Intensivere Farben, aber keine Manipulation der Wetterkarten
Die gezeigten Wetterkarten sind echt, aber der Vorwurf der Manipulation ist unbegründet. Die Farben wurden aus technischen Gründen angepasst, um Kontraste und Lesbarkeit zu verbessern.

Faktensammlung
Ein X-Nutzer teilt einen Beitrag, in dem er zwei Wetterkarten vom 17. Juli gegenüberstellt, jeweils aus den Jahren 2005 und 2025. Beide Karten stammen wie angegeben aus der Tagesschau. Die gezeigten Temperaturen unterscheiden sich auf beiden Karten nicht wesentlich, doch die Farben sind anders: In der Karte von 2005 wirken sie matter, in der Karte von 2025 deutlich satter und kontrastreicher. Außerdem sind die Gradzahlen 2025 farblich hinterlegt, 2005 jedoch nicht. Nutzer teilten den Beitrag auf mehreren Plattformen weiter, allein auf X erreichte er mehr als 700.000 Aufrufe. Der Aufbau des Wetterberichts in der Tagesschau hat sich seitdem nicht geändert: Auf die Nachtkarte folgt in beiden Sendungen die Tageskarte, die auf den Screenshots zu sehen ist. Sie zeigen die Tageshöchsttemperaturen für Deutschland. Temperaturkarten stellen die Gradzahlen farblich dar. Die Farbskala reicht dabei von Blau und Grün (kühler) bis zu Orange und Rot (wärmer).
Die Tagesschau hat die Darstellung ihrer Wetterkarten 2005 und 2014 angepasst. Seitdem werden alle Farben – nicht nur das Rot – intensiver dargestellt. Barbara Jung, Pressesprecherin des für die Tagesschau verantwortlichen NDR, sagte dazu bereits 2022 auf CORRECTIV-Anfrage: „Die Grafiksoftware, die Darstellung von Farben an Monitoren, die Auflösung von Monitoren – all das hat sich in den vergangenen 20 Jahren weiterentwickelt. Auch hat sich das darstellbare Farbspektrum vergrößert: Je größer das Farbspektrum, desto größer der Kontrast, desto besser lässt sich der Inhalt der Grafik für die Zuschauerinnen und Zuschauer erkennen.“ Die Anpassungen erfolgten also aus technischen und gestalterischen Gründen, nicht zur gezielten Dramatisierung.
Kontext: Im Netz kursieren immer wieder Bildvergleiche alter und neuer Wetterkarten. Damit wird der Tagesschau unterstellt, sie würden bewusst dramatisieren, indem sie hohe Temperaturen heute dramatischer als noch vor einigen Jahren oder Jahrzehnten darstellen würden. Solche Vergleiche sind aber irreführend. Sie blenden technische Veränderungen aus oder vergleichen unterschiedliche Kartenarten oder Karten aus verschiednene Jahreszeiten. Auch der Account, der den aktuellen Vergleich zum Datum 17. Juli verbreitete, postete bereits 2022 ähnliche Gegenüberstellungen.
Hintergrund: Die durchschnittliche Temperatur in Deutschland steigt. Das Deutsche Umweltbundesamt schrieb 2024: „Die deutschlandweite Mitteltemperatur im Jahr 2024 lag bei ca. 10,9 Grad Celsius und damit um 2,7 Grad Celsius über dem Mittelwert der Referenzperiode 1961-1990. Damit war 2024 das wärmste Jahr seit 1881 und das vierzehnte Jahr in Folge, das wärmer als der vieljährige Mittelwert von 1961-1990 war.“ Auch heiße Tage gibt es immer häufiger. „Nach Anzahl der Heißen Tage wurden die zehn wärmsten Jahre alle seit 1994 registriert“, berichtet das Umweltbundesamt. Die Tendenz sei – trotz Schwankungen zwischen den einzelnen Jahren – insgesamt deutlich steigend.
Diese Faktensammlung haben Mitglieder der Faktenforum-Community recherchiert. Redaktion: Anna Süß; Redigatur: Viktor Marinov