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Dieses Foto zeigt keinen Kriegsflüchtling, sondern einen Demonstranten bei Unruhen in Kenia 2017

Ein Facebook-Nutzer verbreitet ein Foto eines Mannes mit Messer und suggeriert, es zeige einen „Söldner“, der als Kriegsflüchtling nach Deutschland gekommen sei. Tatsächlich stammt das Foto aus Kenia und hat mit dem Thema Flucht nichts zu tun. 

von Alice Echtermann

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Dieses Foto wird oft in rassistischen Beiträgen im Netz verwendet und aus dem Zusammenhang gerissen. Es wurde von der Agentur „Reuters“ 2017 in Kenia gemacht. (Screenshot: CORRECTIV)
Bewertung
Falsch. Das Foto entstand während Unruhen um die Präsidentschaftswahl 2017 in Kenia und hat nichts mit Kriegsflüchtlingen oder Deutschland zu tun. 

Am 31. August 2019 veröffentlichte ein Facebook-Nutzer ein Foto auf seinem Profil, das einen schwarzen Mann mit einem Messer in der Hand zeigt. Der Beitrag wurde bereits mehr als 2.300 Mal geteilt. Der Nutzer schreibt dazu: „So sehen die Söldner aus, die uns als Kriegsflüchtlinge verkauft werden. Sie sind zwar wirklich auf der Flucht, aber nur vor der eigenen Justiz.“

Mit dem Text wird suggeriert, es handele sich bei dem Mann auf dem Foto um einen Flüchtling. Das ist falsch. 

Der Facebook-Beitrag vom 31. August 2019. (Screenshot am 4. September 2019: CORRECTIV)

Tatsächlich stammt das Foto aus Kenia. Es wurde 2017 aufgenommen und zeigt einen Demonstranten bei Zusammenstößen mit der Polizei in einem Slum in Nairobi. Die Rückwärtssuche über die Bilder-Suchmaschine Tineye zeigt als ältesten Treffer einen Artikel der britischen Daily Mail von Oktober 2017 an. Er trägt die Überschrift: „Kenianische Polizei schießt mit Tränengas auf Protestierende, als die Wahlen für eine Wiederholung der Präsidentschaftswahl eröffnet werden, aber nur ein Bruchteil der Wähler auftaucht, nachdem die Oppositionspartei in einen ‘Widerstand’ trat“. Auch in einer Fotogalerie von Spiegel Online vom Oktober 2017 ist das Foto zu finden. 

Das vollständige Foto in einem Artikel der „Daily Mail“ von 2017 über Kenia. (Screenshot am 4. September 2019: CORRECTIV)

Sowohl die Daily Mail als auch Spiegel Online geben als Quelle für das Foto die Agentur Reuters an. Tatsächlich findet es sich auf der Webseite von Reuters als 19. Foto in einer Bildergalerie. Es stammt vom 26. Oktober 2017 aus Nairobi und wurde von dem Fotografen Goran Tomasevic gemacht. Als Beschreibung bei Reuters steht unter dem Foto: „Ein Unterstützer der Opposition gestikuliert mit einem Messer während Zusammenstößen mit der Polizei im Kibera Slum in Nairobi, Kenia, 26. Oktober 2017.“ 

Das Foto in einer Galerie auf der Webseite von „Reuters“. (Screenshot am 4. September 2019: CORRECTIV)

Es kam Reuters zufolge an diesem Tag zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Unterstützern der Opposition und der Polizei. Die Polizei habe unter anderem Tränengas eingesetzt. Die Anhänger der Opposition wollten dem Bericht zufolge die Wiederwahl von Präsident Uhuru Kenyatta verhindern, indem sie die Wahl boykottierten und Wahllokale daran hinderten, zu öffnen. Kenyatta hatte die Präsidentschaftswahl im August 2017 bereits gewonnen, das Ergebnis wurde jedoch von der Opposition angefochten, weshalb es zu der Wiederholung im Oktober kam.  

Das Foto hat also – anders als in dem Facebook-Beitrag geschrieben – nichts mit Söldnern oder Kriegsflüchtlingen zu tun, die nach Deutschland kommen. Es wurde schon in der Vergangenheit in falschem Kontext verwendet, zum Beispiel im Januar 2019 auf der rechtsextremen US-Webseite Daily Stormer