Migration

Nein, bei der Nikolausfeier der Gautinger Tafel wurden Deutsche nicht ausgeschlossen

Die Tafel im bayerischen Gauting hat am Nikolaustag ein interkulturelles Fest veranstaltet. Nun wird im Netz behauptet, dieses sei ausschließlich für „illegale Migranten“ gewesen. Das ist falsch. 

von Alice Echtermann

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Die Gautinger Tafel in Bayern feierte am Nikolaustag ein interkulturelles Fest, zu dem – anders als behauptet wird – alle Kunden der Tafel eingeladen waren. (Symbolbild: Katja S. Verhoeven / Pixabay)
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Falsch. An dem interkulturellen Nikolausfest durften alle Kunden der Gautinger Tafel teilnehmen, egal welcher Nationalität. 

Die Webseite Anonymousnews behauptete in einem Artikel am 10. Dezember, die Tafel in Gauting in Bayern habe ein „pompöses Nikolausfest“ ausschließlich für „illegale Migranten“ gefeiert. Das Ganze sei vom Bayerischen Innenministerium finanziert worden. „Für deutsche Kinder aus sozial schwachen Familien oder Senioren gab es außer Tränen in den Augen nichts“, heißt es in dem Artikel. 

Der Text wurde laut dem Analysetool Crowdtangle bereits mehr als 1.500 Mal auf Facebook geteilt. In der Facebook-Gruppe „AfD-Gruppe bundesweit“ kommentieren Leute unter dem Beitrag Dinge wie „Saupack“, „Das ist Rassismus“ oder „Und die Deutschen spenden auch noch dafür“. Es wird gefordert, die Tafel zu schließen oder ihr keine Spenden mehr zu geben.

CORRECTIV hat bei der Gautinger Tafel und bei der Bürgermeisterin von Gauting nachgefragt und außerdem einen Medienbericht über die Veranstaltung gefunden: Die Behauptungen von Anonymousnews sind falsch. 

Der Text von Anonymousnews wurde laut Crowdtangle von verschiedenen Gruppen und Seiten auf Facebook geteilt. (Screenshot am 12. Dezember: CORRECTIV)

Das Nikolausfest sei eine interkulturelle Feier für alle Tafel-Kunden gewesen, erklärt die Leiterin der Tafel, Monika Fliedner, uns am Telefon. Also für Einheimische und auch Geflüchtete. Bei letzteren handele es sich nicht um „illegale Migranten“, die Menschen hätten alle Papiere und eine Bleibeperspektive. 

Tatsächlich kann nicht einfach jeder zu der Tafel gehen und bekommt dort Essen, die Bedürftigkeit muss nachgewiesen werden. So steht auf der Webseite der Gautinger Tafel: „Wenn Sie Unterstützung durch die Tafel benötigen, schicken Sie uns bitte einen entsprechenden Nachweis (Renten- oder Grundsicherungsbescheid, ALG I / ALG II etc.) und vereinbaren Sie einen Termin […]. In einem persönlichen und vertraulichen Gespräch werden wir abklären, ob und wie wir Ihnen helfen können.“ Uns gegenüber erklärt Fliedner: „Wir sind als Tafel verpflichtet, dem Finanzamt Nachweise zu erbringen.“

Tafel-Chefin: Deutsche werden nicht benachteiligt

In dem Artikel von Anonymousnews wird behauptet: „Als Deutscher ist man mittlerweile zum Menschen zweiter Klasse im eigenen Land geworden und wird deshalb von derartigen Veranstaltungen konsequent ausgeschlossen.“ Fliedner nennt den Bericht „bösartig“ und betont: „Es gibt hier keine Diskriminierung. Wir sind alle gleich.“ Das Miteinander bei ihrer Tafel sei harmonisch. Die Feier sollte auch dazu dienen, dass die Geflüchteten deutsche Traditionen kennenlernen. 

Schätzungsweise 60 Personen hätten an der Feier teilgenommen, sagt die Tafel-Chefin. Das Ganze sei tatsächlich vom Innenministerium gefördert worden. Sie habe sich mit den Plänen für das Nikolausfest auf eine öffentliche Ausschreibung beworben und 1.000 Euro bekommen. 

Die Bürgermeisterin war ebenfalls anwesend

Das Foto, mit dem der Artikel von Anonymousnews bebildert ist, stammt aus einem Artikel im Münchner Merkur am 9. Dezember über die Veranstaltung. Darin steht, die Feier sei eine Veranstaltung für „die ehrenamtlichen Helfer der Gautinger Tafel gemeinsam mit Nutznießern der Einrichtung“ gewesen, bei der auch die Bürgermeisterin von Gauting anwesend war. 

Wir haben auch bei der Bürgermeisterin, Brigitte Kössinger, nachgefragt, wie das Nikolausfest ablief. Sie antwortet per E-Mail: „Ich finde es sehr schade, wenn ein gute Idee und ein schönes Treffen so mit Hetze belegt wird. Es ist nicht richtig, dass an dem Nikolausfest nur Asylbewerber oder Flüchtlinge teilgenommen haben, vielmehr waren auch Bürger mit deutscher Herkunft eingeladen und anwesend. Im Übrigen gehören auch Flüchtlinge inzwischen zu Helfern bei der Tafel.“