Gesellschaft

Unbelegte Gerüchte über den Tod einer Grundschülerin

Nach dem Tod einer elfjährigen Grundschülerin in Berlin sind noch viele Fragen ungeklärt. Zunächst berichteten Medien von einem Suizid wegen Mobbing. Doch bislang gibt es weder eine offizielle Bestätigung für den Suizid, noch ist der genaue Hintergrund bekannt.

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Der Tod einer Schülerin wird von Gerüchten und Spekulationen begleitet. (Symbolbild: coyot / pixabay)
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Unklar. Im Netz kursieren verschiedene Versionen der Tragödie. Bis jetzt steht jedoch nur fest, dass die elfjährige Grundschülerin gestorben ist. Ob es sich dabei tatsächlich um einen Suizid handelt und ob es einen Zusammenhang mit Mobbing gibt, ist unklar. Die Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln.

Ein angeblicher Suizid, angeblich wegen Mobbing – bisher ist davon nichts offiziell bestätigt. Hinzu kommt nun die unbelegte Behauptung, dass „Neubürgerkinder“ gemobbt hätten. Mehr als 600 Mal haben Facebook-Nutzer das Bild mit der Behauptung von Höhne Ralf geteilt.

Facebook-Post von Nutzer Ralf Höhne

Tod im Krankenhaus nach Suizidversuch?

In einem Artikel vom 5. Februar 2019 schreibt der Tagesspiegel, die Grundschülerin habe „vor einigen Tagen einen Suizidversuch unternommen“ und sei später „an den Folgen im Krankenhaus gestorben“. Dem Text zufolge bestätigten Elternvertreter der Grundschule, dass das Mädchen gemobbt worden sei und sich in der vergangenen Woche das Leben genommen habe. In den sozialen Medien wird das tragische Ereignis seit einigen Tagen kontrovers diskutiert. Bislang gibt es jedoch weder eine offizielle Bestätigung für den Suizid, noch ist der genaue Hintergrund des Todes klar. Mobbing und Gewalt in der Schule sind jedoch kein Einzelfall. Immer wieder, wurde in der Vergangenheit über ähnliche Fälle berichtet.

Ein  Pressesprecher der Senatsbildungsverwaltung gibt im Namen der Familie des Mädchens folgende Bitte an die Medien weiter: „Als Familie, die um ihre verstorbene Tochter trauert, bitten wir die Medien darum, die öffentlichen Spekulationen über die Umstände des Todes unserer Tochter zu beenden.“ Durch die Berichterstattung würden sie sich in ihren Persönlichkeitsrechten und Privatsphäre verletzt fühlen, so die Angehörigen. „Wir haben unser Kind verloren und wünschen uns, endlich in Ruhe und ohne mediale Aufmerksamkeit in der Familie trauern zu können. Bitte respektieren Sie diesen Wunsch“, schreibt der Sprecher in einer E-Mail.

Im Sekretariat der Hausotter-Grundschule, die im Berliner Bezirk Reinickendorf liegt, ist wegen der Schulferien niemand erreichbar. Elternvertreter werfen der Grundschulleitung vor, nicht genug gegen Mobbing zu tun. Der Vorsitzende der Gesamtelternvertretung (GEV) der Schule, Yeliz Demirel sagte in einem Interview mit dem Tagesspiegel: „Natürlich ist es auf der einen Seite ganz wichtig, dass die massiven Probleme, die es an der Schule zweifellos gibt, endlich gelöst werden. Aber dazu sind jetzt auch wir Eltern gefragt. Wir haben schon ein Krisenteam gebildet.“

Zusammenhang zwischen Mobbing und Tod?

Viele Medien behaupten zwar, dass der Tod im Zusammenhang mit Mobbing steht – zum Beispiel „In Tod gemobbt: Grundschülerin in Berlin begeht Selbstmord“ (Sputnik) oder „Junge Schülerin tot – war Mobbing der Grund?“ (T-Online) – doch rund eine Woche nach dem Tod des Mädchens ist weiterhin unklar, was die tatsächlichen Ursachen sind.

Auf Anfrage von CORRECTIV sagt ein Sprecher der Senatsbildungsverwaltung: „Bisher ist nicht geklärt, inwieweit das Mädchen gemobbt wurde.“ Es könne aktuell lediglich bestätigt werden, dass es im letzten Schuljahr (vor den Sommerferien) in der Klasse des Mädchens Mobbing gab.

„Es wurde ein Todesermittlungsverfahren in die Wege geleitet, eine Pressekonferenz der Polizei Berlin wird es nicht geben, für weitere Informationen, wenden Sie sich bitte an die Staatsanwaltschaft“, sagt eine Pressesprecherin der Polizei Berlin am Telefon.

Auf Nachfrage von CORRECTIV teilt eine Pressesprecherin der Generalstaatsanwaltschaft Berlin mit: „Es folgt eine Obduktion des Leichnams, um festzustellen, ob ein strafrechtlicher Tatbestand vorliegt.“ Wenn nicht, werde das Verfahren eingestellt. Eine Obduktion sei noch nicht erfolgt.