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Dieses Foto stammt nicht aus dem Sudan, sondern von einer KI

Zwei Soldaten mit erhobenen Waffen gehen auf eine Frau zu, die ein Kind in den Armen hält. Dieses Bild soll angeblich aus dem Sudan stammen, auch ein AfD-Politiker teilt es. Doch es ist KI-generiert.

Sudan Mutter mit Kind KI-Bild Collage
Dieses Foto soll angeblich aus dem Sudan stammen – doch es ist nicht echt, sondern KI-generiert (Quelle: X; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Bild aus dem Sudan zeige eine Mutter kauernd am Boden, die ihr Kind umarme. Vor ihr sind die Schatten von Soldaten mit Waffen zu sehen.
Einordnung
Das Bild ist KI-generiert. Es stammt von einem Instagram-Account, der immer wieder solche Inhalte verbreitet und den Beitrag mit der kauernden Mutter inzwischen als KI-generiert bezeichnet hat.

Faktensammlung


Eine Frau sitzt kauernd am Boden, ihr Kopf ist gesenkt, ihre Arme um ein kleines Kind geschlungen. Vor ihr zeichnen sich die Schatten von zwei Soldaten ab, die Waffen tragen. Dieses dramatische Bild soll aus dem Sudan stammen – dort herrscht seit 2023 Krieg. Seit der Einnahme der Stadt Al-Faschir durch die RSF-Miliz gibt es vermehrt Berichte über Massenmorde, Vergewaltigungen und Entführungen.

Das Bild ist in Sozialen Netzwerken viral. Der AfD-Bundestagsabgeordnete Rüdiger Lucassen und der polnische EU-Abgeordnete Dominik Tarczynski von der rechtspopulistischen Partei PiS teilen die Aufnahme auf X. Allein der Beitrag von Tarczynski hat mehr als drei Millionen Aufrufe. Auch das rechtspopulistische Medium Nius verwendete das Bild für einen Artikel.


Am linken Bildrand ist teilweise ein Schriftzug zu erkennen, der wie ein Wasserzeichen aussieht. Mit Bilderrückwärtssuchen finden wir mehrere Versionen des Bilds, auf manchen von ihnen ist der vollständige Schriftzug lesbar: „@khoubaib.bz“.

Der Name führt zu einem Instagram-Account, der ebenfalls die Aufnahme verbreitet – allerdings animiert: Die Frau streicht mit ihren Händen über den Rücken des Kindes, im Hintergrund sind abgebrannte Hütten und arabische Schrift zu sehen. Die Soldaten bewegen sich scheinbar auf die Frau zu. Das Video auf dem Kanal stammt vom 28. Oktober, also zwei Tage bevor die Politiker Lucassen und Tarczynski das Bild verbreiten. Der Instagram-Kanal ist der älteste Verbreiter, den wir finden konnten.


Der Instagram-Kanal ist allerdings keine zuverlässige Quelle für authentische Bilder. Im Profil stellt sich der Betreiber als „KI-Spezialist“ vor, viele seiner Beiträge sind auf den ersten Blick als KI-generiert zu erkennen. Bei näherem Betrachten gibt es auch im Video mit der kauernden Mutter Unstimmigkeiten: Während sie den Rücken des Kindes streichelt, geht ihr rechter Arm durch den linken.

Die Schatten der Soldaten kommen ihr näher, die Oberkörper bleiben aber trotz der Bewegung komplett starr. Die Schatten sind insgesamt widersprüchlich, wie Lead Stories in einem Artikel erklärt: Die von den Soldaten kommen von hinten, die Mutter selbst wirft gar keinen Schatten und die Steine hinter ihr werfen Schatten nach vorn. Nach einer Anfrage von Lead Stories ergänzte der Instagram-Nutzer in der Beschreibung auf Arabisch den Zusatz: „KI-generiertes Video“. Auch die Faktencheck-Redaktion der AFP nennt den Kanal als Ursprung für das KI-generierte Video.

hoax-alert.leadstories.com
archive.is
factcheck.afp.com


Hintergrund: Für die Gräueltaten in Al-Faschir gibt es viele authentische Berichte. Eine Forschungsgruppe hat mit Satellitenbildern Belege für Massenhinrichtungen in Al-Faschir und Hinweise auf Massengräber gefunden. In einem Krankenhaus soll die RSF-Miliz laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hunderte Menschen getötet haben. Unter authentische Belege für die Verbrechen mischen sich auch falsche Bilder. CORRECTIV.Faktencheck hat etwa ein Satellitenbild geprüft, das angeblich etliche Leichen zeigen soll. Laut Experten waren darauf aber Nutztiere an einer Wasserstelle zu sehen. Auch andere Redaktionen, zum Beispiel die Deutsche Welle, deckten gefälschtes Material auf.

perma.cc
tagesschau.de
correctiv.org
dw.com


Wir haben den AfD-Bundestagsabgeordneten Rüdiger Lucassen und den polnischen EU-Abgeordneten Dominik Tarczynski mit unserer Recherche konfrontiert. Auf die Frage, ob sie wussten, dass das Bild mit KI erstellt wurde, antworteten beide bis zur Veröffentlichung nicht. Die X-Beiträge sind noch unverändert online. Auch Nius reagierte auf unsere Anfrage nicht.


Diese Faktensammlung haben Mitglieder der Faktenforum-Community recherchiert. Redaktion: Viktor Marinov; Redigatur: Steffen Kutzner

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