Gesundheit

Nein, Jens Spahn erklärt Organe nach dem Tod nicht zum Staatseigentum

Ein Artikel des Berliner Express behauptet, Gesundheitsminister Jens Spahn habe gesagt, „Organe sind nach dem Tod Staatseigentum“. Doch die Zitate sind frei erfunden.

von Hüdaverdi Güngör

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Foto: Universitaetsmedizin [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons
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Jens Spahn hat sich nie so zu Organspenden geäußert. Das Zitat ist frei erfunden.

Die BerlinerExpress, der sich selbst „Online-Satire-Seite“ nennt, veröffentlichte am 15. April einen Artikel mit dem Titel: „Spahn: ‘Organe sind nach dem Tod Staatseigentum’“. Mehrere Facebook-Seiten und -Nutzer greifen den Artikel auf und verbreiten ihn. Zu ihnen gehören Seiten wie „Pflegekräfte – Helden der Neuzeit“, aber auch „AFD HERNE. ALTERNATIVE FÜR DEUTSCHLAND“. Insgesamt wurde der Artikel mehr als 2000 Mal auf Facebook geteilt. Wir haben uns die Sache angesehen.

Der Artikel sorgte für Aufsehen. Screenshot: CORRECTIV

Problematische Satire

In dem Artikel wird mehrfach Gesundheitsminister Jens Spahn zitiert. Konkret geht es um Organspenden und einen möglichen Handel ins Ausland. Die Aussagen aus dem Interview lassen viele Menschen in den Kommentarspalten wütend werden; für sie wird nämlich nicht deutlich, dass es sich um Satire handelt. Eine Person schreibt zum Beispiel: „Bin ich Leibeigentum vom Staat? Noch bin ich für mich selbst verantwortlich und was meins ist bleibt meins, dafür sorge ich schon!!!“.

Der Satire-Artikel lässt viele Menschen wütend werden. Screenshot: CORRECTIV

Wir berichteten bereits darüber, warum es schwer sein kann, die Satire  des Berliner Express erkennen. Im Artikel selbst ist kein Hinweis dafür zu finden, dass es sich um Satire handelt. Erst in der Rubrik „Über uns“ wird man fündig. Dort heißt es:„Wir finden auch, dass es zu wenig Online-Satire und zu wenig überspitzte Kritik am herrschenden (politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen) System gibt. Dem wollen wir mit unserem ‘Berliner Express’ entgegentreten.“

Erst in der Kategorie „Über uns“ wird deutlich, dass es sich um Satire handelt. Screenshot: CORRECTIV

Erschwerend hinzu kommt, dass einige Facebook-Seite in ihren Beiträgen ebenfalls nicht auf die Satire hinweisen. Zu den Personen zählt in diesem Fall unter anderem der bayerische AfD-Landtagsabgeordnete Ralf Stadler. Er schreibt zum Artikel auf Facebook :„Übernehmen Sie dann auch gleich die Bestattungskosten Herr Spahn?“. Es wird nicht deutlich, ob Stadler selbst erkannt hat, ob es sich dabei um Satire handelt.

Ralf Stadler teilte ebenfalls die Meldung. Screenshot: CORRECTIV

Gesetzesentwurf von Spahn

Anlass für die Satire war mutmaßlich ein neuer Gesetzentwurf, den der Gesundheitsminister Anfang April vorlegte. Laut Spiegel sind die wichtigsten Punkte des Gesetzes, dass künftig alle Personen ab 18 Jahren als Organspender registriert werden, sofern sie dem nicht widersprechen. Im Zweifel auch Angehörige entscheiden können, wenn sie belegen können, dass die Person, die Organe nicht spenden wollte.