Ohnmacht durch Parfüm? Warum diese angebliche Masche von Dieben fake ist
Online kursiert ein Kettenbrief über eine angebliche neue Masche von Dieben: Sie würden sich als Parfümverkäufer an Haustüren ausgeben und anschließend Menschen betäuben. Wir erklären, warum die Masche nur ein Mythos ist.

Mit großem „Achtung!“ wird in Sozialen Netzwerken mit einem Kettenbrief vor einer angeblich neuen Masche von Dieben gewarnt: „Zwei Personen gehen derzeit von Haus zu Haus und werben für den Verkauf von Parfüms“, heißt es auf einem Sharepic. Wenn man an dem Duft rieche, fall man in einen „tiefen Schlaf“ und die Diebe würden anschließend das ganze Haus „durchwühlen“. Allein auf Facebook wurde der Kettenbrief mehr als 25.000 Mal geteilt. Auch über unseren Whatsapp-Bot erreichte er uns mehrfach.
Einige Dinge im Kettenbrief machen stutzig: Es ist von keinem konkreten Ort die Rede, auch die Formulierung „tiefer Schlaf“ ist sehr vage und mutet fast schon märchenhaft an.
Unsere Recherche zeigt: Solche Erzählungen über Parfüm-Diebinnen und -Diebe kursieren seit Jahrzehnten in unterschiedlichen Ländern. Belege gibt es dafür keine.

Polizeien der Bundesländer sind keine Fälle von „Parfümdieben“ bekannt
Wir haben bei allen Landeskriminalämtern beziehungsweise höchsten Polizeistellen der Bundesländer nachgefragt. Aus Berlin erhielten wir bis zur Veröffentlichung keine Rückmeldung. Den Restlichen war ein solches Phänomen entweder nicht bekannt oder sie konnten es aufgrund von fehlender Verschlagwortung in der Polizeilichen Kriminalstatistik nicht auswerten.
Medienberichte über das angebliche Vorgehen an Haustüren gibt es ebenfalls keine. Eine Google-Suche mit den Stichworten „Diebe Parfüm Ohnmacht“ führt jedoch zu einem Bericht der Ruhr Nachrichten über einen Vorfall in Dortmund 2021: Einer Frau sei in der Nordstadt auf der Straße ein Parfüm zum Kauf angeboten worden, heißt es im Artikel. Als sie daran gerochen habe, sei die Frau plötzlich ohnmächtig geworden. Auf Nachfrage erklärt die Staatsanwaltschaft Dortmund, dass 2022 ein Verdächtiger wegen Raubes in Tateinheit mit Körperverletzung verurteilt worden sei. Um welche Substanz es sich bei dem angeblichen Parfüm gehandelt habe, habe aber nicht ermittelt werden können.
Geschichte des Mythos hinter dem angeblich betäubenden Parfüm
Tatsächlich hat der Mythos der Parfüm-Diebinnen und -Diebe in unterschiedlichen Facetten schon eine lange Internetgeschichte hinter sich, wie die österreichische Faktencheckredaktion Mimikama in einem Artikel schreibt. Der erste Faktencheck dazu kam von Snopes aus den USA im Jahr 2000. Damals sollen Diebe ihre Opfer auf Parkplätzen von Supermärkten mit Ether betäubt haben – Belege gab es dafür keine. Das Gerücht von den Parfümdieben auf Parkplätzen kursierte auch 2015 in Großbritannien, 2019 und 2023 in Indien.
Auch in Deutschland macht das Gerücht in verschiedenen Varianten regelmäßig die Runde: Ende 2024 berichteten wir über die Falschbehauptung von vergifteten Parfümproben in Briefkästen. Im Juli 2025 hieß es, in Vorpommern würden zwei Frauen die Masche anwenden. Die Polizei dementierte, wie der NDR berichtete.
Redigatur: Steffen Kutzner, Gabriele Scherndl