Faktencheck

Amazonas-Brände: Nein, diese drei Fotos zeigen nicht die aktuellen Feuer in der Region

Nutzer teilen in Sozialen Netzwerken zahlreiche Bilder von brennenden Wäldern, die angeblich die aktuellen Feuer im Amazonasgebiet zeigen sollen. Die drei Fotos, die wir in diesem Faktencheck untersuchen, sind jedoch schon Jahre alt.

von Cristina Helberg

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Der Facebook-Beitrag vom 21. August 2019 (Screenshot: CORRECTIV)
Bewertung
Falsch. Keines der drei Bilder zeigt aktuelle Szenen der Waldbrände im Amazonasgebiet im August 2019.

Am 21. August veröffentlichte ein Facebook-Nutzer einen Beitrag mit drei Fotos, die brennende Wälder und Felder zeigen. Im Beitrag wird suggeriert, die Fotos würden die aktuelle Situation im Amazonasgebiet zeigen. Zu den Fotos schrieb der Nutzer unter anderem: „Seit 16 Tagen brennt der Amazonas, die Lunge der Welt, die mehr als 600 Arten beherbergt und niemand tut etwas, weder die Medien noch die Regierungen.“ Der Beitrag wurde bisher mehr als 10.700 Mal geteilt. 

Der Facebook-Beitrag vom 21. August 2019 (Screenshot: CORRECTIV)

Aber zeigen die vom Nutzer veröffentlichten Fotos wirklich die aktuelle Situation in der Region? Wir haben sie geprüft. 

Das erste Bild entstand 2011 in Brasilien 

Die brasilianischen Faktenchecker von Agência Lupa veröffentlichten bereits am 20. August einen Faktencheck zu dem Bild, auf dem ein Tier vor Flammen im Hintergrund flieht. Sie recherchierten, dass der Fotograf Silva Júnior das Foto am 17. August 2011 in der brasilianischen Gemeinde Sertãozinho aufnahm. Die Bildunterschrift des Fotos im Archiv der Nachrichtenagentur Folhapress lautet: „Tiere fliehen vor der Verbrennung von Zuckerrohr.“ 

Das Bild wurde also im Jahr 2011 in Brasilien aufgenommen. 

Das Bild im Archiv der Nachrichtenagentur Folhapress (Screenshot: CORRECTIV)

Das zweite Bild entstand 2008 in Brasilien 

Eine Google-Bilder-Rückwärtssuche führt zu einem Artikel der Umweltschutzorganisation Greenpeace. In einer Bildergalerie auf der Seite ist das Foto eingefügt. Als Fotograf gibt Greenpeace dort Daniel Beltra an. Orts- und Zeitangaben zum Foto fehlen jedoch. 

Bild auf der Webseite der Umweltschutzorganisation Greenpeace (Screenshot: CORRECTIV)

Eine um die Suchwörter „Daniel Beltra“ und „Greenpeace“ erweiterte Google-Bilder-Rückwärtssuche führt zu weiteren Treffern. Auf einer schwedischen Regionalseite veröffentlichte Greenpeace das Bild am 17. April 2009 zusammen mit einem Artikel über den Fotografen. 

Der Fotograf Daniel Beltra selbst veröffentlichte am 17. September 2018 das Bild auf seinem Instagram-Kanal mit einer detaillierten Erklärung zum Kontext. Er schrieb: „Auf diesem Luftbild aus geringer Höhe brennen Feuer und bereiten den Boden für Landwirtschaft in der Gemeinde Sao Felix Do Xingu im Bundesstaat Para, Brasilien im Jahr 2008 vor.“ 

Der Instagram-Beitrag vom 17. September 2018 (Screenshot: CORRECTIV)

Das Instagram-Profil von Daniel Beltra ist nicht durch einen blauen Haken verifiziert, scheint aber echt zu sein. Es enthält insgesamt 236 Beiträge mit Naturaufnahmen, der erste Beitrag stammt vom 18. April 2015. 

Die Taz berichtete am 22. August 2019, Greenpeace habe das elf Jahre alte Bild für aktuelle Beiträge zu den Amazonas-Feuern genutzt und nicht gekennzeichnet, dass es sich dabei um Archivaufnahmen handele. Am 23. August aktualisierte die Taz den Artikel mit dem Hinweis, Greenpeace habe mittlerweile reagiert und das Foto „der Bildkampagne aus dem Netz genommen und vor der erneuten Veröffentlichung mit dem Hinweis ‘Archivbild’ versehen“.

Update des „Taz“-Artikels vom 23. August 2019 (Screenshot: CORRECTIV)

Das dritte Bild entstand spätestens im Jahr 2003

Zu dem dritten Bild des Facebook-Beitrages haben wir bereits einen eigenen Faktencheck veröffentlicht. Eine Bilder-Rückwärtssuche mit Yandex führte uns in diesem Fall zu der Fotoarchiv-Seite Alamy mit demselben Bild. Auf der Seite ist auch ein Fotograf angegeben: Loren McIntyre. Als Beschreibung steht unter dem Bild nur: „Amazonas Regenwald brennt“. Eine genaue Orts- und Zeitangabe fehlt. 

McIntyre war nach Angaben von National Geographic als Fotograf und Autor für die Zeitschrift tätig. In einem im November 2016 veröffentlichten National-Geographic-Artikel steht, er sei im Jahr 2003 gestorben. Das Bild muss demnach spätestens im Jahr 2003 entstanden sein.