Faktencheck

Nein, die sächsische Landesbibliothek in Dresden will nicht mit Büchern russischer Autoren heizen

Im Netz kursiert ein gefälschter Aushang, wonach die sächsische Landesbibliothek in Dresden angeblich russische Bücher verbrennen will. Die Bibliothek wehrt sich gegen die Fälschung mit einer Strafanzeige.

von Viktor Marinov

Innenansicht der Dresdener Staatsbibliothek
Eine Innenansicht zeigt Bücherregale in der Staats- und Universitätsbibliothek in Dresden (Symbolbild: SLUB Dresden / Ramona Ahlers-Bergner)
Behauptung
Die Staats- und Universitätsbibliothek in Dresden rufe in einem Schreiben dazu auf, Bücher russischer Autoren zu spenden, die in der Bibliothek zum Heizen verwendet werden sollen.
Bewertung
Manipuliert. Laut der Bibliothek in Dresden ist das Schreiben eine Fälschung. Das Foto selbst liefert keinen Hinweis darauf, dass sich der Aushang in der Dresdener Bibliothek befindet.

In Sozialen Netzwerken verbreitet sich ein Foto von einem angeblichen Aushang der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (hier und hier). Das Bild zeigt einen Zettel an einer weißen Magnetwand, auf dem es heißt: „Aufgrund der voraussichtlichen Heizungskürzungen im Herbst und Winter bitten wir Sie, Bücher russischer Autoren zu spenden, die für Heizung in der Bibliothek verwendet werden sollen.“ Das Foto verbreitet sich in verschiedenen Sprachen, unter anderem auf Russisch, Italienisch und Bulgarisch

Der Zettel ist jedoch eine Fälschung, wie die Bibliothek in Dresden bestätigt. Sie hat nach eigenen Angaben bereits Strafanzeige dagegen erstattet.

Tweet gefälfschter Aushang Bibliothek Dresden
„Deutschland, September 2022. Russische Bücher haben in den Regalen nichts zu suchen”, heißt es in diesem Tweet auf Russisch. Doch das Foto, das das beweisen soll, ist eine Fälschung. (Quelle: Twitter; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Sächsische Staatsbibliothek: Schreiben ist gefälscht

In dem angeblichen Schreiben wird die Verbrennung von Büchern mit Russlands Krieg gegen die Ukraine begründet. „Russische Literatur hat in Ihrem Bücherregal nichts zu suchen“, heißt es darin. Als Absender ist die Bibliotheksverwaltung vermerkt. In der unteren rechten Ecke des Schreibens stehen der Name der Bibliotheksdirektorin, Katrin Stump, sowie ihre E-Mail und Telefonnummer.

Die Bibliothek in Dresden hat auf das Foto am 2. September mit einer Pressemitteilung reagiert. „Wir haben wegen des gefälschten Schreibens bereits Strafanzeige erstattet“, heißt es darin. Es handle sich um eine gezielte Desinformationskampagne. Auch Katrin Stump kommt in der Pressemitteilung zu Wort: „Ich bin erschüttert, dass in den vergangenen Tagen bereits mehrere Bibliotheken von manipulativer Desinformation betroffen waren und die Drahtzieher auch vor persönlichen Angriffen nicht zurückschrecken.“

Darüber hinaus gibt es Hinweise, die an der Authentizität des Schreibens zweifeln lassen. Auf dem Bild ist zum Beispiel nicht zu erkennen, wo der Zettel hängt. Zudem passt die Überschrift „Schreibberatung“ nicht zum Inhalt des Schreibens. 

Ende August verbreitete sich eine ähnliche Behauptung zu den Hamburger Bücherhallen – die Bibliothek würde „unnötige Bücher“ zum Heizen annehmen, hieß es auf einem angeblichen Schild. Auch dieses Schreiben war nicht echt, wie unsere Recherche zeigte.

Redigatur: Sarah Thust, Sophie Timmermann

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