Ja, Grundschulkinder aus Melle führten Theaterstück in Moschee auf
Ein Elternbrief einer Grundschule nahe Osnabrück sorgte für Kritik auf den sozialen Netzwerken: Grundschulkinder würden anlässlich des Geburtstags des Propheten Mohammeds ein Theaterstück in einer örtlichen Moschee besuchen. Ist das Schreiben echt? CORRECTIV hat bei der Schulleitung nachgefragt.
Auf Facebook verbreitet sich derzeit das Foto eines Elternbriefs einer Grundschule im niedersächsischen Melle vom 18. Januar. Darin heißt es, „anlässlich des Geburtstags des Propheten Mohammeds“ würden Schülerinnen und Schüler der Grundschule am 22. und 23. Januar 2019 gemeinsam mit ihren Lehrkräften ein Theaterstück in einer örtlichen Moschee ansehen. Datiert ist das Schreiben auf den 18. Januar.
Viele Kommentierende scheinen erbost über den Elternbrief. „Da kann man nur noch mit dem Kopf schütteln. Mein Kind wäre an diesem Tag krank“, schreibt ein Nutzer. Andere sehen in dem Schreiben kein Problem. „Meine Tochter musste auch immer an den evangelischen Gottesdiensten in der Schule teilnehmen, obwohl wir Atheisten sind. Es hat ihr nicht geschadet“, schreibt eine Kommentatorin. Weitere Nutzer hingegen zweifeln die Echtheit des Briefes an.
Wir haben mit dem Leiter der Grundschule telefoniert. Das Schreiben ist echt.
Theaterstück wurde von Schülerinnen und Schülern der Grundschule aufgeführt
Tatsächlich hatten die Schülerinnen und Schüler ein Theaterstück in einer örtlichen Moschee angesehen. Organisiert wurde die Aufführung jedoch nicht von der Moscheegemeinde. Schülerinnen und Schüler der Grundschule hatten das Stück vorbereitet und aufgeführt.
Die Aufführung sei mit der Landesschulbehörde, dem Schulamt sowie dem Pressesprecher der Gemeinde abgeklärt worden, so der Schulleiter im Telefonat mit CORRECTIV. Thematisch sei im Theaterstück die Geburt des Propheten behandelt worden, ähnlich eines Krippenspiels.
Der Brief sei dem Schulleiter zufolge von einem Elternteil ohne vorherige Absprache mit der Schule abfotografiert und über Whatsapp verbreitet worden. Daraufhin hatte die Schule zahlreiche wütende Anrufe und E-Mails erhalten. „Wir sind gerne bereit, Fragen der Eltern von Kindern unserer Grundschule zu beantworten“, sagte der Schulleiter gegenüber CORRECTIV – nicht jedoch von Personen aus ganz Deutschland.
Von Seiten der Eltern der Grundschulkinder habe es sonst nur eine kritische Rückmeldung zum Theaterstück gegeben – die Zweifel des Elternteils hätten sich jedoch nach einer kurzen Rücksprache mit dem Schulleiter ergeben.
Vermeintlicher Elternbrief von Dresdner Grundschule ist eine Fälschung
Zur selben Zeit war auch ein ähnlicher Brief auf sozialen Medien verbreitet worden, datiert auf den 23. Januar 2019. Darin empfahl die Schulleiterin einer Dresdner Grundschule vermeintlich den Kauf eines Korans für eine Themenwoche „im Sinne des Korans“. Sie kündigt außerdem angeblich den Besuch von vier Imamen an.
Dabei handelte es sich um eine Fälschung, bestätigte die Pressestelle des sächsischen Bildungsministeriums auf Twitter.
Möglicherweise war das Fake-Schreiben von den Gerüchten um den Elternbrief der Grundschule Melle beeinflusst.