US-Wahl 2024: Stimmabgabe trotz Fehlfunktion an Wahlautomat in Kentucky möglich
Ein virales Tiktok-Video einer Wählerin aus dem US-Bundesstaat Kentucky zeigt, wie ein Wahlautomat Kamala Harris auswählt statt Donald Trump. Hinter dem Vorfall steckt jedoch keine Wahlmanipulation, denn die Stimme wird erst im nächsten Schritt über einen ausgedruckten Zettel bei händischer Einreichung registriert.
Am ersten Tag des Early Votings (deutsch: vorzeitige Stimmabgabe) der US-Wahl im Bundesstaat Kentucky geht ein Tiktok-Video viral. Es zeigt, wie eine Person versucht, per Touchfunktion an einem Automaten für Donald Trump abzustimmen. Doch der Automat nimmt die Stimme nicht an. Stattdessen wird die Stimme der Gegenkandidatin Kamala Harris zugeordnet. Dazu heißt es auf Englisch: „Gedanken?? Kentucky.“
Das Tiktok-Video wurde über 200.000 Mal geteilt, bevor es auf der Plattform nicht mehr abrufbar war, doch längst kursiert es auf anderen Tiktok-Profilen mit millionenfachen Aufrufen, auch auf Instagram, Telegram, X, Facebook und bei Threads wurde es zehntausendfach geteilt. Nutzerinnen und Nutzer von Whatsapp baten uns auch um eine Überprüfung des Videos.
Zu den Verbreitern zählen unter anderem der AfD-nahe Deutschland-Kurier und der AfD-Bundestagsabgeordnete Kay-Uwe Ziegler. Beide schreiben: „Jedes Mal, wenn der Wähler Donald J. Trump antippen will, wird automatisch ein Votum für Kamala Harris generiert.“ In anderen Beiträgen ist von einer angeblichen Wahlfälschung oder Manipulation die Rede.
Vorfall mit Wahlautomat ereignete sich in Laurel County, Kentucky
Direkt zu Beginn des Videos sind in der linken oberen Ecke die Worte „Election“ (deutsch: Wahl) und „Kentucky“ zu lesen, dazu das Jahr 2024 und vermutlich ein weiterer Ort, dessen Name durch die Videoaufnahme abgeschnitten ist. Man erkennt nur das Wortende „nstadt“ und die Nummer #2. Eine Google-Suche mit diesen Hinweisen führt zu mehreren Webseiten, wonach das Wortende zu der Kleinstadt „East Bernstadt“ in Kentucky gehört.
Eine weitere Stichwort-Suche führt zu einem Facebook-Beitrag von Tony Brown, dem Bezirkswahlleiter in Laurel County, in dem East Bernstadt liegt. In einem anderen Beitrag vom 31. Oktober schreibt Brown: „Wir hatten heute einen Vorfall, bei dem jemand eine Fehlfunktion eines der Wahlmarkierungsgeräte meldete.“
Laut einer Mitteilung des Landeswahlausschusses in Kentucky vom 1. November geht es dabei um den Vorfall aus dem viralen Tiktok-Video. In der Mitteilung heißt es: Die Wählerin, die das Video erstellte, habe letztlich doch noch Trump auswählen und ihre Stimme regulär registrieren können. Nachdem die Wählerin ihr Video den Wahlhelfern und dem Bezirkswahlleiter gezeigt habe, habe der Wahlleiter den betroffenen Wahlautomaten außer Betrieb gestellt, bis ein Vertreter des Büros des Generalstaatsanwalts den Fall vor Ort untersuchen konnte.
Weiter informiert Wahlbezirksleiter Brown auf Facebook, dass sich der Vorfall aus dem Video bei der Untersuchung des Generalstaatsanwalts nach vielen Versuchen reproduzieren ließ – und zwar dann, wenn nicht direkt auf das Feld geklickt worden sei, sondern „auf einen Bereich zwischen den Kästen“. Sowohl Brown als auch der Landeswahlausschuss betonten, dass Wählerinnen und Wähler, die ein Wahlmarkierungsgerät nutzen, darauf achten sollten, in die Mitte des Kastens zu klicken, in dem ihre bevorzugte Kandidatin oder ihr bevorzugter Kandidat steht.
Wahlautomat druckt lediglich Stimmzettel aus – Stimmabgabe erfolgt danach durch Einlegen in Scanner
Dass das Wahlmarkierungsgerät in Kentucky der Wählerin „nicht erlaubt“ habe, für Donald Trump abzustimmen, ist also falsch. Denn: Wie der Landeswahlausschuss von Kentucky in seiner Mitteilung erklärt, registriert das Gerät nicht automatisch die Stimmabgabe: „Der Automat ist ein Gerät zur Kennzeichnung von Stimmzetteln, das den Wählern ihre Option für jede Wahl vorschlägt und sie dann auf einem Papierstimmzettel festhält. Der Wähler überprüft dann den ausgedruckten Stimmzettel und legt ihn in einen Scanner ein. Eine Stimme wird erst abgegeben, wenn der Stimmzettel in den Scanner eingelegt wird.“ Zudem schreibt Brown auf Facebook: „Wenn Sie einen Fehler gemacht haben, können Sie den Stimmzettel ungültig machen und einen neuen erhalten.“
Wir haben Kay-Uwe Ziegler und den Deutschland-Kurier kontaktiert. Eugen Mannheimer, Redakteur beim Deutschland-Kurier, schrieb uns, dass der Beitrag korrigiert werde. Bis zur Veröffentlichung unseres Textes war das jedoch nicht der Fall.
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Redigatur: Steffen Kutzner, Gabriele Scherndl