. Oktober heißt es, dass die Covid-19-Impfstoffe effektiv und anhaltend gegen schwere Erkrankungen und den Tod durch Covid-19 schützen. Es zeige sich allerdings, dass der Impfschutz mit der Zeit „insbesondere in Bezug auf die Verhinderung asymptomatischer Infektionen und milder Krankheitsverläufe“ nachlasse. Außerdem falle im höheren Alter die Immunantwort nach der Impfung insgesamt geringer aus und Impfdurchbrüche könnten häufiger auch zu einem schweren Krankheitsverlauf führen.
Deswegen empfiehlt die STIKO eine Auffrischimpfung, sprich Drittimpfung (oder Zweitimpfung nach Johnson und Johnson) zur Optimierung der Grundimmunisierung für Menschen im Alter über 70 Jahren und für bestimmte Risikogruppen.
Redigatur: Matthias Bau, Till Eckert
Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:
- Daten des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) von Juli zur Wirksamkeit der Covid-19-Impfstoffe: Link
- Hinweise des Robert-Koch-Instituts (RKI) zur Wirksamkeit der Covid-19-Impfstoffe: Link
- Risikobewertung des RKI zu Covid-19: Link
Angaben des RKI zu SARS-CoV-2-Virusvarianten: Link