Nein, die Hamburger Bücherhallen nehmen keine „unnötigen Bücher“ zum Heizen an
Der für Desinformation bekannte Telegram-Kanal „Neues aus Russland“ verbreitet ein Foto eines angeblichen Schildes der Hamburger Bücherhallen. Darauf steht, die Bibliothek nehme unnötige Bücher an, um damit künftig zu heizen. Die Bücherhallen Hamburg bezeichnen das Bild als Fälschung.
Auf Telegram verbreitet der für pro-russische Desinformation bekannte Kanal „Neues aus Russland“ ein Foto von einem angeblichen Schild der Bücherhallen Hamburg. Darauf steht: „Aufgrund der aktuellen Situation nehmen wir unnötigte (sic!) Bücher für das Recycling von Altpapier für zukünftige Heizungen an.“ Grund dafür sei das teure Gas, heißt es im Telegram-Beitrag. „Wahrscheinlich nehmen sie besonders gerne Bücher von Tolstoi oder Dostojevski an.“ Mehr als 79.000 Menschen haben den Beitrag gesehen.
Das Schild ist jedoch nicht echt. Dafür sprechen mehrere Hinweise und ein Statement der Bücherhallen Hamburg.
Bücherhallen Hamburg: Bild ist eine Fälschung
Auf dem angeblichen Schild ist unten rechts das Logo der Bücherhallen Hamburg zu sehen. Die gemeinnützige Stiftung ist unter anderem zuständig für 32 Bibliotheken in den Hamburger Stadtteilen. „Bei diesem Bild handelt es sich um eine Fälschung und die Aussagen sind Fake News“, kommentierte die Stiftung auf Twitter am 1. September auf Anfrage eines Nutzers. Die Stiftung habe Anzeige erstattet wegen der Verwendung des Logos und der Verbreitung von Falschaussagen, heißt es in einer Pressemitteilung.
Zudem sprechen mehrere Details auf dem Schild dafür, dass es eine Fälschung ist. Das Wort „unnötige“ ist falsch geschrieben. Außerdem heißt es auf dem Schild, die Bibliothek nehme Bücher „für zukünftige Heizungen an“ – das ergibt sprachlich wenig Sinn.
Ein Nutzer postete auf Twitter auch ein Video, welches das Schild zeigt. Die Aufnahme ist vier Sekunden lang und zeigt das Schild aus demselben Blickwinkel wie das Foto. Weder im Video noch auf dem Foto ist ein Hinweis im Hintergrund zu sehen, der belegen könnte, dass sich das Schild tatsächlich in einer Bibliothek befindet. Auch das Video wiesen die Bücherhallen Hamburg als „Fake” zurück.
Eine Bilder-Rückwärtssuche mit dem Foto ergibt keine relevanten Ergebnisse, die die Echtheit des Schilds belegen. Wir haben zudem mit der Suchmaschine Yandex nach der Grafik mit den aufgestapelten Büchern gesucht, die oben links auf dem Schild zu sehen ist. Die Grafik lässt sich nicht den Hamburger Bücherhallen zuordnen, findet sich aber zum Beispiel in einem Beitrag eines kasachischen Instagram-Kanal von 2021 wieder.
Redigatur: Kimberly Nicolaus, Sophie Timmermann