USA

Mick Jagger, Eminem und Sydney Sweeney: Diese angeblichen Promi-Aktionen für Charlie Kirk sind erfunden

Nach dem Tod Charlie Kirks sollen verschiedene Prominente mit unterschiedlichen Aktionen ihr Beileid oder ihre Unterstützung für den extrem rechten US-Aktivisten bekundet haben. Dahinter stecken KI-Fakes und Manipulationen.

von Max Bernhard , Sara Pichireddu

Nach dem Mord an Charlie Kirk gedenken Menschen dem extrem rechten Aktivisten – einige angebliche Aktionen von Prominenten sind jedoch erfunden (Foto: Dave Decker / Zuma Press / Picture Alliance)

Nach dem Mord an dem extrem rechten Aktivisten Charlie Kirk in den USA ist eine Debatte darum entbrannt, wie dem Trump-Unterstützer gedacht werden sollte. Das Weiße Haus stellt Kirk als Verfechter freier Rede dar. Auch die CDU in Deutschland gedachte dem Ermordeten auf Instagram mit einem Zitat des Generalsekretärs Carsten Linnemann, in dem es unter anderem heißt: „Eine Demokratie muss den offenen Diskurs, das Ringen um Positionen und auch harte Auseinandersetzungen aushalten – niemals aber Gewalt.“ Kirks Kritiker sprechen von einem Extremisten und landen deshalb teils im Kreuzfeuer von Hass und Hetze: Das zeigt zum Beispiel der Fall der Moderatorin Dunja Hayali, die Morddrohungen erhielt, nachdem sie Kirk als rassistisch, frauen- und menschenfeindlich auswies.

Wer war Charlie Kirk?

Charlie Kirk hat 2012 mit damals 18 Jahren die Studentenorganisation „Turning Point USA“ mitgegründet. Ihr Ziel ist es, konservative, rechte Ideen an Hochschulen zu verbreiten. Bei Veranstaltungen an Colleges und Universitäten forderte Kirk Studierende auf, ans Mikrofon zu treten und seine rechtsgerichtete christliche Weltanschauung vor einem Publikum in Frage zu stellen. Clips dieser Auseinandersetzungen verschafften ihm eine große Fangemeinde mit Millionen Followern auf X und TikTok. Diese Reichweite half ihm wiederum, Jugendliche für den inzwischen amtierenden US-Präsidenten Donald Trump zu mobilisieren.

Während solcher Debatten traf Kirk immer wieder rassistische, sexistische oder transfeindliche Aussagen und verbreitete Falschbehauptungen: So beharrte er zum Beispiel auf der von Donald Trump aufgestellten, haltlosen Behauptung, dass Migranten in den USA Katzen essen würden und befeuerte immer wieder den rassistischen Verschwörungsmythos vom „Großen Austausch“.

Und Kirk ließ seinen Worten auch Taten folgen: Er unterstützte die Falschbehauptung Donald Trumps, dass diesem 2020 die Präsidentschaft durch Wahlbetrug gestohlen worden sei. Die Veranstaltung, die dem anschließenden Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 vorausging, hatte „Turning Point USA“ mitorganisiert. Auf X schrieb Kirk zwei Tage zuvor, „Das Team von Trump Students und Turning Point Action fühlt sich geehrt, dabei helfen zu dürfen, dies zu verwirklichen, indem es über 80 Busse voller Patrioten nach Washington D.C. schickt, um für diesen Präsidenten zu kämpfen.“

Am 10. September wurde Kirk im Alter von 31 Jahren bei einer Diskussionsveranstaltung an der Utah Valley University in Orem erschossen.

Unter authentische Beiträge von Prominenten nach der Ermordung von Kirk mischen sich indes auch mehrere Fakes. Teils mit manipulierten, womöglich KI-generierten Bildern, werden verschiedenen Prominenten Aktionen im Gedenken an Kirk angedichtet: Mick Jagger habe bei einem Konzert eine Schweigeminute eingelegt und die Schauspielerin Sydney Sweeney in einem T-Shirt von Kirks Organisation „Turning Point USA“ posiert, heißt es in Sozialen Netzwerken.

Im Faktencheck erklären wir, woran sich die Fakes erkennen lassen.

Bilder von Snoop Dogg, Dr. Dre, Eminem und 50 Cent sind mutmaßlich KI-generiert

Zwei Aufnahmen, die in einem Sharepic verbreitet werden, sollen angeblich zeigen, wie die US-Rapper Eminem, Dr. Dre, 50 Cent und Snoop Dogg bei einer Veranstaltung Kirk gedenken.

Diese Aufnahmen sollen die US-Rapper beim Gedenken an Charlie Kirk zeigen – doch mehrere Details deuten auf einen KI-Fake hin (Quelle: X; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Medienberichte finden sich zu der angeblichen Veranstaltung keine, und auch in den Bildern deuten Details auf die Verwendung von KI: Das graue Oberteil von 50 Cent (grün markiert) hat in den zwei Aufnahmen eine andere Farbe. Die schwarze Jacke von Dr. Dre (rot) ist in der anderen Aufnahme plötzlich verschwunden, während eine goldene Halskette plötzlich auftaucht. Eminem (links) trägt eine zweite Flagge, die vorher nicht zu sehen war (hellblau).

