Faktencheck

Manipulierter Medienbericht: Nein, Köln schafft keine „Vergewaltigungsverbotszone“ in NRW

Auf X verbreitet sich ein manipulierter Screenshot eines Artikels der Neuen Ruhr Zeitung. Demnach gebe es in Köln die erste dauerhafte „Vergewaltigungsverbotszone“ in NRW. Doch die Überschrift des Artikels wurde nachträglich bearbeitet. Eine solche Zone gibt es laut dem dortigen Innenministerium nicht.

von Kimberly Nicolaus

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Auf dem Wiener Platz in Köln ist keine „Vergewaltigungsverbotszone“ eingerichtet, sondern eine Waffenverbotszone (Quelle: Thomas Banneyer / DPA / Picture Alliance)
Behauptung
Köln schaffe die erste dauerhafte „Vergewaltigungsverbotszone“ in Nordrhein-Westfalen. Das belege der Screenshot einer Artikelüberschrift.
Bewertung
Manipuliert. Der verbreitete Screenshot ist eine Fälschung von einer Überschrift der Neuen Ruhr Zeitung. Der Titel lautet im Original: „Köln schafft erste dauerhafte Waffenverbotszone in NRW“. Laut Angaben des NRW-Innenministeriums gibt es in dem Bundesland keine „Vergewaltigungsverbotszonen“.

Wenn Accounts auf X eine Meldung verbreiten, von deren Echtheit sie selbst nicht überzeugt sind, dann steckt dahinter oft ein geschmackloser Scherz. Die Beiträge verbreiten einen Screenshot, in dem es heißt „Köln schafft erste dauerhafte Vergewaltigungsverbotszone in NRW“. Der Screenshot sieht so aus, als stammte er von einer Zeitung. Eine Stichwortsuche mit diesem Titel führt jedoch zu keinen Suchergebnissen.

Manipulierte Überschrift eines Zeitungsartikels der Neuen Ruhr Zeitung.
Auf X kursiert dieser gefälschte Screenshot einer Artikelüberschrift der Neuen Ruhr Zeitung. Einige Nutzerinnen und Nutzer sind sich unsicher, ob die Meldung stimmt. Die Zeitung berichtete im Original über eine Waffenverbotszone. (Quelle: X; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Titel eines Artikels manipuliert – Neue Ruhr Zeitung berichtete über Waffenverbotszone

Eine Suche nach den Worten „Köln schafft erste dauerhafte“ führt dagegen zu einem Artikel der Neuen Ruhr Zeitung (NRZ) vom 13. Juni 2024 – dasselbe Datum wie im Screenshot auf X. Im NRZ-Artikel lautet der Titel jedoch: „Köln schafft erste dauerhafte Waffenverbotszone in NRW.“ Im Artikel geht es um den Wiener Platz in Köln – dort gibt es seit dem 12. Juni 2024 ein dauerhaftes Verbot von Waffen aller Art. Insbesondere Messer stünden im Fokus der Kontrollen.

Der auf X kursierende Screenshot des NRZ-Artikels ist also manipuliert. Der Autor des Artikels teilte auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck mit: „Bei dem Screenshot handelt es sich definitiv um eine Fälschung.“ Er werde den Fall an die Rechtsabteilung weiterleiten.

Innenministerium: Keine „Vergewaltigungsverbotszonen“ in NRW

Waffenverbotszonen gibt es nach Polizeiangaben in Köln seit Ende 2021 auch an zwei weiteren Standorten: An den Kölner Ringen und der Zülpicher Straße. Dort gelte das Verbot jedoch nur in bestimmten Zeiträumen. Die Verbotszone am Wiener Platz sei dauerhaft eingeführt worden, weil die dort festgestellten Delikte sich nicht auf bestimmte Zeiten, wie beispielsweise das Wochenende, fokussierten, teilte uns ein Pressesprecher der Polizei Köln telefonisch mit.

Christoph Wickhorst, Sprecher für Polizeiangelegenheiten im NRW-Innenministerium, schreibt auf Anfrage: „Es gibt logischerweise keine Vergewaltigungsverbotszone‘ in NRW. Vergewaltigungen sind per se strafbare Handlungen und werden von der Polizei konsequent verfolgt.“ 

Redigatur: Viktor Marinov, Sophie Timmermann  

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:

  • „Köln schafft erste dauerhafte Waffenverbotszone in NRW“, Neue Ruhr Zeitung, 16. Juni 2024: Link