Faktencheck

Nein, dieses Video zeigt kein von der Hamas inszeniertes Begräbnis

Personen tragen eine vermeintliche Leiche auf einer Bahre, doch als Warnsirenen ertönen, steht der angeblich Tote auf und rennt weg. Diese Szene aus einem aktuell geteilten Video soll laut Beiträgen im Netz eine Propaganda-Aktion der Hamas belegen. Doch das Video ist von März 2020 und zeigt etwas anderes.

von Kimberly Nicolaus

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Dieses Video zeigt eine Begräbnis-Inszenierung. Doch anders als behauptet, ist sie nicht aktuell und zeigt auch nicht die Hamas im Gazastreifen, sondern Personen in Jordanien, die laut Medienberichten die Corona-Ausgangssperre umgehen wollten. (Quelle: X; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Video zeige den Versuch der Hamas, ein Begräbnis zu inszenieren.
Bewertung
Falscher Kontext
Über diese Bewertung
Falscher Kontext. Laut mehreren Medienberichten entstand das Video im März 2020 in Jordanien. Die Personen hätten mit der Aktion versucht, die damals verhängte Ausgangssperre während der Corona-Pandemie zu umgehen.

Ertappt diese Aufnahme die Hamas bei dem Versuch, ein Begräbnis zu inszenieren? Das behaupten Nutzerinnen und Nutzer in Bezug auf ein Video, das sich aktuell auf X (ehemals Twitter) und Tiktok verbreitet und dort tausendfach gesehen wurde. In dem Video tragen Personen einen vermeintlich Toten auf einer Bahre. Als Warnsirenen ertönen, legen sie die Bahre ab und rennen davon. Der vermeintlich Tote befreit sich aus seinem Grabtuch und rennt ebenfalls davon. Auch das österreichische Onlinemedium OE24 spricht bei dem Video von einem „Propaganda Fail“ der Hamas. 

Das stimmt nicht. Es ist auch nicht das erste Mal, dass diese Szenen falsch verbreitet werden: Das Video kursierte bereits im Mai 2021 mit einer ähnlichen Falschbehauptung, als es zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hamas kam. Die EU und die USA stufen die Hamas als Terrororganisation ein.

Anders als behauptet, steht dieses Video nicht in Zusammenhang mit dem aktuellen Krieg im Nahen Osten. Das Video zeigt zwar ein inszeniertes Begräbnis, aber es stammt aus Jordanien und zeigt nicht die Hamas. (Quelle: X; Screenshot und Unkenntlichmachung: CORRECTIV.Faktencheck)

Video ist alt und stammt nicht aus Gaza, sondern aus Jordanien 

Über eine Bilder-Rückwärtssuche finden wir einen X-Beitrag vom 26. März 2020 mit demselben Video. Dazu heißt es auf Englisch: „Eine vorgetäuschte Beerdigung nach ‚palästinensischer Art‘ in Jordanien, um die Ausgangssperre zu brechen.“ Eine Google-Suche auf Arabisch mit diesen Stichworten führt uns zu einem Artikel des syrischen Onlinemediums Orient News vom 25. März 2020. Darin heißt es ebenfalls, dass das Video eine inszenierte Beerdigung in Jordanien zeige, um die Ausgangssperre zu umgehen.

Diese Beschreibung stimmt mit weiteren arabischsprachigen Berichten, unter anderem aus Jordanien, vom 23. und 24. März 2020, überein. Nach Ausbruch der Corona-Pandemie erklärte Jordanien zunächst den Notstand und führte dann am 21. März 2020 eine strikte Ausgangssperre ein. Die Regierung lockerte die Maßnahmen wenige Tage später. 

Angebliche Inszenierung von Toten gängiges Narrativ der Desinformation im Krieg

Die Behauptung zu dem Video baut auf ein gängiges Narrativ, mit dem manche Akteure die Handlungen und Folgen von Gewalt in Konflikten und im Krieg herunterspielen wollen. Ähnliche Falschbehauptungen begegneten uns schon mehrfach in Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und nun auch im Krieg im Nahen Osten. 

So sollte kürzlich ein Video belegen, wie Israel die Ermordung eines Kindes durch die Hamas inszeniert habe. Doch unsere Recherche zeigt: Das Video ist alt und zeigt Dreharbeiten für einen Film. Seit den Terrorangriffen der Hamas am 7. Oktober 2023 und Israels Gegenangriffen sollen tausende Menschen gestorben sein, darunter viele Kinder

Alle Faktenchecks zu Falschmeldungen und Gerüchten zum Krieg im Nahen Osten finden Sie hier.

Redigatur: Steffen Kutzner, Sophie Timmermann