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Firma Papenburg in Halle: Warum von 70 geflüchteten Praktikanten nur einer blieb

In einem Facebook–Post wird behauptet, 69 geflüchtete Menschen seien nach ihrem Start beim Bauunternehmen Günter Papenburg in Halle irgendwann „nicht mehr gekommen”. Der Meldung fehlt der Kontext. CORRECTIV liefert ihn nach.

von Till Eckert

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Warum haben die Praktikanten die Firma verlassen? Symbolfoto: Pexels / CC0
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Teilweise falsch
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Teilweise falsch. Ja, es blieb nur ein Praktikant übrig, doch die Gründe, wegen denen die anderen 69 die Firma verlassen hatten, sind vielfältig. Auch war es nie das Ziel der Firma, alle Praktikanten zu übernehmen.

Wer auf einen Facebook-Post der Seite „Gegen Masseneinwanderung 2“ vom 10. März stößt, könnte leicht glauben, dass 69 geflüchtete Menschen in Halle eine sichere Ausbildung aus Undankbarkeit abgelehnt hätten. Das zumindest suggeriert das Posting, in dem behauptet wird, die Menschen hätten eine Qualifizierung bei der Firma Günter Papenburg gestartet und seien dann „nicht mehr gekommen“, obwohl sie „binnen drei Jahren zu Berufskraftfahrern, Betonwerkern, Baumaschinisten und Bauhelfern“ ausgebildet werden hätten sollen.

Screenshot von Facebook

Es handelt sich um eine Meldung, die bereits über ein Jahr alt ist und derzeit wieder mehr als 2.200 Mal geteilt wurde. Im Postingtext darüber wird auf einen Text der Mitteldeutschen Zeitung vom 23. Januar 2017 verwiesen, der als Quelle für das Zitat dienen soll. CORRECTIV hat das überprüft.

Ja, am Ende blieb nur einer von 70 Praktikanten übrig – aber es war nie das Ziel, alle zu übernehmen

Tatsächlich stellte die Bauunternehmensgruppe Günter Papenburg im Jahr 2016 rund 70 geflüchtete Menschen für eine Berufsqualifizierung ein. Doch das passierte nicht auf einmal, sondern über das Jahr verteilt, wie die Geschäftsführerin Angela Papenburg der Mitteldeutschen Zeitung einige Tage nach dem ersten Artikel in einem Interview sagte. Manche seien nur wenige Tage zum „Schnuppern“ da gewesen, andere zwei bis vier Wochen.

Bei ihnen hätten die Ausbilder beurteilt, ob sie die Kenntnisse, welche sie angegeben haben, auch wirklich vorweisen konnten. „Sie haben teils sehr unterschiedliche Tätigkeiten in ihren Heimatländern ausgeübt, manche waren etwa Lehrer und zusätzlich Taxifahrer. Wir haben zum Praktikumsende Beurteilungsschreiben erstellt“, sagte Papenburg. Nur bei den Menschen, bei denen die Firma sich auch selbst eine Weiterbeschäftigung vorstellen konnten, wurde eine Empfehlung ausgesprochen. „Damit sie für zukünftige Bewerbungen etwas in der Hand haben.“

Im Interview stellt Papenburg die Aussage aus dem vorherigen Text der Mitteldeutschen Zeitung richtig, Papenburg habe die geflüchteten Menschen „eigentlich binnen drei Jahren zu Berufskraftfahrern, Betonwerkern, Baumaschinisten und Bauhelfern ausbilden“ wollen. Es war demnach nie das Ziel, die 70 Praktikanten komplett zu übernehmen: „Bei den 70 war beispielsweise auch ein kompletter Sprachkurs dabei. Natürlich kann man nicht davon ausgehen, dass 15 von 15 sagen, sie wollen Berufskraftfahrer werden.“ Das Unternehmen habe dennoch gehofft, insgesamt 10 bis 15 Praktikanten übernehmen zu können.

„Nicht mehr gekommen“ ist stark vereinfacht

Drei Praktikanten waren laut Papenburg in der Einstiegsqualifizierung, hatten also einen Vertrag. Von diesen haben zwei abgebrochen. Doch sie sind nicht einfach „nicht mehr gekommen“. Papenburg erklärt die Gründe im Interview:

Screenshot (Mitteldeutsche Zeitung)

Schuld an den Terminen, die in die Praktikumsphase fielen, seien sowohl die Praktikanten als auch die Behörden gewesen: „Wir hatten manchmal das Problem, dass jemand kurzfristig ein Praktikum machen wollte, aber dann zwei Wochen auf einen Termin beim Jobcenter warten sollte, um eine Genehmigung zu bekommen. Natürlich sind die Behörden belastet, aber ein Unternehmen kann damit nicht gut umgehen.“

Papenburg kritisierte die Landesregierung, die ihr Projekt nach der ersten Meldung als „Schnellschuss“ bezeichnet hatte und setzte sich zum Ziel, Missstände mit der Arbeitsagentur zu klären.