Faktencheck

Kirche dementierte am 9. Oktober: Israel hat das Porphyrius-Gotteshaus in Gaza nicht zerstört

In Sozialen Netzwerken kursierte seit dem 9. Oktober 2023 die angebliche Nachricht, Israel habe bei einem Angriff in Gaza die orthodoxe Kirche des Heiligen Porphyrius zerstört. Das stimmt nicht, die Kirche selbst dementiert die Behauptung.

von Viktor Marinov

Orthodox Christians celebrate Christmas in Gaza
Weihnachtsfeier in der Kirche des Heiligen Porphyrius in Gaza im Januar 2023. Sie wurde entgegen Behauptungen in Sozialen Netzwerken vom 9. Oktober 2023 nicht bei einem israelischen Angriff zerstört. (Quelle: Mustafa Hassona / Picture Alliance / Anadolu Agency)
Behauptung
Israel habe die orthodoxe Kirche des Heiligen Porphyrius in Gaza bei einem Angriff am 9. Oktober 2023 zerstört.
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Frei erfunden
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Frei erfunden. Die Kirche schreibt auf ihrer Facebook-Seite, dass das Gebäude unversehrt sei. Es gibt auch keine Medienberichte oder sonstige Belege für einen Schaden an der Kirche.

Hinweis 20. Oktober 2023: Mehrere Medien, unter anderem NBC News und The Wall Street Journal, berichten, dass Teile der griechisch-orthodoxen Kirche, in der inzwischen vertriebene palästinensische Familien untergebracht waren, am Abend des 19. Oktober 2023 bei einer Explosion in Gaza beschädigt wurden und eingestürzt sind. Der nachfolgende Faktencheck bezieht sich hingegen auf eine Behauptung vom 9. Oktober 2023.

„Israel hat gerade die drittälteste Kirche der Welt in die Luft gesprengt. Die orthodoxe Kirche des Heiligen Porphyrius in Gaza war 1.616 Jahre alt“, heißt es in einem
Facebook-Beitrag. Diese Behauptung kursiert seit dem 9. Oktober 2023 international, etwa auch auf Telegram oder X, ehemals Twitter. Teilweise verbreiten Nutzerinnen und Nutzer dazu ein Video vom unversehrten Inneren der Kirche, teilweise einzelne Bilder.

Am 7. Oktober 2023 griff die palästinensische Terrororganisation Hamas Israel an. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rief daraufhin den Kriegszustand aus und reagierte mit Gegenangriffen. In dieser unübersichtlichen Lage verbreiten sich im Netz neben authentischen Berichten auch viele Falschmeldungen. 

Die Behauptung, Israel habe die Kirche des Heiligen Porphyrius in Gaza zerstört, stimmt nicht (Stand 11. Oktober 2023). Die Kirche selbst dementiert den angeblichen Angriff.

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Auf Facebook verbreitet sich die angebliche Nachricht zur Zerstörung der Kirche in Gaza mit einem Video. Doch darin ist lediglich die unversehrte Kirche zu sehen. (Quelle: Facebook; Screenshot und Unkenntlichmachung: CORRECTIV.Faktencheck)

Kirche des Heiligen Porphyrius in Gaza am 9. Oktober auf Facebook: „Das Gebäude ist unversehrt“

In einem Facebook-Beitrag auf Arabisch, Englisch, Griechisch und Russisch dementieren die Verantwortlichen der Kirche des Heiligen Porphyrius. In der englischen Version steht übersetzt: „Wir möchten Sie darüber informieren, dass die Kirche des Heiligen Porphyrius in Gaza unversehrt ist und im Dienste der Gemeinschaft und unserer Gemeinde steht. Die Nachrichten, die über die Beschädigung der Kirche kursieren, sind falsch.“ Der Beitrag ist im Text mit dem 9. Oktober 2023, 21:30 Uhr datiert.

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Auf Facebook dementierte die Kirche in Gaza die Behauptung, dass das Gebäude zerstört worden sei (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Mehrere Hinweise sprechen dafür, dass es sich um die offizielle Facebook-Seite der Kirche handelt. Die Seite wurde bereits 2019 erstellt und veröffentlicht regelmäßig Beiträge, die das Innere der Kirche zeigen, darunter auch Live-Übertragungen von Gottesdiensten.

Die Videos und die Bilder von der Kirche, die in Sozialen Netzwerken in Zusammenhang mit der Behauptung geteilt werden, belegen keine Zerstörung. Sie zeigen tatsächlich die Kirche des Heiligen Porphyrius, wie etwa an den charakteristischen blau bemalten Wänden zu erkennen ist. Allerdings ist das Gebäude in diesen Beiträgen in einem unversehrten Zustand. Es gibt zudem keine vertrauenswürdigen Medienberichte über die angebliche Zerstörung der Kirche.

Alle Faktenchecks zu Falschmeldungen und Gerüchten zum Krieg im Nahen Osten finden Sie hier.

Update 20. Oktober: Wir haben in der Überschrift, der Behauptung und im Teaser spezifiziert, dass sich der Faktencheck auf eine Behauptung vom 9. Oktober bezieht.

Redigatur: Max Bernhard, Uschi Jonas

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