Faktencheck

Dieses Video zeigt keinen Angriff auf die israelische Botschaft in Bahrain

Die israelische Botschaft in Bahrain sei in Brand gesteckt worden, heißt es in mehreren Beiträgen in Sozialen Netzwerken. Das soll ein aktuelles Video belegen. Doch die Aufnahme ist mehr als zehn Jahre alt und zeigt einen anderen Vorfall in Bahrain.

von Viktor Marinov

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Dieses Video zeigt keinen Angriff auf die israelische Botschaft in Bahrain, sondern einen zehn Jahre alten Vorfall mit der Polizeistation auf der Insel Sitra in Bahrain (Quelle: X; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Video zeige, wie die israelische Botschaft in Bahrain kürzlich in Brand gesteckt worden sei.
Bewertung
Falscher Kontext
Über diese Bewertung
Falscher Kontext. Das Video kursiert schon seit 2012 auf Youtube, es zeigt also keinen aktuellen Vorfall. Es entstand zwar in Bahrain, aber zeigt nicht die israelische Botschaft, sondern eine Polizeistation.

„Die israelische Botschaft in Bahrain ist heute Abend niedergebrannt“, heißt es in Beiträgen auf X, Telegram und Facebook. Ein 24-sekündiges Video soll die Behauptung belegen. Es zeigt mehrere Menschen, die offenbar Molotowcocktails auf ein Gebäude werfen – daraufhin brechen mehrere Brände aus. 

Die Behauptung verbreitet sich international. Allein ein inzwischen gelöschter englischsprachiger Beitrag auf X wurde mehr als 140.000 Mal gesehen. Das Video hat mit dem aktuellen Krieg im Nahen Osten oder einer israelischen Botschaft jedoch nichts zu tun.

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Dieses Video zeigt keinen aktuellen Angriff auf die israelische Botschaft in Bahrain – es ist mehr als zehn Jahre alt und zeigt einen Anschlag auf eine Polizeistation in Bahrain (Quelle: X; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Video entstand in Bahrain,  tauchte jedoch schon im Dezember 2012 auf Youtube auf

Unter dem mittlerweile gelöschten X-Beitrag mit dem Video hatten Nutzerinnen und Nutzer mit einer sogenannten Community Note die Aufnahmen eingeordnet. Sie ist noch in einer archivierten Version des Beitrags sichtbar. Dort stand, die Behauptung über den Angriff auf die israelische Botschaft sei falsch. Es handle sich um einen Angriff auf eine Polizeistation in Manama aus dem Jahr 2012. Verlinkt ist darin ein weiterer Beitrag, der auf ein älteres Video auf Youtube mit arabischem Titel verweist.

Mit einer Stichwortsuche fanden wir das Video auf dem Youtube-Kanal „Revolution Bahrain“, hochgeladen am 30. Dezember 2012. Das Video dauert knapp vier Minuten und zeigt etwa ab Minute 1 dieselbe Szene, zu der es aktuell heißt, es sei ein Angriff auf die israelische Botschaft. 

Der Videotitel lautet „Bahrain: Eine Polizeistation wurde belagert und niedergebrannt – Sitra“. Laut der Beschreibung ist ein Angriff auf eine Polizeistation auf der zu Bahrain gehörenden Insel Sitra am 3. November 2012 zu sehen. Mehrere Medienberichte bestätigen, dass es einen solchen Angriff mit Molotowcocktails gab.

Video zeigt nicht die israelische Botschaft in Bahrain, sondern eine Polizeistation

Ein Vergleich von Bildern der Polizeistation auf Sitra von den Kartendiensten Mapillary und Google Maps und dem Gebäude aus dem Video zeigt, dass es sich um denselben Ort handelt. Die Fassade, die charakteristischen Fenster und die Mauer davor sind identisch.

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Ein Vergleich mit Aufnahmen aus dem kursierenden Video (links) und einem Foto von der Polizeistation auf Sitra zeigt, dass es sich um denselben Ort handelt. Die Fassade (gelb), die Fenster (blau) und die Mauer davor (rot) sind identisch. (Quelle: X / Mapillary; Collage und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Auch eine Suche nach glaubwürdigen Belegen oder Medienberichten zu einem Angriff auf die israelische Botschaft in Bahrain brachte keine Ergebnisse. Ein israelischer Beamter teilte Reuters mit, dass es Ende Oktober Proteste vor der Botschaft in Bahrain gegeben habe, das Gebäude jedoch nicht in Brand gesteckt worden sei. Laut Medienberichten hat Israel die Botschaft im Zuge des aktuellen Kriegs im Nahen Osten inzwischen evakuiert. 

Alle Faktenchecks zu Falschmeldungen und Gerüchten zum Krieg im Nahen Osten finden Sie hier.

Redigatur: Steffen Kutzner, Sophie Timmermann

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