Nein, in Weilheim wurden keine Koran-CDs mit Chemikalien gefunden
Seit Jahren teilen Menschen eine Falschmeldung über Briefe mit Weihnachts-CDs, die mit giftigen Chemikalien präpariert seien. Aktuell kursiert sie wieder auf Facebook.
Ein Facebook-Beitrag vom 7. Oktober schürt im Netz Angst vor einer chemischen Substanz in Briefsendungen. Eine Nutzerin veröffentlichte ein Foto eines Briefs, der angeblich eine CD enthalte, samt der Warnung: „Die CD ist mit chemischer Substanz bearbeitet, die die Attemwege [sic!] lähmen. […] In Weilheim sind betroffene schon im Krankenhaus.“ Die CD enthalte Lieder und Aussagen aus dem Koran. Der Beitrag wurde mehr als 280 Mal geteilt.
Wir haben die Behauptung überprüft.
Auf eine Presseanfrage von CORRECTIV antwortete die zuständige Polizeibehörde für Weilheim, Oberbayern Süd: „Bei dieser Meldung handelt es sich mit eindeutiger Sicherheit um eine Falschmeldung. In Weilheim und dem restlichen Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd gab es keinerlei dieser Vorfälle.“ Zudem kursierte die Meldung laut Polizei schon 2016 und 2017 im Netz und über Whatsapp.
Medien wiesen bereits 2016 auf die Falschmeldung hin
Auf dem verbreiteten Foto des Briefumschlags ist das Logo der Stiftung „Menschen für Menschen“ zu erkennen. Die Stiftung wies schon im Dezember 2016 auf ihrer Webseite auf die Falschmeldung hin. Bei dem Foto handelte es sich demnach offenbar um einen echten Brief der Stiftung, mit dem im November 2016 eine CD mit Weihnachtsmusik verschickt wurde.
Zwischenzeitlich kursierten laut Medienberichten auch Warnungen vor dem Brief für die baden-württembergische Stadt Weinheim und den Rhein-Neckar-Kreis. Die zuständigen Polizeibehörden haben 2016 sowohl für Weilheim als auch für Weinheim in Facebook-Beiträgen auf die Falschmeldung aufmerksam gemacht.
Das Foto mit den falschen Behauptungen war außerdem Thema mehrerer richtigstellender Medienberichte. Im November 2016 berichtete die Hessische Niedersächsische Allgemeine Zeitung, im Dezember 2016 die Schleswig-Holsteinische Zeitung und der Merkur und im Oktober 2017 das Schwäbische Tagblatt. Auch die österreichischen Faktenchecker von Mimikama veröffentlichten im Dezember 2016 und Dezember 2018 je einen Artikel zum Thema.