Nein, die Rheinbahn verlost keine 6-Monats-Tickets für 2,35 Euro
Ein Facebook-Beitrag wirbt mit „unbegrenzten Fahrten für nur 2,35 Euro“ mit der Rheinbahn in Düsseldorf. Dahinter steckt eine internationale Betrugsmasche, um an persönliche Daten und Kreditkarten-Informationen zu kommen.

„6 Monate unbegrenzte Fahrten für nur 2,35 €“, heißt es in einem Beitrag der Facebook-Seite „ÖPNV Düsseldorf“. Angeblich verkaufe die Rheinbahn anlässlich ihres 25. Jubiläums 500 „Guthabenkarten“ für den örtlichen Nahverkehr zum Sonderpreis. Das klingt zu gut, um wahr zu sein – und das ist es auch.
Bei der Facebook-Seite handelt es sich um kein offizielles Profil des Verkehrsunternehmens „Rheinbahn“, das für Düsseldorf zuständig ist. Das lässt sich an mehreren Indizien erkennen: Der Seite folgen beispielsweise nur 10 Nutzer, während über 47.000 Menschen der echten Facebook-Seite der Rheinbahn folgen. Auch wurde sie erst am 30. Juni 2025 erstellt – nicht einmal zwei Wochen, bevor der erste betrügerische Post veröffentlicht wurde.
Wer auf den Link im Facebook-Beitrag klickt, gelangt auf eine Internetseite mit dem Logo der Rheinbahn, auf der Fragen beantwortet werden sollen. Abgesehen vom Logo hat diese Webseite jedoch auch nichts mit dem Verkehrsunternehmen aus Nordrhein-Westfalen zu tun. Sie heißt anders als die offizielle Webseite rheinbahn.de und hat auch kein Impressum. Das Foto mit der Bahn selbst ist mehrere Jahre alt.
Warum Webseiten ohne Impressum oft unseriös sind, erklären wir hier.
Ticket und Jubiläum sind frei erfunden
CORRECTIV.Faktencheck hat über einen sicheren Weg ausprobiert, was passiert, wenn man die Fragen auf der dubiosen Webseite beantwortet: Daraufhin zeigt die Seite ein vermeintliches Glücksspiel, bei dem das Angebot scheinbar verlost wird. Bei unseren Versuchen haben wir ohne Ausnahme beim zweiten Versuch das angepriesene Ticket „gewonnen“.

Die Seite fordert danach dazu auf, persönliche Daten wie die eigene Kreditkartennummer einzugeben. Nutzerinnen und Nutzer sollten in diese Falle auf keinen Fall tappen, solange nicht klar ist, wer diese Daten erhält.
Die spanische Faktencheck-Organisation Maldita hat im Juli 2025 über die Vorgehensweise der Betrüger hinter den Facebook-Seiten, die solche Links verbreiten, berichtet. Berichte von Betroffenen zeigen, dass die Betrüger nach den ersten 2,35 Euro weitere Zahlungsaufforderungen um größere Summen stellen. Ein Ticket wird nicht versandt.
Auch die Rheinbahn bestätigte gegenüber CORRECTIV.Faktencheck, dass das Ticket nicht existiert: Ein sechsmonatiges Ticket gebe es nicht zu kaufen, schrieb uns eine Sprecherin des Unternehmens. Auch das angebliche 25. Jubiläum ist erfunden – die Rheinbahn feierte bereits 2021 ihr 125-jähriges Bestehen.
Internationaler Ring aus Kreditkartenbetrügern
Bei ihrer Recherche fand die spanische Faktencheck-Organisation Maldita mehr als 1.000 Facebook-Seiten, die örtliche Verkehrsdienstleister in über 60 Ländern weltweit imitieren. Sie gehen alle nach demselben Prinzip vor und verwenden nahezu identische Beitragstexte.
Die Betreiber der Seiten geben sich Mühe, den Beiträgen auf Facebook Reichweite und Glaubwürdigkeit zu verschaffen. Das zeigt auch unser Beispiel aus Düsseldorf: In den Kommentaren scheinen Nutzerinnen und Nutzer zu bestätigen, dass sie ihre Karte erhalten haben. Hinter diesen Accounts stehen jedoch höchstwahrscheinlich keine echten Menschen. Sie kommentieren die Beiträge zwar alle auf Deutsch, geben aber in ihren Profilen an, dass sie im Ausland leben, wie zum Beispiel in der Ukraine. Einige von ihnen folgen neben der Seite für Düsseldorf auch zahlreichen weiteren Fake-Verkehrsbetrieben an anderen Orten.

Der Fake-Beitrag wurde zwischen 2. und 16. Juli immer wieder über Werbeanzeigen auf Facebook verbreitet, die gezielt Menschen im Raum Düsseldorf erreichen sollten. Ein Blick in die Werbebibliothek von Meta zeigt, dass diese Anzeigen oft nur wenige Stunden aktiv sind und dann abgeschaltet werden. Doch in der Zwischenzeit erreichten sie hunderte Nutzerinnen und Nutzer.
Transparenzhinweis: CORRECTIV ist seit 2017 in einer Kooperation mit dem Facebook-Konzern Meta, um Desinformation auf dem Sozialen Netzwerk zu bekämpfen. Mehr Informationen zu der Kooperation erhalten Sie hier.
Redigatur: Sarah Thust, Sophie Timmermann