Faktencheck

Ja, auf Lieferando-Rechnungen standen islamfeindliche Kommentare von Kunden

Online verbreiten sich Meldungen über Lieferando-Belege mit islamfeindlichen und hetzerischen Botschaften von Kundinnen oder Kunden. Manche zweifeln ihre Echtheit an, doch Lieferando und betroffene Gastronomen bestätigten, dass es solche Fälle gab.

von Gabriele Scherndl

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Bei mehreren Lieferando-Bestellungen schrieben Kundinnen oder Kunden hetzerische Kommentare. Online verbreiteten sich Fotos davon und Berichte darüber. (Symbolbild: Frank Hoermann / Sven Simon / Picture Alliance)
Behauptung
Auf Lieferando-Belegen stünden islamfeindliche Botschaften, etwa: „Tod den Palästinensern, Freiheit für Israel! Nieder mit dem globalen Islam“.
Bewertung
Richtig. Lieferando bestätigt, dass es in der jüngsten Vergangenheit vermehrt zu solchen Fällen kam. Kundinnen oder Kunden hätten die antiislamischen Botschaften bei der Bestellung als Kommentar hinterlassen. Auch zwei betroffene Gastronomen bestätigen das.

In Sozialen Netzwerken und Medienberichten kursieren aktuell Fotos und Berichte von Lieferando-Belegen, auf denen hetzerische und antiislamische Kommentare stehen. Etwa: „Tod den Palästinensern, Freiheit für Israel!“ oder „Nieder mit Palästina“. Hunderttausende sahen derartige Beiträge.

Teilweise halten Nutzerinnen und Nutzer die Fotos für gefälscht. Doch Lieferando und zwei Gastronomen bestätigen, dass es in der jüngsten Vergangenheit zu solchen Fällen kam. Kundinnen oder Kunden hätten die Kommentare bei der Bestellung hinterlassen. 

Auf einem Lieferando-Beleg steht eine islamfeindliche Notiz.
Online werden momentan verschiedene Lieferando-Belege mit islamfeindlichen Kommentaren verbreitet. Lieferando bestätigt, dass solche Fälle in jüngster Zeit vorkommen, Kundinnen oder Kunden hätten diese Bestellnotizen geschrieben. (Quelle: X; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Lieferando bestätigt mehrere Fälle von islamfeindlichen Kundenkommentaren

Die hetzerischen Kommentare stehen auf den Fotos, die online kursieren, im unteren Teil des Belegs. Dort werden Anmerkungen der Kundinnen und Kunden abgedruckt.

Der Betreiber eines Restaurants, dessen Name auf so einem Beleg zu sehen ist, sagt zu CORRECTIV.Faktencheck, er habe daraufhin zahlreiche Anrufe erhalten, von Leuten, die dachten, der Kommentar sei vom Lokal. Er will deswegen im Zusammenhang mit dem Foto nicht namentlich genannt werden, bestätigt aber, dass es echt ist.

Ein weiterer Lokalbetreiber, der anonym bleiben will, bestätigt CORRECTIV.Faktencheck ebenfalls, dass solche Bestellungen bei ihm eingingen. Er schickt Screenshots der Bestellungen, in denen auf Deutsch und Türkisch Kommentare hinzugefügt wurden. In einem wird eine „ethnische Säuberung“ Palästinas gefordert. Der Gastronom schreibt, dass die Kundendaten erfunden gewesen seien, er die Fälle aber der Polizei gemeldet habe.

Lieferando-Sprecher Oliver Klug betätigt auf Anfrage keine konkreten Einzelfälle, sagt aber, es sei in letzter Zeit zu einigen wenigen solcher Fälle gekommen. Eine Systematik, etwa, dass für alle Bestellnotizen dieselbe Person verantwortlich sei, könne man aber nicht erkennen. Auf X distanzierte sich das Unternehmen von den islamfeindlichen Kommentaren und gab an, einen Besteller gesperrt zu haben.

Alle Faktenchecks zu Falschmeldungen und Gerüchten zum Krieg im Nahen Osten finden Sie hier.

Redigatur: Matthias Bau, Paulina Thom

Update, 11. Dezember 2023: Auf Wunsch eines Lokalbetreibers haben wir ihn anonymisiert.

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