Faktencheck

Dieses Bild von Olaf Scholz vor einem RAF-Logo ist eine Fälschung

Mit einem Bild wird auf Facebook suggeriert, dass Olaf Scholz in den 1980er Jahren RAF-Mitglied gewesen sei. Doch das Foto ist eine Fälschung.

von Steffen Kutzner

Collage RAF-Scholz
Sitzt Olaf Scholz hier als Sprecher der RAF in der DDR-Nachrichtensendung „Aktuelle Kamera“? Manche Menschen glauben das. (Quelle: Facebook / Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Olaf Scholz sei 1984 unter einem Logo der RAF in der DDR-Nachrichtensendung „Aktuelle Kamera“ zu sehen gewesen.
Bewertung
Manipuliert. Das Bild ist eine offensichtliche Montage. Die „Aktuelle Kamera“ berichtete im Januar 1984 über ein Treffen des SED-Politikers Egon Krenz mit einer Delegation der Jusos, darunter Olaf Scholz. Ein RAF-Logo gab es bei diesem Treffen nicht.

Ein am 1. November auf Facebook verbreitetes Bild zeigt den jungen Olaf Scholz unter einem Logo der linksextremen Terrorgruppe RAF („Rote Armee Fraktion“), die in den 1970er Jahren Anschläge, Entführungen und Morde beging. Angeblich sei die Quelle eine Sendung der DDR-Nachrichtensendung „Aktuelle Kamera“ aus dem Jahr 1984. 

Die Originalaufnahmen finden wir, indem wir bei Youtube „Olaf Scholz Aktuelle Kamera“ eingeben. Sie zeigen, dass bei dem Treffen kein RAF-Logo hinter Olaf Scholz zu sehen war. Zuerst spricht der Moderator über ein Treffen einer Delegation der Jungsozialistinnen und -sozialisten in der SPD (Jusos) im Jahr 1984 mit dem damaligen Sekretär des DDR-Zentralkomitees für Jugend, Egon Krenz. Danach sind Horst Wegner und Olaf Scholz zu sehen. Hinter ihnen: eine weiße Wand.

Olaf Scholz (links) im Jahr 1984 bei dem Treffen in der DDR (Quelle: Youtube / Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Eine zweite Einstellung zeigt weitere Mitglieder der Delegation – und dass an der Wand hinter den Delegierten kein RAF-Logo hing.

Delegation der Jusos, die 1984 von Egon Krenz empfangen wurde. Hinter den Delegierten ist kein RAF-Logo zu sehen, sondern eine weiße Wand. (Quelle: Youtube / Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Dass das auf Facebook verbreitete Bild eine Fälschung ist, lässt sich auch daran erkennen, dass der Winkel zwischen Wand und Betrachter beim RAF-Logo nicht mit dem Bildwinkel der auf Facebook verbreiteten Aufnahme von Scholz und Wegner übereinstimmt.

Das Bild von Scholz ohne RAF-Logo fanden wir auch im Blog eines Historikers, Hubertus Knabe. In einem Gastbeitrag von Knabe im Focus ist ein weiteres Foto des Treffens zu sehen, das die gesamte Delegation und auch Krenz auf der anderen Seite des Tisches zeigt. Auch hier findet sich kein RAF-Logo.

Originalaufnahmen zeigen, dass kein RAF-Logo zu sehen ist

Der Spiegel erwähnte das Treffen, das im Januar 1984 stattgefunden habe, in einem aktuellen Porträt über den neuen Kanzler. Scholz kritisierte demnach seinerzeit die Nato als „aggressiv-imperialistisch“ und Deutschland als „europäische Hochburg des Großkapitals“. Der damals 25-jährige Scholz war Mitglied einer Gruppe in der Partei, die Sozialismus und Kommunismus einander näher bringen wollte. 

Nichts davon ist ein Hinweis darauf, dass Scholz zur RAF gehörte. Auch Suchen bei Google und Genios lieferten dafür keine Hinweise. 

Redigatur: Sarah Thust, Uschi Jonas

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:

  • Original-Ausschnitt aus der Sendung „Aktuelle Kamera“ von 1984: Link
  • Porträt des Spiegel über Olaf Scholz vom 8. Dezember 2021: Link (kostenpflichtig)

Update, 14. Dezember 2021: In einer früheren Version des Textes war die Person neben Scholz falsch benannt. Wir haben das korrigiert.

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