Polizei

Mutmaßliche Täter von Freiburg laut Behörden nicht auf Erdogan-Liste

Mehrere Facebook-Nutzer teilen ein Bild mit der Behauptung, Erdogan habe Deutschland vor den mutmaßlichen Tätern der Gruppenvergewaltigung in Freiburg gewarnt. Behörden dementieren das.

von Tania Röttger

GERMANY-TURKEY-POLITICS-DIPLOMACY
Angela Merkel und Recep Tayyip Erdogan auf einer Pressekonferenz in Berlin am 28. September 2018. (Foto: Tobias SCHWARZ / AFP)
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Fehlende Belege. Sicherheitskreise widersprechen der Behauptung, dass Verdächtige im Fall Freiburg auf einer Liste von Erdogan stehen. Umgekehrt nennt „Ali-Tube“ keine Belege für die Behauptung.

Mehrere Männer sollen am 14. Oktober ein Mädchen in Freiburg vergewaltigt haben. Bisherige Ermittlungen führten zur Inhaftierung von acht mutmaßlichen Tätern, davon sieben mit syrischer Staatsbürgerschaft, einer mit deutscher.

Nun kursiert ein Bild auf Facebook mit folgeneder Behauptung: Acht der mutmaßlichen Täter würden auf einer Liste stehen, die der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan an die Bundesregierung übergeben habe, er habe die Leute auf der Liste in der Türkei vor ein Gericht stellen wollen.

Der Tenor ist: Erdogan hat sich für Deutschlands Sicherheit eingesetzt, doch Deutschland hat nichts unternommen, und der Übergriff in Freiburg ist das Resultat. 

Die Huffington Post berichtete bereits vergangene Woche über das Bild.

Bild von Facebook.

Welche Listen?

Medienberichten zufolge hat Erdogan im September Listen mit Namen von Regierungskritikern an die Bundesregierung übergeben. Allerdings soll die Liste nicht nur Mitglieder der Kurdenpartei PKK erwähnt haben, sondern auch Akademiker, Journalisten wie Can Dündar und angeblich Putschisten. Schon zuvor hatte Erdogan ähnliche Listen überreicht. Im Juli Juli 2017 berichteten Medien von einer Liste, die Unternehmen wie Daimler, BASF und eine Dönerbude in Nordrhein-Westfalen erwähnte. Deutsche Sicherheitsbehörden hatten sich mit den Listen beschäftigt. Aber nicht um zu prüfen, ob sie die Menschen an die Türkei ausliefern, sondern weil die Menschen auf der Liste möglicherweise durch den türkischen Staat gefährdet sein könnten, wie Sicherheitskreise gegenüber CORRECTIV sagten.

Auf die Frage, ob die Freiburger Polizei bestätigen kann, dass die mutmaßlichen Täter auf einer Liste von Leuten stehen, vor denen Erdogan die deutsche Regierung gewarnt haben soll, antwortet eine Sprecherin der Polizei: „Nein, das können wir nicht bestätigen.“ Die Freiburger Staatsanwaltschaft antwortet ähnlich: „Derartige Informationen kann ich nicht bestätigen.“

Aus Sicherheitskreisen heißt es gegenüber CORRECTIV: Die mutmaßlichen Täter von Freiburg stehen nicht auf einer der Listen von Erdogan. Schriftlich oder öffentlich wollten sie dies aber nicht sagen.

„Ali-Tube“

Das Bild stammt ursprünglich vom verschwörungstheoretischen Youber Ali Iscitürk, der das Bild am 29. Oktober postete. Er betreibt auch die Webseite „Ali-Tube“.

Andere Facebook-Nutzer verbreiteten das Bild weiter.