„Flüchtlinge sollten zurückkehren“? Ja, der Dalai Lama hat sich mehrmals so geäußert
In einem Facebook-Beitrag wird behauptet, der Dalai Lama habe gesagt, „das Ziel sollte sein, dass Flüchtlinge zurückkehren und beim Wiederaufbau ihrer eigenen Länder mithelfen“. Das stimmt, das Zitat wird korrekt wiedergegeben.
Die Facebook-Seite „Warschauer Notizen“ lud am 29. Mai 2018 ein Bild des Dalai Lama hoch, zusammen mit einem Zitat. So soll der Dalai Lama gesagt haben: „Das Ziel sollte sein, dass Flüchtlinge zurückkehren und beim Wiederaufbau ihrer eigenen Länder mithelfen.“ Eine Quelle wird nicht angegeben, der Beitrag wurde bisher mehr als 23.000 Mal geteilt.
Wir haben in vergangenen Faktenchecks bereits geprüft, was der Dalai Lama zu den Themen Flucht und Migration sagte.
Der Dalai Lama hat sich mehrfach so geäußert
Tatsächlich hat der 84-Jährige sich mehrfach so geäußert, wie im Facebook-Beitrag behauptet. In einem BBC-Interview von Juni 2019 wird er auf eine Aussage angesprochen, die er so 2018 getätigt haben soll: „Das Ziel sollte sein, dass Migranten zurückkehren und ihre Länder wieder aufbauen. Man muss pragmatisch sein: Es ist unmöglich, dass alle kommen.“
Der Dalai Lama sagt daraufhin ab Minute 1:14 zur Reporterin: „Die europäischen Länder sollten diese Flüchtlinge aufnehmen, ihnen Bildung und Training vermitteln. Das Ziel sollte sein, dass sie in ihr eigenes Land zurückkehren.“
Die Reporterin fragt, was denn sei, wenn diese Flüchtlinge in Europa bleiben wollen würden, ob sie das nicht dürfen sollten?
Der Dalai Lama sagte: „Eine begrenzte Anzahl ist in Ordnung. Aber dass ganz letztendlich Europa ein muslimisches Land wird? Unmöglich. Oder ein afrikanisches Land? Auch unmöglich.“ Die Reporterin sagt, was daran falsch sei, der Dalai Lama sei doch selbst ein Flüchtling. Der antwortet darauf: „Sie [die Geflüchteten] sollten besser in ihrem Land sein. Das ist besser. Lasst Europa den Europäern.“
Von seiner Aussage im schwedischen Malmö am 12. September – auf die die BBC-Reporterin sich offenbar bezog – existieren zwar keine Video- oder Tonaufnahmen, wie wir bereits in einem CORRECTIV-Faktencheck vom vergangenen September recherchierten. In einem Bericht zur Veranstaltung in Malmö auf der offiziellen Webseite des Dalai Lama steht jedoch: „Er [der Dalai Lama] wiederholte das, was er zuvor Pressevertretern gesagt hatte: Dass es gut sei, kurzfristig Hilfe anzubieten. Auf längere Sicht wollen die meisten Flüchtlinge jedoch in die Länder zurückkehren, aus denen sie geflohen sind. Was wichtig ist, ist die Wiederherstellung des Friedens dort, und ihnen, vor allem der Jugend, eine Ausbildung zu geben, damit sie ihre Länder wieder aufbauen können.“
Aussagen in Rotterdam und in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“
In einem weiteren Beitrag auf der offiziellen Webseite wird eine Antwort des Dalai Lamas auf die Frage einer Frau in Rotterdam wenige Tage nach dem Auftritt in Schweden wiederholt (auch im Video zu sehen):
„Es ist wunderbar, dass Deutschland und andere europäische Länder den Flüchtlingen geholfen haben, als sie aus anderen Ländern nach Europa gekommen sind. Ich denke jedoch, dass die meisten dieser Flüchtlinge ihr eigenes Land als Heimat betrachten, aber gerade jetzt gibt es dort viele Tote, Tyranneien und Leiden. Deshalb sind sie geflohen. Kurzfristig sollten die europäischen Länder ihnen also Zuflucht bieten und insbesondere den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, eine allgemeine und berufliche Bildung, einschließlich der technischen Ausbildung, zu erhalten. Ziel ist es, dass sie schließlich in der Lage sein sollten, zum Wiederaufbau ihrer eigenen Länder zurückzukehren. Das war von Anfang an meine Meinung (…).“
Ähnlich äußerte sich der Dalai Lama auch 2016 in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Darin sagte er den Satz aus dem Facebook-Beitrag im wortlaut: „Das Ziel sollte sein, dass sie (die Flüchtlinge, Anm.) zurückkehren und beim Wiederaufbau ihrer eigenen Länder helfen.
Der 14. Dalai Lama ist der spirituelle Führer der Tibeter. Er floh nach eigenen Angaben auf der offiziellen Webseite 1959 von Tibet ins Exil nach Indien, nachdem in der tibetischen Hauptstadt Lhasa ein Aufstand gegen die chinesische Regierung ausgebrochen war. Er ist aufgrund der politischen Umstände in Tibet bis heute nicht in seine Heimat zurückgekehrt.