Faktencheck

Fake DW-Video: Polizei Berlin warnte nicht vor ukrainischen Hackern

Prorussische Kanäle verbreiten ein Video, das angeblich von der Deutschen Welle stammen soll. Doch der Bericht, in dem es um eine angebliche ukrainische Hacker-Bande geht, ist eine Fälschung.

von Max Bernhard

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Dieser angebliche Bericht der Deutschen Welle ist gefälscht. (Quelle: Telegram; Screenshots und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Die Deutsche Welle habe in einem Video berichtet, dass die Berliner Polizei vor einer ukrainischen Hacker-Gruppe gewarnt habe, die inzwischen verhaftet worden sei.
Bewertung
Manipuliert. Laut der Deutschen Welle handelt es sich bei dem Video um einen Fake und Propaganda. Die Berliner Polizei erklärte, dass es keine Festnahmen im Zusammenhang mit ukrainischen Hackern gegeben habe.

In einem Video, das sich Ende April 2024 in Sozialen Netzwerken verbreitet, soll die Deutsche Welle, der Auslandsrundfunk Deutschlands, angeblich auf Englisch über eine Warnung der Polizei Berlin berichtet haben: Mehr als 80 Menschen mit Verbindungen zu einer ukrainischen Hacker-Gruppe namens „31337 nice“ seien Anfang April festgenommen worden. Sie hätten kostenlose Wlan-Netze bereitgestellt, um dann sensible Daten abzugreifen.

In dem Video werden auch die Namen der angeblich Verhafteten eingeblendet. Die Polizei Berlin habe deshalb auch Besucher der aktuellen Fußball-Europameisterschaften gewarnt, sich nicht mit öffentlichen Wlan-Netzwerken zu verbinden.

Vor allem pro-russische Profile verbreiteten das Video in Beiträgen auf Russisch. Auch auf der deutschsprachigen Webseite Pravda-de, die zu einer internationalen Propaganda-Kampagne des Kreml gehört, ist der angebliche Beitrag zu finden. Die Deutsche Welle hat das Video jedoch nie veröffentlicht. Und auch die Berliner Polizei dementiert Festnahmen ukrainischer Hacker.

Die Webseite Pravda-de ist teil einer russischen Desinformations-Kampagne – auch dort wurde der angebliche Bericht der DW verbreitet (Quelle: pravda-de.com; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

DW spricht von Fake und Propaganda  

Julia van Leuven, Pressesprecherin der DW, teilt uns auf Nachfrage mit, dass es sich nicht um einen Beitrag der DW handele. „Den Fake erkennt man an der Typografie und der Animation/Untertitelung, die nicht dem DW-Stil entsprechen“, schreibt sie. Auch das Logo befände sich an der falschen Stelle. „Inhaltlich ist eindeutig zu erkennen, dass es sich nicht um seriöse Berichterstattung der DW handelt, sondern um Propaganda.“ Ein exemplarischer Vergleich der Schriftart in einem echten Beitrag der DW mit dem Fake bestätigt den Unterschied. Und während im Fake-Video das DW-Logo rechts eingeblendet wird, wird das Logo in hochkant ausgerichteten Social-Media-Videos normalerweise links gezeigt, wie zum Beispiel hier oder hier auf dem Instagram-Account der DW zu sehen ist.

Ein echter Beitrag (oben) der DW verwendet eine andere Schriftart, als der Fake (unten), wie sich bei genauer Betrachtung an einzelnen Buchstaben erkennen lässt (Quelle: Instagram / Telegram; Screenshots und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Auch die Polizei Berlin teilt uns mit, dass es die im Video beschriebenen Festnahmen nicht gegeben habe. „Durch die zuständige Fachdienststelle beim Landeskriminalamt fanden keine Festnahmen in Zusammenhang mit ukrainischen Hackern statt“, schrieb uns Sarah Braut von der Pressestelle der Polizei Berlin auf Nachfrage.

Zu der angeblichen Hacker-Gruppe „31337 nice“ finden sich auch über eine Google-Suche keine Medienberichte – abgesehen von zwei Faktenchecks in ukrainischer und russischer Sprache, die den angeblichen Bericht ebenfalls als Fake einordnen.

Immer wieder kursieren gefälschte Nachrichten-Videos verschiedener Sender. So begegnen uns regelmäßig angebliche BBC-Berichte (hier oder hier), die in die Irre führen sollen.

Redigatur: Uschi Jonas, Steffen Kutzner