Faktencheck

Beschädigte Autos in Hamburg stehen laut Polizei nicht im Zusammenhang mit Russland-Ukraine-Krieg

Unter anderem in Lettland und Russland verbreiten sich Aufnahmen beschädigter Autos aus Deutschland. Dafür werden teilweise Geflüchtete aus der Ukraine verantwortlich gemacht. Suggeriert wird ein Bezug zum Krieg. Dieser ist laut Polizei Hamburg jedoch nicht gegeben.

von Sophie Timmermann

Faktencheck-Beschädigte Autos-Hamburg
Die Hamburger Polizeistation „Davidwache“ im November 2021 (Foto: Picture Alliance / Eibner-Pressfoto)
Behauptung
In Hamburg seien im Zusammenhang mit dem Krieg Autos mit russischen Kennzeichen beschädigt worden. Dafür seien Geflüchtete aus der Ukraine verantwortlich.
Bewertung
Falsch. Nach Angaben der Polizei Hamburg gibt es aktuell keinerlei Hinweise, dass die Vorfälle in Bezug zum Krieg stehen.

In Lettland und Russland verbreiten sich seit Mitte März Aufnahmen mehrerer beschädigter Autos in Deutschland. Sie kursieren auf Facebook (hier und hier), dessen russischen Pendant VKontakte und YouTube. Dasselbe Video kursiert mit mehreren Behauptungen: Autos mit russischen Kennzeichen seien beschädigt und die Kennzeichen danach entfernt worden, heißt es. Suggeriert wird ein Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine-Krieg und teilweise auch, dass Geflüchtete aus der Ukraine damit etwas zu tun hätten. 

Das stimmt nicht, wie eine Recherche von Re:Baltica, dem Baltischen Zentrum für investigativen Journalismus, ergab. 

Re:Baltica konnte die Aufnahmen aus Hamburg lokalisieren. Es handelt sich um eine Straße im Hamburger Stadtteil Bergedorf. Bei dem farbigen Gebäude am Ende des Videos handelt es sich um eine Kita, die sich auch auf Google Maps finden lässt. Wir konnten den Ort daraufhin verifizieren, die markante gelb-rote Fassade der Kita stimmt mit dieser im Video überein. Die Autos haben zudem alle deutsche Kennzeichen, nur bei einem Auto ist hinten kein Kennzeichen vorhanden, die Vorderseite wird im Video nicht gezeigt. 

Collage der Kita in Hamburg
Ausschnitte aus dem Video zeigen eine Kita am Ende der Straße, die sich anhand markanter Merkmale auf Google Maps finden lässt (Quelle: Youtube / Google Maps; Screenshots und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Die Bergedorfer Zeitung berichtete am 15. März von den Vorfällen. Demnach wurden zwölf Autos stark beschädigt, die Polizei Bergedorf suche nach unbekannten Randalierern, die „wahllos“ zuschlugen. 

Polizei Hamburg: Aktuell „gar keine Hinweise“, dass die Beschädigung mit dem Krieg zusammenhing

Wir haben bei der Polizei Hamburg nachgefragt. Ein Pressesprecher schrieb uns am 30. März: „Bei den in den Videos erkennbaren Fahrzeugen sind jeweils Ermittlungsverfahren durch das zuständige Landeskriminalamt eingeleitet worden. Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen gibt es gar keine Hinweise darauf, dass diese Beschädigungen im Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine-Krieg stehen könnten.“

Laut Re:Baltica spekulierten einige Nutzer und Nutzerinnen zudem, ob die deutsche Polizei überhaupt Straftaten untersuchen dürfe, die möglicherweise mit dem Russland-Ukraine-Krieg zusammenhängen. 

Dazu schrieb uns der Pressesprecher: „Seit Beginn des Krieges sind insgesamt neun Ermittlungsverfahren in diesem Zusammenhang beim Staatsschutz des Landeskriminalamts (LKA 7) registriert worden. Dabei handelt es sich um eine Beleidigung (§185 StGB), drei Sachbeschädigungen (§303 StGB), vier Bedrohungen (§241 StGB) und eine Körperverletzung (§223 StGB).“

Redigatur: Viktor Marinov, Tania Röttger

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