Justiz

Hamburg: Wie die Seite „Truth24“ aus einer Gruppe Unbekannter eine angebliche „Moslem-Bande“ macht

In einem Artikel von Truth24 wird behauptet, eine „Moslem-Bande“ habe einen Mann in Hamburg verletzt. Richtig ist: Von den sechs Männern, die im Januar 2017 einen anderen Mann überfielen, wurde nur einer gefasst und verurteilt: Ein türkischer Staatsangehöriger. Über die Mittäter ist nichts bekannt, die religiöse Zuschreibung hat Truth24 frei erfunden.

von Cristina Helberg

GERMANY-TURKEY-COURT-POLITICS
Der Fall wurde im Januar 2019 vor dem Amtsgericht Hamburg verhandelt (Symbolbild: Christian Charisius / Pool / AFP)
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Teilweise falsch
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Teilweise falsch. Von insgesamt sechs Tätern wurde nur einer gefasst und verurteilt. Er ist türkischer Staatsangehöriger. Die Religionszugehörigkeit ist nicht bekannt.

Die Webseite Truth24 veröffentlichte am 6. Januar einen Artikel mit der Überschrift „Moslem- Bande prügelt Mann (20) halbtot – 7 Monate Bewährung!“. Der Artikel wurde laut dem Analysetool Crowdtangle mehr als 4.900 Mal auf Facebook geteilt. 

Bis auf die Überschrift ist der Text wortwörtlich aus einem Artikel der Bild-Zeitung vom 3. Januar übernommen. Der Begriff „Moslem-Bande“ taucht in der Bild-Zeitung nicht auf.

Wir haben die Behauptungen überprüft. 

Mittäter weiter unbekannt

Auf Nachfrage von CORRECTIV schrieb die Pressestelle des Amtsgerichts Hamburg am 6. November per E-Mail: „Richtig ist, dass ein 22 Jahre alter türkischer Staatsangehöriger am 3. Januar 2019 wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von 7 Monaten verurteilt wurde, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt wurde.“ Im Urteil habe das Gericht festgestellt, dass der Angeklagte zusammen mit fünf weiteren Mittätern im Januar 2017 im Bereich der Bremer Straße in Hamburg einen anderen Mann überfiel. Das Opfer erlitt laut Urteil Platzwunden und Stichverletzungen. 

Weiter schrieb das Gericht uns: „Mehr ist – und das ist für uns entscheidend – nicht bewiesen. Insbesondere ist zur Identität der Mittäter nichts festgestellt worden, geschweige denn zu ihrer Religionszugehörigkeit.“

Die Hamburger Staatsanwältin Liddy Oechtering schrieb auf Nachfrage von CORRECTIV zu dem Fall per E-Mail am 6. November: „Die Bezeichnung ‘Moslem-Bande’ ist kein Terminus, der von der Staatsanwaltschaft gebraucht wird. Insoweit ist diese Bezeichnung für den Verurteilten nicht korrekt. Weitere Beschuldigte konnten bislang in diesem Zusammenhang nicht ermittelt werden.“

Die E-Mail der Staatsanwaltschaft Hamburg (Screenshot: CORRECTIV).