Zerstörte Solaranlagen: Dieses Video hat nichts mit Deutschland oder Angola zu tun
Ein Video soll zeigen, wie Personen aus Angola Solaranlagen zerstören; in die Anlagen seien deutsche Investitionen geflossen. Das stimmt nicht – das Video ist mehrere Jahre alt und stammt aus Indien. Einen Bezug zu Deutschland hat es nicht.
Personen schlagen auf die Solaranlagen ein, bis das Glas an der Oberfläche zerspringt. Ein Mann läuft auf den Modulen und zerstört mit einem Hammer mehrere von ihnen. Diese Szenen stammen aus einem Video, das mehr als 500 Mal auf Twitter geteilt wurde und sich auch über Telegram und Tiktok international verbreitete. Dazu schreiben Nutzerinnen und Nutzer: „Die Angolaner zerstören die Photovoltaikanlagen, weil sie denken, die Dinger verhindern, dass es regnet. Habecks und Baerbocks Investitionen aus unseren Steuergeldern haben sich erstmal erledigt!“
Doch die Behauptung ist falsch, das Video entstand in einem anderen Kontext und kursierte schon mehrfach mit irreführenden Behauptungen.
Medienberichte: Video zeigt Solaranlagen in Indien 2018
Über eine Bilderrückwärtssuche finden wir einen Artikel des französischen Senders France 24 vom 26. Juni 2018. Demnach verbreitete sich das Video schon damals mit unterschiedlichen Falschmeldungen. Es hieß etwa, indische Arbeiterinnen und Arbeiter hätten die Anlagen aus Angst vor ihren Göttern zerstört. Oder, dass die Anlagen von der Weltbank gespendet worden seien. Beides stimmt nicht.
France 24 berichtete, dass die Solaranlagen in Chalisgaon stehen, einer Stadt im indischen Bundesstaat Maharashtra. So steht es auch in einem Artikel der indischen Nachrichtenseite Climate Samurai.
Laut Climate Samurai haben Arbeiter die Module zerstört, weil sie keine Löhne für deren Aufbau erhielten. Auf eine Anfrage an das Unternehmen, das die Solaranlagen installierte, habe die Nachrichtenseite keine Antwort erhalten. Der Name des Unternehmens wird nicht genannt. Auch Go News India berichtete 2018 auf Twitter über die zerstörten Solarpanels.
Auf Google Maps und Google Earth finden sich mehrere Solaranlagen in Chalisgaon. Unter ihnen „JBM Solar Plant“ und „Avada solar plant“.
Dahinter stehen die beiden indischen Unternehmen JBM Group und Avaada. Auf unsere mehrfache Nachfrage, ob das Video einen Vorfall bei einer dieser Anlagen zeigt, erhielten wir keine Antwort. Alle vorhandenen Hinweise sprechen jedoch dafür, dass der Vorfall tatsächlich in Indien stattfand – so auch die Sprache.
Wir haben mehrere indische Muttersprachler gebeten, die Sprache aus dem Video einzuordnen. Eindeutig zuordnen konnten sie sie wegen der schlechten Audioqualität nicht. Doch sie waren sich einig, dass die Sprache aus Indien stammt. Auch die Kleidung der Frauen in dem Video deute darauf hin, dass die Personen aus Indien kommen – dies alles spricht dagegen, dass es sich um Angolaner handelt.
Deutschland finanziert keine Solaranlagen in Chalisgaon
Doch finanziert die deutsche Bundesregierung Solaranlagen in Chalisgaon, wo das Video aufgenommen wurde? Auch das wollten wir abschließend prüfen. Eine Sprecherin des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sagte uns, dass Deutschland in Chalisgaon keine Solaranlagen finanziere. Das passiere aber an anderen Standorten im Bundesstaat Maharashtra.
Korrektur, 26. Mai 2023: In einer früheren Version des Textes stand, Deutschland finanziere keine Solaranlagen im indischen Bundesstaat Maharashtra. Das stimmt nicht. Das BMZ hat die Aussage nach Veröffentlichung des Artikels präzisiert: Die Bundesregierung finanziert dort Solaranlagen, allerdings nicht in Chalisgaon, wo das Video aufgenommen wurde.
Redigatur: Matthias Bau, Viktor Marinov, Sophie Timmermann