Rote Wetterkarte der Tagesthemen zeigt keine Temperaturen, sondern Sonnenstunden
Manche Nutzer reagieren in Sozialen Netzwerken wütend auf eine Wetterkarte, auf der die Tagesthemen angeblich niedrige Temperaturen rot darstellen. Die Karte stammt von einem Satire-Account und zeigt etwas anderes.
Medien würden mithilfe von angeblich drastischen Wetterkarten Panik verbreiten – das ist ein gängiges Narrativ unter Klimawandelleugnern. So auch in einem aktuellen Beispiel.
Auf X und Facebook heißt es seit dem 18. Juli 2024 zu einem Screenshot einer rot gefärbten Wetterkarte aus den Tagesthemen: „Der Höllensommer heizt schon vormittags mit Temperaturen von 11 bis 14 Grad ein. Wie steht unsere Überlebenschance?“ Allein ein X-Beitrag mit der Karte erreichte hunderttausende Aufrufe.
Doch die Behauptung ist erfunden. Der X-Nutzer, der die Karte mit der Behauptung zuerst veröffentlicht hatte, schreibt in seiner Profilbeschreibung: „Obacht, Tweets können Satire enthalten“. Auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck schreibt er, sein Beitrag „überzeichnet satirisch den vieldiskutierten Vorwurf, dass Tagesschau und Co ihre Wetterberichte in roter Farbgebung dramatisieren“.
Einige verbreiten die Falschbehauptung ohne Satire-Hinweis weiter
Der Beitrag wird jedoch ohne Satire-Hinweis von anderen Nutzerinnen und Nutzern weiterverbreitet. Darin ist etwa die Rede von „Klimahysterikern des #ÖRR“ oder einer „Spirale der kompletten Verblödung“. Offenbar verstehen einige Nutzerinnen und Nutzer also nicht, dass es sich um Satire handelt.
Doch die Karte zeigt keine Temperaturvorhersagen. Die Tagesthemen-Folge vom 18. Juli belegt das: Bei Minute 32:58 ist die Stelle aus dem X-Beitrag zu sehen. Demnach zeigt die Karte, an wie vielen Stunden pro Tag die Sonne an jenem Tag voraussichtlich scheinen wird – bis zu 14 Sonnenstunden zeigt die Prognose. Die Wetterkarte mit den voraussichtlichen Tagestemperaturen wird erst bei Minute 33:58 eingeblendet, diese lagen laut Vorhersage bei bis zu 33 Grad Celsius.
Wetterkarte der Tagesthemen ist Satire, doch das verstehen nicht alle
Behauptungen, die sich um angebliche Klima-Panikmache von Medien drehen, lenken von eigentlichen Fakten ab: Die ungewöhnlich warmen Sommer und Hitzetage werden in Deutschland seit Jahrzehnten häufiger. Die Anzahl der Hitzetage hat sich seit den 1950er Jahren laut Deutschem Wetterdienst von etwa drei auf durchschnittlich neun Tage pro Jahr verdreifacht. Statistiken und der Bericht des Weltklimarats von 2021, belegen, dass der menschengemachte Klimawandel für die globale Erwärmung verantwortlich ist.
Redigatur: Paulina Thom, Sarah Thust