Faktencheck

Manipuliertes Bild von Stabhochspringerin schürt Transfeindlichkeit bei Olympia

Auf Facebook und X verbreitet sich zu Olympia in transfeindlichen Beiträgen ein angebliches Foto der ehemaligen russischen Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa. Doch das Bild hat weder einen Bezug zu Olympia noch ist es echt.

von Paulina Thom

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Noch vor dem Start des Stabhochsprung-Wettkampfs bei Olympia teilten Nutzerinnen und Nutzer online ein manipuliertes Foto einer ehemaligen Athletin (Symbolbild: Sven Hoppe / DPA / Picture Alliance)
Behauptung
Ein Foto zeige eine Stabhochspringerin mit Penis bei Olympia 2024.
Bewertung
Manipuliert. Das Originalfoto ist mehr als zehn Jahre alt und zeigt die damalige russische Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa. Der Penis wurde nachträglich in das Foto montiert.

Auf Facebook und X kursiert in transfeindlichen deutschen und englischsprachigen Beiträgen ein Foto. Es soll angeblich eine Stabhochspringerin bei den Olympischen Spielen 2024 mit männlichen Geschlechtsorganen unter der Sporthose zeigen. Allein auf Facebook wurde ein Beitrag mit dem Bild mehr als 4.000 Mal geteilt. Auch über den Whatsapp-Bot von CORRECTIV.Faktencheck wurde das Bild mit der Bitte um Überprüfung eingereicht. 

Unter dem Bild sind abwertende und transfeindliche Kommentare. Einige Nutzerinnen und Nutzer weisen aber auch darauf hin, dass das Foto gefälscht sei und keinen Bezug zu den aktuellen Olympischen Spielen in Paris habe – und zwar aus gleich mehreren Gründen. 

Screenshot eines Facebook-Beitrags mit dem manipulierten Foto
Auf Facebook wurde dieses manipulierte Foto mehr als 4.000 Mal geteilt (Quelle: Facebook; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Foto von russischer Athletin Jelena Issinbajewa hat keinen Bezug zu Olympia und wurde manipuliert

Für eine Manipulation spricht etwa, dass sich das Blau der Sporthose genau an der Stelle vom restlichen Blau unterscheidet, an der sich angeblich ein Penis abzeichnet. 

Zudem trägt die Athletin ein Shirt, auf dem „Russia“ steht. Bei den Olympischen Spielen 2024 dürfen russische Sportlerinnen und Sportler nach dem Großangriff Russlands auf die Ukraine nur unter neutraler Flagge teilnehmen. Nach Vorgaben des Internationalen Olympischen Komitees ist jegliche Aktivität oder Kommunikation in Zusammenhang mit der Nationalflagge, der Hymne, dem Emblem oder anderen Symbolen der Russischen Föderation verboten. 

Eine Bilder-Rückwärtssuche bestätigt die Manipulation: Sie führt zu mehreren Medienberichten mit demselben Foto. Demnach stammt es von der Nachrichtenagentur Reuters. In deren Bilderdatenbank ist das Originalfoto auffindbar, es zeigt die russische Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa bei den damaligen Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Moskau am 13. August 2013. 

Bereits 2016 verbreitete sich die gefälschte Version des Fotos in Sozialen Netzwerken. Issinbajewa ist mittlerweile keine aktive Spitzensportlerin mehr, 2016 gab sie ihren Rückzug bekannt.

Vergleich des Originalfotos mit dem manipulierten Bild
Das Foto der Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa aus 2013 (links) wurde nachträglich bearbeitet (rechts) (Quelle: Pinterest / Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Issinbajewa ist Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees, in ihrer Funktion aber umstritten. Sie sei seit Jahren Unterstützerin Putins, diene als Majorin im russischen Militär und leugne das russische Staatsdoping, wie Medien berichten

Es ist nicht das erste transfeindliche Foto, das sich im Kontext der Olympischen Spiele verbreitet, wie wir hier berichteten. 

Alle Faktenchecks zu Olympia 2024 finden Sie hier.

Redigatur: Gabriele Scherndl, Kimberly Nicolaus