Faktencheck

Kein Huthi-Angriff: Video zeigt sinkenden Frachter vor Brasilien

Nach einem Angriff auf den britischen Frachter Rubymar durch Huthi-Rebellen aus dem Jemen kursiert in Sozialen Netzwerken ein Video, das zeigen soll, wie das Schiff sinkt. Doch die Aufnahme zeigt ein anderes Schiff und hat keinen Bezug zum Konflikt im Roten Meer.

von Paulina Thom

huthi-rubymar-falscher-kontext-video
Dieses Video zeigt, anders als behauptet, nicht das britische Handelsschiff Rubymar nach einem Huthi-Angriff, sondern ein sinkendes Schiff im Jahr 2020 vor der Küste Brasiliens (Quelle: X; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Video zeige die sinkende Rubymar nach einem Angriff der Huthi-Rebellen aus dem Jemen.
Bewertung
Falscher Kontext
Über diese Bewertung
Falscher Kontext. Das sinkende Schiff im Video ist der Frachter Stellar Banner. Behörden versenkten ihn nach einem Wassereinbruch 2020 vor der Küste Brasiliens.

„Eine spektakuläre Szene des Untergangs des englischen Schiffes Rubymar“, kommentiert ein Nutzer auf X ein Video. In nur knapp 30 Sekunden versinkt darin ein Schiff fast komplett im Meer, im Hintergrund steigen orange Schwaden auf. 

Am 18. Februar 2024 griffen Huthi-Rebellen laut Medienberichten die Rubymar in der Meerenge Bab al-Mandab an. Das Video, das ihren Untergang zeigen soll, kursiert seitdem international auf X und Telegram – etwa auf Japanisch, Englisch, Arabisch, Russisch und Deutsch – und erreichte hunderttausende Nutzerinnen und Nutzer. 

Doch bislang ist die Rubymar, soweit bekannt, nicht gesunken – das Schiff nehme Wasser auf und sei evakuiert worden, berichtet die BBC am 21. Februar. Dem Nachrichtensender liegen Fotos vor, die das beschädigte Schiff noch an diesem Tag über Wasser zeigen. Laut Schiffsbetreiber wird versucht, das Schiff nach Dschibuti zu schleppen.

Was zeigt das Video in Sozialen Netzwerken aber stattdessen?

Deutscher Beitrag auf X mit der Behauptung und dem Video
Das britische Frachtschiff Rubymar sei durch die Huthi versenkt worden, heißt es in diesem Beitrag auf X. Zeigen soll das ein Video, doch das ist ganz woanders entstanden. (Quelle: X; Screenshot und Schwärzung)

Video zeigt wie die Stellar Banner im Jahr 2020 vor Brasilien versenkt wird

Eine Bilder-Rückwärtssuche führt zu Videos auf Youtube aus dem Jahr 2020. Demnach ist im Video die sinkende Stellar Banner zu sehen. Das Frachtschiff, das mit knapp 300.000 Tonnen feinem Eisenerz beladen war, hatte laut Berichten im Februar 2020 auf dem Weg von Brasilien nach China bereits nach 100 Kilometern wegen eines Wassereinbruchs schwere Schlagseite erlitten. Anschließend war es auf einer Sandbank aufgelaufen. 

Im Juni 2020 versenkte die Marine das Schiff, nachdem es monatelang nicht gelungen war, es wieder flott zu machen. Es war zu diesem Zeitpunkt noch mit knapp 150.000 Tonnen Eisenerz beladen, was das schnelle Absinken und die orangenen Schwaden – Eisenerzpartikel – im Hintergrund erklärt. 

Ein Vergleich der Videos auf Youtube und mit dem aktuell kursierenden Video zeigt: Es handelt sich um dasselbe Schiff. Die Stellar Banner ist deutlich an zwei blauen Streifen und einem roten Kreis am Schornstein zu erkennen.

Vergleich der Videos, sie zeigen dasselbe Schiff
Oben das aktuell kursierende Video, unten ein Video von 2020, das das sinkende Schiff Stellar Banner zeigt (Quelle: X / Youtube; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

So sieht die Stellar Banner auch laut der Webseite Vesselfinder aus, über die man Schiffe orten kann. Dort steht auch, die Stellar Banner sei seit 2020 nicht mehr in Betrieb.

Huthi greifen seit Monaten internationale Handelsschiffe im Roten Meer an

Am 19. Februar hat die EU die defensive Militäroperation Aspides eingeleitet. Militärschiffe sollen im Zuge der Mission Handelsschiffe im Roten Meer vor Angriffen schützen. Deutschland beteiligt sich an dem Einsatz mit der Fregatte Hessen.

Vorausgegangen waren dutzende Angriffe der Huthi auf internationale Handelsschiffe im Roten Meer und Golf von Aden – nach Angaben der Rebellen zur Unterstützung der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas und der Palästinenser in Gaza. Die USA und Großbritannien greifen seit dem 11. Januar 2024 Stellungen der Rebellen im Jemen an. 

Alle Faktenchecks zu Falschmeldungen und Gerüchten zum Krieg im Nahen Osten finden Sie hier.

Redigatur: Gabriele Scherndl, Matthias Bau

CORRECTIV im Postfach
Lesen Sie von Macht und Missbrauch. Aber auch von Menschen und Momenten, die zeigen, dass wir es als Gesellschaft besser können. Täglich im CORRECTIV Spotlight.