Krypto-Masche: Nein, die Deutsche Bundesbank verklagt Sahra Wagenknecht nicht
Laut der Bild sei Sahra Wagenknecht angeblich von der Bundesbank verklagt worden. Doch dahinter steckt eine weit verbreitete Masche: Dabei fälschen dubiose Seiten Medienberichte und missbrauchen Namen von Prominenten.
Eine Krypto-Masche missbraucht die Namen von prominenten Personen. Die Geschichte hat häufig dasselbe Muster: Die Deutsche Bundesbank habe Prominente verklagt, nachdem die im Fernsehen über Kryptowährungen gesprochen hätten. Darüber hätten bekannte Medien berichtet, deren angebliche Artikel dann auf Facebook verbreitet werden. Es traf schon Alice Weidel, Carolin Kebekus und Til Schweiger – in einem aktuellen Fall geht es um Sahra Wagenknecht.
„Die Deutsche Bundesbank verklagt Sahra Wagenknecht wegen ihrer Äußerungen in einer Live-Sendung“, heißt es in vermeintlichen Artikel der Bild-Zeitung. Es kursieren zwei Artikel-Versionen. Einmal habe Wagenknecht in der Sendung von Markus Lanz über die Krypto-Plattform „Immediate Flex“ zum schnellen Geldverdienen gesprochen habe, in einer anderen Version geht es um die Plattform „Immediate Core“ . Beide Artikel werden als Werbeanzeigen auf Facebook verbreitet und erreichten dort laut Angaben der Facebook-Werbebibliothek insgesamt tausende Menschen.
Die Aussagen von Wagenknecht sind erfunden. Wir geben hier Tipps, wie solche Fälschungen zu erkennen sind.
Angebliche Bild-Artikel über Sahra Wagenknecht sind gefälscht
Dass die vermeintlichen Bild-Artikel Fälschungen sind, zeigen die URLs „rebleta.pics“ und „techmedialivetoday.com“. Artikel der Bild-Zeitung gibt es unter „www.bild.de“. Auch das Layout ist anders. Es fehlen in der Fälschung mehrere Design-Elemente, wie zum Beispiel der Autorenname und das Datum über dem Text, wie bei Bild üblich. Auch die Schrift sieht anders aus.
Die Bilder im Artikel, die Sahra Wagenknecht zeigen, stammen aus einer Lanz-Sendung vom 19. September 2023, wie eine Bilder-Rückwärtssuche zeigt. Darin sprach Sahra Wagenknecht über ihre Parteigründung, Russlands Krieg gegen die Ukraine und die Ampel-Koalition. Um Trading-Plattformen für Kryptowährungen ging es in der Sendung nicht.
Krypto-Masche verbreitet sich international durch gefälschte Artikel
Ein weiteres Bild in dem Artikel hat nichts mit Lanz oder Wagenknecht zu tun. Es zeigt einen Mann vor einem Computer, der angeblich die Kryptoplattform testet. Im Artikel heißt es dazu: „Unser Chefredakteur beschloss, Immediate Flex [beziehungsweise Immediate Core] persönlich zu überprüfen und schrieb einen ausführlichen Bericht.“ Der Mann auf dem Foto ist nicht Bild-Chefredakteur Robert Schneider und auch nicht Chefredakteurin Marion Horn.
Stattdessen führt eine Bilder-Rückwärtssuche zu weiteren Fake-Artikeln, etwa auf Französisch oder Italienisch. Auch diese Artikel nutzen das Bild mit dem Mann vor dem Rechner und behaupten, Banken hätten Prominente verklagt, weil sie über eine Krypto-Software gesprochen haben. Es ist dieselbe Masche, nur die Namen der Software sind anders.
Anwälte warnen im Zusammenhang mit dem Namen Immediate Core teils vor Anlagebetrug
Die Anzeigen für beide Fake-Bild-Artikel wurden von Facebook-Seiten geschaltet, die erst am 16. und 17. August 2024 erstellt wurden. Die Seiten haben kein Impressum, fast keine Follower und werden auf Facebook als „AIDS-Beratungszentrum“ oder „Social Media-Agentur“ angegeben.
Klickt man auf die Facebook-Anzeigen, kommt man zu den jeweiligen Fake-Artikeln. Wer auf die Links dort klickt, gelangt zur Seite der beworbenen Finanzplattform. Auch sie hat kein Impressum, verlangt aber zur Registrierung, Daten wie Namen und E-Mail-Adresse anzugeben.
Wie wir bereits im Juli 2024 berichteten, gilt bei „Immediate Core“ Vorsicht. Anwaltskanzleien warnen zum Beispiel in Zusammenhang mit der Adresse „immediatecore.com“ vor Anlagebetrug. Auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin informierte am 3. Juni 2024, dass die Betreiber „ohne Erlaubnis Finanz- und Wertpapierdienstleistungen“ anbieten würden.
Auch die Verbraucherzentrale warnt auf ihrer Webseite vor solchen Plattformen, die für digitale Währungen werben: Anfangs werde – wie auch in diesem Fall – nur ein kleines Startkapital von meist 250 Euro gefordert. Anschließend würden telefonisch weitere persönliche Daten für ein angebliches Handelskonto abgefragt. Dabei handele es sich um Betrug. „Nicht wenige Verbraucherinnen und Verbraucher berichten, dass später ihre online geführten Konten abgeräumt wurden“, heißt es weiter. Es sei eine Masche unseriöser Anbieter, in Sozialen Netzwerken mit gefälschten Aussagen von Prominenten zu werben oder auf vermeintlich seriöse Nachrichtenseiten zu verlinken.
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Transparenzhinweis: CORRECTIV ist seit 2017 in einer Kooperation mit dem Facebook-Konzern Meta, um Desinformation auf dem Sozialen Netzwerk zu bekämpfen. Mehr Informationen zu der Kooperation erhalten Sie hier.
Redigatur: Sophie Timmermann, Paulina Thom