Klimaaktivisten sabotieren Radrennen? Dafür gibt es keine Belege
In Spanien versuchten laut Polizei mehrere Personen, das Radrennen La Vuelta mit mehreren hundert Litern Öl zu sabotieren. Online wird die geplante Tat mit Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten in Verbindung gebracht. Doch darauf gibt es keine Hinweise. Medien schreiben über Verbindungen zu katalanischen Unabhängigkeitskämpfern.
Es gebe Aktivisten, aber das seien definitiv Terroristen, schreibt ein Nutzer von X, ehemals Twitter, unter einen Beitrag vom 30. August 2023. Der Grund für seine Aufregung: Ein anderer Nutzer berichtet, dass vier Personen versucht hätten, die dritte Etappe des spanischen Radrennens La Vuelta mit Öl auf der Fahrbahn zu sabotieren. Schlusssatz des Beitrags: „Klimaaktivisten sind gemeingefährlich.“
Fast wortgleich und in Englisch veröffentlichte den Beitrag kurz zuvor auch ein angeblicher News-Kanal auf X. Der Kanal schreibt über sich selbst, er erhebe keinen Anspruch auf Richtigkeitseiner Infos. Die Behauptung landete auch auf Facebook. Dort wird in einem Beitrag auch die Letzte Generation in einem Hashtag genannt – also jenes klimaaktivistische Bündnis in Deutschland und Österreich, dessen Mitglieder immer wieder in den Medien vorkommen, weil sie sich zum Protest auf Fahrbahnen kleben.
Den Sabotageversuch auf das Radrennen gab es laut spanischer Polizei wirklich. Doch es gibt keine Hinweise darauf, dass er von einem Klimabündnis ausging. In mehreren spanischen Medienberichten wird von einer Verbindung zur katalanischen Unabhängigkeitsbewegung CDR geschrieben.
Polizei bestätigt die versuchte Öl-Sabotage des Radrennens in Spanien
In den Beiträgen in Sozialen Netzwerken wird ein zweiminütiges Video geteilt. Es zeigt, wie Polizeibeamte in einem Wald oberhalb einer Brücke auf Ölfässer stoßen und endet damit, dass vier Personen abgeführt werden. Das Video stammt von der spanischen Nationalpolizei, die es auch auf X veröffentlichte. Auch mehrere deutschsprachige Medien berichteten über den Vorfall.
In einer Pressemeldung vom 29. August schrieb die Polizei, sie habe am Tag zuvor vier Personen beim Versuch „überrascht“,das Radrennen La Vuelta auf dem Weg durch die Region Solsonès in der Provinz Lleida zu sabotieren. Sie hätten zwei 200-Liter-Fässer und eine Aktivierungseinrichtung per Zeitschaltuhr platziert, in den Fässern sei vermutlich Motoröl gewesen.
Doch von Klimaaktivistinnen und -aktivisten schrieb die Polizei nichts. Die spanische Nationalpolizei antwortete bislang nicht auf eine Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck, ob es Hinweise auf eine solche Verbindung gebe.
Medien schreiben von Verbindungen zu katalanischen Unabhängigkeitsbefürwortern
Mehrere spanische Medien berichteten aber, dass die geplante Tat einer Unabhängigkeitsbewegung zugeschrieben werde, sie nennen explizit die Gruppe CDR. Diese „Komitees zur Verteidigung der Republik” treten für die Unabhängigkeit Kataloniens ein und blockierten schon in der Vergangenheit Straßen.
Die dritte Etappe der La Vuelta führte von Suria, in der Provinz Barcelona, nach Arinsal in Andorra. Die Strecke verlief also durch die autonome Region Katalonien, in der sich eine Bewegung die Unabhängigkeit von Spanien wünscht. Laut einem Bericht des ZDF nannten Unabhängigkeitsbefürworter die Durchfahrt des Radrennens durch die Region „kolonialistisch“.
CDR antwortete nicht auf eine Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck zu dem Vorfall, doch die Organisation schrieb auf X darüber. Sie bekennt sich darin nicht zum Sabotageplan, sondern schreibt über „Anschuldigungen gegen unsere Kollegen“ und von der „Konstruktion“ einer „belastenden Geschichte“. Hinweise, dass Klimaaktivistinnen und -aktivisten oder konkret die Letzte Generation in die Sache involviert waren, gibt es keine.
Redigatur: Paulina Thom, Max Bernhard