Verschiedene Details aus den Aufnahmen deuten auf KI hin (Quelle: X; Screenshots, Collage und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Schweigeminute für Kirk bei angeblichem Mick Jagger Konzert ist erfunden

In anderen Beiträgen auf Facebook und X heißt es, Mick Jagger, der Frontmann der Rolling Stones, hätte Kirk bei einem Konzert mit einer Schweigeminute gedacht. Auch das ist falsch. Die Band war laut deren Webseite zuletzt 2024 auf Tournee, und auch auf Jaggers Webseite finden sich keine Hinweise, dass der 82-Jährige aktuell Konzerte geben würde. Auch sonst finden sich für das angebliche Konzert keine Belege. Faktencheck-Redaktionen aus den USA kamen ebenfalls zu dem Schluss, dass die Behauptung falsch ist.

Zudem fällt auf: Ein Bild taucht in Zusammenhang mit der Falschbehauptung immer wieder auf. Es zeigt Mick Jagger singend auf einer Bühne, dahinter die US-Flagge und ein Bild von Kirk. Laut Einschätzung mehrerer Erkennungstools ist es KI-generiert.

Auch diese Behauptung ist erfunden, und das zugehörige Bild mit KI generiert (Quelle: Facebook; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Ähnliche Fakes verbreiten sich auch zu Metallica-Frontmann James Hetfield

Über den Sänger der Band Metallica, James Hetfield, verbreitete sich eine ganz ähnliche Falschbehauptung: Auch er habe bei einem Konzert um eine Schweigeminute für Kirk gebeten. Das Bild, das dazu geteilt wird, hat denselben Aufbau wie das von Jagger.

Beide wurden früh von der Facebook-Seite „Pulse of Music“ verbreitet, die inzwischen nicht mehr online ist. Die Beiträge verlinkten auf eine Webseite, auf der diese Falschbehauptungen wiederholt werden. Die Seite hatte zuvor schon mehrere Fakes zu Musikerinnen und Musikern verbreitet.

Dieselbe Facebook-Seite, die den Fake zu Jagger verbreitete, veröffentlichte dieselbe Behauptung von einer Schweigeminute für Kirk für ein angebliches Konzert mit James Hetfield. Auch das verwendete Bild ist sehr ähnlich. (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

In einem weiteren Beitrag der Seite wurde behauptet, Hetfield habe sich bereiterklärt, Kirks Kinder zu unterstützen. Auch diese Falschbehauptung verbreitete sich weiter. Inzwischen sind die Beiträge und die Seite nicht mehr abrufbar. Für keine der beiden Behauptungen finden sich irgendwelche Belege.

Angeblich soll Metallica-Frontmann James Hetfield den Kindern Kirks Unterstützung zugesagt haben. Auch dafür gibt es keine Belege. (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Bild von Sydney Sweeney in T-Shirt von Kirks rechter Jugendorganisation ist manipuliert

Auch von US-Schauspielerin Sydney Sweeney kursieren Bilder mit Bezug zu Kirk. Am 14. September veröffentlichte das Facebook-Profil „The Daily Dog“ ein Bild von Sweeney, auf dem sie ein T-Shirt mit der Aufschrift „Turning Point USA“ trägt. So heißt eine von Charlie Kirk mitgegründete rechte Jugendorganisation. Das Bild ist manipuliert, das Original schon mehrere Monate alt.

Die beiden Bilder gleichen sich bis auf die Kleidung, die Sweeney trägt. Nicht nur sind mit Ausnahme der Hände Körperhaltung und Gesichtsausdruck identisch – auch der Hintergrund ist größtenteils unverändert. Kleine Unterschiede, etwa bei dem Mann, der am linken Bildrand über der Schulter des Kameramannes zu sehen ist, legen außerdem nahe: Das Bild wurde höchstwahrscheinlich mit generativer KI modifiziert.

Weitere Indizien: Im Online-Shop von Turning Point USA gibt es kein solches T-Shirt. Auch die Spitze des Pfeils an Sweeneys rechter Schulter stimmt mit dem Logo nicht überein.

Die gleiche Facebook-Seite veröffentlichte am Tag darauf, also am 15. September ein weiteres, sehr ähnliches Bild mit der Schauspielerin. Darauf trägt sie ebenfalls ein Shirt von Kirks Organisation, diesmal allerdings rot. Auch ihre Brille hat eine andere Farbe.

Das Originalbild ist lizenziert bei der Foto-Datenbank Getty Images. Die Aufnahme entstand am 4. Juni in New York im Rahmen einer Pressetour für einen Film, also lange vor Kirks Tod.

Vielzahl von Falschmeldungen zum Tod von Kirk im Umlauf

Neben den Promi-Fakes verbreiteten sich nach dem Tod von Kirk viele weitere Falschbehauptungen. So beobachteten Analysten zum Beispiel, dass russische Desinformationskampagnen das Thema vermehrt aufgriffen.

Dem Aktivisten wurden falsche Zitate nachgesagt, und es verbreiteten sich falsche Angaben über die politische Ausrichtung des Täters. Fotos, die angeblich den Täter zeigen sollten, waren teils KI-generiert oder manipuliert.

Redigatur: Steffen Kutzner, Sarah Thust

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