Nein, wegen der Schließung eines Heims für Geflüchtete wurden keine funktionsfähigen Haushaltsgeräte entsorgt
In einem Tiktok-Video wird behauptet, dass funktionsfähige Waschmaschinen und Herde angeblich entsorgt werden, weil eine Unterkunft für Geflüchtete schließe. Das stimmt nicht. Die Geräte wurden an anderen Standorten eingesetzt. Das Video kursierte schon 2019 und stammt aus Berlin.
Auf Tiktok verbreitet sich seit Anfang Mai 2022 ein Video, in dem eine männliche Person neuwertige Waschmaschinen im Inneren des Gebäudes sowie in einem Container gestapelte Herde filmt. Dazu kommentiert der Mann: „Unglaublich. Wird alles entsorgt, weil sie das Asylantenheim zusammengelegt haben.“ Außerdem sollten die Spielplätze „weggekloppt“ werden, in der Unterkunft habe es zudem einen Cateringservice gegeben. Über 720.000 Nutzerinnen und Nutzer sahen das Tiktok-Video bisher und es wurde über 10.000 Mal geteilt.
Das Video wird aktuell von mehreren Tiktok-Profilen verbreitet und löst bei vielen Nutzern wütende Reaktionen aus: „Und wir im Ahrtal haben nichts in der Art bekommen“, heißt es in den Kommentaren, oder „Warum bekommen das nicht unsere Rentner, wo nichts von der Rente übrig ist”. Die Aufnahmen sind jedoch drei Jahre alt und die Behauptungen, die die Person im Video aufstellt, sind falsch.
Landesamt in Berlin: Funktionsfähige Geräte aus Unterkunft für Geflüchtete wurden 2019 weiter genutzt
Das aktuell auf Tiktok verbreitete Video kursierte bereits 2019 auf Facebook. Wir hatten es damals schon geprüft. Hinweise in den Kommentaren deuteten damals auf eine Einrichtung in Berlin. Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten Berlin (LAF) bestätigte uns auf Anfrage, dass es sich bei der Unterkunft um die Gemeinschaftsunterkunft Columbiadamm im Bezirk Tempelhof-Schöneberg in Berlin handelte.
Tatsächlich wurde die Einrichtung im Juni 2019 geschlossen. „Damals wurden alle elektrischen Geräte, die funktionstüchtig waren, abgebaut und in andere Unterkünfte des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten Berlin (LAF) gebracht. Gleiches gilt für die Kinderspielbereiche und jegliches andere Inventar“, schreibt uns ein Sprecher des LAF auf eine erneute Nachfrage per E-Mail. Schon 2019 teilte die Behörde uns mit, dass es damals kein Catering in der Gemeinschaftsunterkunft gegeben habe.
Unterkunft seit Beginn des Russland-Ukraine-Kriegs wieder offen
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 verzeichne das LAF ein „deutlich erhöhtes Flüchtlingsaufkommen“. Deshalb stehen ehemals geschlossene Unterkünfte wieder offen, unter anderem die Gemeinschaftsunterkunft Columbiadamm seit Anfang Juli 2022. „Aktuell leben dort 405 Menschen, die überwiegende Mehrheit von ihnen stammt aus der Ukraine“, schreibt uns der Sprecher. Momentan seien rund 35 Personen mit einem Catering versorgt, die noch keine Leistungen, etwa über das Sozialamt, erhalten.
Redigatur: Sophie Timmermann, Alice Echtermann